Mittwoch, 26. Mai 2010

Günter Wallraff wurde ausgeraubt

Wichtige Korrespondenzen, Ausweisen und Terminplaner - alles weg. Der Kölner Schriftsteller Günter Wallraff ist in Barcelona bestohlen worden. Sein ganzes mobiles Büro sei ihm abhanden gekommen. Die Trickdiebe waren zu zweit.

Günter Wallraff
Günter Wallraff hat Pech gehabt. 
 
KÖLN/BARCELONA - Der Kölner Schriftsteller Günter Wallraff ist in Barcelona bestohlen worden: Seine Tasche mit Buch-Manuskript, wichtigen Korrespondenzen, Ausweisen, Adressbuch und Terminplaner ist weg. "Mein ganzes mobiles Büro ist abhanden gekommen", sagte der Autor am Mittwoch in Köln. Die Tasche wurde am Sonntag gestohlen, als Wallraff mit seinem Übersetzer in einem Café zusammensaß, der sein jüngstes Buch "Aus der schönen neuen Welt - Expeditionen ins Landesinnere" in Spanische übertragen wird. Ein Mann lenkte Wallraff mit aggressiven Sprüchen ab, ein anderer griff blitzschnell nach der Tasche und flüchtete.
"In der Tasche war alles drin, was ich brauche. Ich bin ja mehr unterwegs als zu Hause und trage alles Wichtige in dieser Tasche mit mir herum", sagte der 67-Jährige. "Ich hatte auch viele aktuelle Korrespondenzen dabei, denn ein Teil meiner Arbeit besteht darin, Hilfeersuchen nachzugehen, Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen." Ein schwerer Verlust sei auch sein Adressbuch und sein Terminplaner für das gesamte Jahr.

Keine Kopien angefertigt
Bei den gestohlenen Dokumenten handelt es sich noch dazu vor allem um Originale, von denen der Journalist keine Kopien angefertigt hatte. "Auch aus Informantenschutz habe ich vieles nicht vervielfältigt, sondern immer als Original bei mir getragen". Der immaterielle Schaden sei gewaltig, beklagte der Enthüllungsautor. Auch seinen Reisepass, seinen Führerschein und Familienfotos ließen die Diebe mitgehen.

Wallraff sagte, er habe eine hohe Belohnung ausgesetzt und darauf in spanischen Zeitungen aufmerksam gemacht. Er hoffe nun, dass die Diebesbande kein Interesse an der überwiegend aus Papier bestehende Beute habe. Der 67-Jährige verschafft sich seit Jahrzehnten unter falscher Identität Zugang zu Betrieben oder in unterprivilegierte Kreise, um über die am eigenen Leib erfahrenen Missstände Reportagen zu schreiben. Dafür war er auch mehrfach im Ausland tätig.

Er sei vor Dieben in Barcelona gewarnt worden und habe inzwischen aus seinem Freundeskreis erfahren, dass fast jeder dort schon mal selbst ausgeraubt wurde oder derartige Opfer kennt. Man solle die Gefahr nicht unterschätzen. "Ich hatte die Tasche zwar dauernd im Blick, aber dann ist es doch passiert - am meisten ärgere ich mich über mich selbst."

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