Freitag, 14. Mai 2010

Ermittlungsbericht: Mixa wollte mit Schlägen den "Satan austreiben"

Augsburgs Ex-Bischof Walter Mixa ist zwar vom Verdacht des sexuellen Missbrauchs entlastet, umso erschütternder tritt aber nun zutage, wie brutal er in Schrobenhausen Heimkinder behandelte. Der Sonderermittler berichtet von Schlägen mit Faust, Stock und Gürtel. So wollte Mixa angeblich unartigen Kindern prügelnd den Satan "austreiben".

Verdacht auf sexuellen Missbrauch gegen Bischof MixaFast zeitgleich werden am Freitag die Informationen bekannt: Während die Staatsanwaltschaft in Ingolstadt das Ende der Vorermittlungen wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauchs verkündet, nennt Sonderermittler Sebastian Knott in Schrobenhausen erschütternde Details zum Umgang Mixas mit den Kindern im Waisenhaus St. Josef. Die Aussagen ehemaliger Heimkinder seien glaubwürdig, versichert er.

Knott schreibt von "schweren körperlichen Züchtigungen mit dem Einsatz von Gegenständen, der Dunkelkammer und verbalen Demütigungen seitens des Pfarrers Mixa“ in den 1970er Jahren. Die Tätlichkeiten erfüllten den Tatbestand der Körperverletzung, schweren Körperverletzung und der Misshandlung Schutzbefohlener. Die Taten seien allerdings verjährt.
Acht ehemalige Heimkinder aus dem Kinderheim St. Josef berichteten von Prügeln durch den heute 69-jährigen Geistlichen, zum Teil zusammen mit Ordensschwestern. Die Betroffenen hätten unabhängig voneinander ähnliche Vorfälle geschildert, berichtete Knott. Einige seien während der Gespräche in Tränen ausgebrochen.



Laut Knott hörten die Kinder des Waisenhauses sehr oft von den Ordensschwestern in dem Heim den Satz "Warte nur, bis Mixa kommt“. Den Kindern sei bewusst gewesen, dass dieser regelmäßig prügelt. Außerdem habe Mixa immer wieder Kinder beschimpft und bedroht. Einem Mädchen habe er gesagt: „Ich möchte, dass du mich niemals vergisst. Dazu werde ich deine Zukunft ruinieren.“ Die von Knott als glaubhaft bezeichnete Frau benötige bis heute therapeutische Hilfe und sei nicht in der Lage, Beziehungen zu führen.


Der Bericht dürfte bei vielen Gläubigen für die entsetzte Frage sorgen, wie solch ein Mann es in der katholischen Kirche so weit bringen konnte. Es entsteht ein Bild, das Mixa als frömmelnden Peiniger zeigt, der angeblich unartigen Kindern prügelnd den Satan "austreiben“ will.


Mit einem Vokabular, das eher an Mittelalter und Inquisition erinnert, soll Mixa in Schrobenhausen die Heimkinder zwischen 1975 und 1996 bedroht haben. "Du landest im Fegefeuer“, soll er gesagt haben und auch "In dir ist der Satan“. Oder: "Ich werde dir schon die schmutzigen Gedanken austreiben.“ Die Nonnen des Heimes hätten sich auf den Stadtpfarrer als Zuchtmeister für die Kinder verlassen, sollen ihn beim Prügeln sogar angestachelt haben.


In dem Bericht beschreibt der Rechtsanwalt auch einen bisher noch nicht bekannten Fall eines Jungen, der von seinem dritten bis fünfzehnten Lebensjahr in dem Heim war. Dieser sei 1982 in seinem letzten Jahr in dem Heim als 15-Jähriger zu Mixa gerufen worden. Knott: "Herr Mixa zog ihm die Hose herunter und prügelte mit einem Stock auf den nackten Hintern. Nach fünf bis sechs Schlägen begann der Betroffene zu weinen. Danach brach der Stecken ab und Herr Mixa lockerte seinen Hosengürtel und schlug noch weitere fünf- bis sechsmal auf seinen Hintern.“ Der Junge sei als Erwachsener später zum Alkoholiker geworden.


Aus den Befragungen habe sich aber außerdem der Verdacht ergeben, dass Mixa gegenüber den Nonnen das Beichtgeheimnis verraten und diesen aus den Beichten der Heimkinder berichtet habe. Laut Knott ergaben sich aber keine Hinweise auf einen sexuellen Missbrauch.

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