Freitag, 7. Mai 2010

Warten hat seinen Preis

Unerwünschte Werbeanrufe Keine kostenlosen Telefon-Warteschleifen

Die schwarz-gelbe Koalition hat die Forderung der Grünen nach kostenlosen Telefon-Warteschleifen bei Service-Nummern abgelehnt. Union und FDP stimmten ohne Aussprache im Bundestag dagegen, dass die Verbraucher erst dann zahlen sollen, wenn sie mit einem Berater verbunden sind.

Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn reagierte enttäuscht: "Damit wurde eine Chance vertan, die Verbraucher vor der Abzocke durch teure Warteschleifen zu schützen", sagte sie. "Das Problem wird weiter auf die lange Bank geschoben."

22 Euro für Zwölf-Minuten-Schleife

Um ihre Forderung nach kostenlosen Telefon-Warteschleifen zu untermauern, hatten die Grünen zuvor den Test gemacht. Ein Team der Bundestagsfraktion rief in den vergangenen Wochen rund 700 Mal bei Unternehmen an. Dabei ging es um Service-Nummern, wenn das Handy streikt, ein Flug umgebucht werden soll oder die Stromrechnung Fragen offen lässt. Das Resultat: Wartezeiten von bis zu 18 Minuten bei einem 0180-Anruf des Telefon-Anbieters Alice und sogar Kosten von bis zu 22 Euro bei einer 12-Minuten-Schleife einer 0900-Nummer der Esoterik-Internetseite "Tarot König".

Nicht kostenlos, aber günstiger

Gegen die gezielte Abzocke bei Warteschleifen will aber auch die Bundesregierung vorgehen. Sie möchte die Wartezeiten günstiger machen. Zurzeit verhandeln Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) über die Ausgestaltung eines entsprechenden Gesetzes.

Dabei hatte Aigner unlängst noch eine ähnliche Forderung wie die Grünen erhoben: "Wichtig ist aber, dass der Kunde erst von dem Moment an bezahlen muss, in dem er auch tatsächlich eine Gegenleistung erhält", sagte Aigner am 10. April in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Abzocke, etwa durch extra langes Hängenlassen von Kunden in der kostenpflichtigen Warteschleife, müsse verhindert werden. Generell kostenlose Hotlines hatte die Verbraucherschutzministerin jedoch abgelehnt. "Wenn Unternehmen guten Service bieten, dürfen sie dafür ruhig ein wenig Geld verlangen."
Union und FDP haben im Koalitionsvertrag vereinbart, dass sie das Problem der Kosten bei Warteschleifen am Telefon für Verbraucher angehen wollen. Konkrete Maßnahmen ließen sie aber offen.

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