Montag, 31. Mai 2010

England: Doppelleben kostet schwulen Staatssekretär den Job

Finanzstaatssekretär David Laws muss nach nur drei Wochen im Amt seinen Hut nehmen, weil er Spesen an seinen (bislang geheimen) Lover weitergeleitet hatte.

Der Liberaldemokrat Laws erklärte am Wochenende seinen Rücktritt, nachdem die konservative Tageszeitung "Daily Telegrah" über die Spesenabrechnungen des 44-Jährigen berichtet hatte. Demnach hat Laws zwischen 2004 und 2009 über 40.000 Pfund (47.000 Euro) an seinen Vermieter in London gezahlt - der Vermieter war aber gleichzeitig der "geheime Liebhaber" des Politikers, wie der "Telegraph" meldet.
Seit 2006 dürfen Spesen laut einer schwammig formulierten Vorgabe aber nicht für Mietzahlungen verwendet werden, wenn der Lebenspartner oder die Lebenspartnerin Nutznießer ist.
Laws sagte, er habe seiner Meinung nach keine Vorschriften missachtet, könne aber wegen des öffentlichen Drucks sein Amt nicht mehr ausführen. Er sehe ein "dass das, was ich getan habe, in gewisser Weise falsch war, auch wenn ich keinerlei finanziellen Nutzen daraus gezogen habe, meine Beziehung geheim zu halten". Zwischen ihm in seinem Partner habe aber keine echte Beziehung bestanden, da er und sein Partner ein "getrennte Privatleben" geführt hätten.

Mit seinem Bericht outete der "Daily Telegraph" Laws. Zuvor hätten nicht einmal enge Freunde und die Familie gewusst, dass der Mann, mit dem er seit elf Jahren zusammen wohnt, auch sein Lebenspartner ist. Boulevardzeitungen haben am Montag damit begonnen, Details aus dem Leben des Paares zu veröffentlichen, etwa gemeinsame Urlaubsfahrten nach Frankreich.

Der Rücktritt ist bitter für die Liberaldemokraten, da Laws als große Hoffnung für seine Partei galt. Zudem verlieren die Konservativen einen der Architekten der brüchigen Koalitionsregierung, der in vielen fiskalischen Fragen mit den Torys einer Meinung ist. Der konservative Premierminister David Cameron hat den Rücktritt bereits bedauert.
Warum gibt es so viele Klemmschwestern in der Politik?
Homo-Aktivisten sehen den Rückzug kritisch: Er zeige, dass Politiker aus Angst vor Ansehensverlust selbst in Parteien, die Schwulen- und Lesbenrechten gegenüber sehr aufgeschlossen sind, ihre sexuelle Orientierung geheim halten müssen. "Warum ist das schon der dritte liberaldemokratische Abgeordnete, der zu einem Coming-out gezwungen werden muss? Die Partei selbst unterstützt doch Homo-Rechte mit vollem Herzen", fragt etwa das Portal pinknews.co.uk.

Die Liberaldemokraten sind die kleinste der drei großen Parteien in Großbritannien - und wegen des Mehrheitswahlrechts stets im Parlament unterrepräsentiert. So erreichten sie bei den diesjährigen Wahlen 23 Prozent der Stimmen, aber nur rund neun Prozent der Sitze im Unterhaus. Nach den Wahlen am 6. Mai konnten sie erstmals seit über 30 Jahren eine Regierungsbeteiligung erreichen, weil weder Labour noch die Torys eine absolute Mehrheit der Sitze erzielten. Allerdings haben die Liberaldemokraten zu vielen Themen - etwa der Europa- oder Steuerpolitik - völlig andere Ansichten als ihr Koalitionspartner.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen