Sonntag, 23. Mai 2010

Papandreou empfand Deutsche als feindselig

Der Boulevard tobte, die Bundesregierung zierte sich: Die Diskussion um die Milliardenhilfe für Griechenland war in Deutschland von Ressentiments geprägt. Das hat auch der griechische Premier Papandreou so empfunden. Sein Fazit: Es herrscht eine gewisse Feindseligkeit zwischen beiden Ländern.

Griechenland und andere klamme Euro-Staaten wie Spanien sind dank der gigantischen Hilfsprogramme von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) erst einmal gerettet. Und doch bleibt die Frage, ob die kollektive Aktion dazu geführt hat, dass der Kontinent enger zusammenwächst - oder aber das Gegenteil der Fall ist. Der griechische Ministerpräsident Georgios Papandreou erkennt angesichts der heftigen Diskussion vor allem in Deutschland zumindest einen emotionalen Kollateralschaden.

In einem Interview mit der spanischen Zeitung "El País" räumte der Sozialdemokrat ein, dass die Debatte über die Hilfe für sein Land Ressentiments zwischen Deutschen und Griechen aufkommen ließ. "Es herrscht eine gewisse Feindseligkeit." Auf beiden Seiten seien Vorurteile verbreitet worden. "Stereotypen haben in Europa noch nie weitergeholfen", sagte Papandreou. Das Verhältnis sei nicht irreparabel beschädigt, aber für Unmut bei seinen Landsleuten sorgten "Vorurteile und Klischees".

Sein Verhältnis zu Bundeskanzlerin Angela Merkel beschrieb der Ministerpräsident als "gut und aufrichtig". "Ich hatte ihr gesagt, dass die Gefahr einer Ausbreitung der Finanzkrise bestand, wenn wir nicht rasch handelten. Andererseits verstehe ich aber auch, dass die Kanzlerin (mit einer raschen Reaktion) verfassungsrechtliche und innenpolitische Probleme hatte."

"Wir werden die Kredite zurückzahlen"
Papandreou räumte ein, dass die Krise ausgebrochen sei, weil Athen seinen Staatshaushalt schlecht geführt hatte. "Aber es kam hinzu, dass die Euro-Zone keine Mechanismen besaß, dies aufzudecken. Wir trugen quasi dazu bei, die Schwächen der Euro-Zone ans Licht zu bringen", sagte der Regierungschef. "Die Krise hätte auch in einem anderen Land ausbrechen können. Aber es traf Griechenland."

Eine Zahlungsunfähigkeit oder Umschuldung seines Landes schloss Papandreou weiter aus. Es gebe keine Notwendigkeit dafür. "Wir haben uns dagegen entschieden. Wir haben entschieden, die Kredite zurückzuzahlen, die wir angefordert haben."

Allein um die Märkte davon zu überzeugen, gebe es das 110 Milliarden Euro schwere Hilfspaket für Griechenland. Neben den direkten Hilfsmaßnahmen für das angeschlagene Mittelmeerland haben die Euro-Staaten mittlerweile einen Rettungsschirm von insgesamt 750 Milliarden Euro für eine Stabilisierung der Gemeinschaftswährung auf den Weg gebracht.

Auch Spaniens Premier betont Sparwillen
Papandreou bemängelte, die EU-Regierungen seien zu langsam vorgegangen, um die Ausweitung der Schuldenkrise auf andere Mitglieder der 16 Länder zählenden Währungsunion zu verhindern und zu verstehen, dass die Angriffe von Spekulanten auf Griechenland nur der erste Schritt gewesen seien. Spanien und Portugal ging es nicht so schlecht, aber sie sind Opfer von Hysterie geworden", sagte der Regierungschef.

Auch Spaniens Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero betonte, sein Land werde seine Schulden begleichen. "Keiner kann anzweifeln, dass Spanien, ein starkes Land, seinen Verpflichtungen nachkommen wird", sagte er bei einer Veranstaltung seiner Sozialistischen Partei.

Wie Griechenland haben auch Portugal und Spanien zuletzt die Sparmaßnahmen deutlich verschärft, um ihre Defizite abzubauen. Großbritanniens neuer Vizeregierungschef Nick Clegg sagte im BBC-Fernsehen, sein Land müsse wegen des Ausmaßes der Schuldenkrise in Europa dringend handeln und das Rekordstaatsdefizit abbauen. Die konservativ-liberale Regierung wird am Montag Einzelheiten zu ihren rund 6,8 Milliarden Euro schweren Sparprogramm bekanntgeben.

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