Freitag, 28. Mai 2010

Lena geht baden und Irland gewinnt


Während im zweiten Semifinale die letzten Kandidaten fürs Finale des Grand Prix gewählt wurden, badet Lena der Fanmenge, zu der auch der deutsche Botschafter gehört.

Von Michael Götz-Pijl

Die deutsche Botschaft mietete eigens für den Empfang von Lena die Fähre "Color Fantasy" an. Gleich nach einer kurzen Ansprache des Botschafters durfte Lena auf die Bühne - und intonierte eine knappe halbe Stunde ihre Lieder. Am Ende ertönte natürlich ihren Hoffnungstitel "Satellite", den das ganze Schiff mitsang - einschließlich des Botschafters.

Neben Lena war auch die Jury anwesend, die in diesem Jahr für Deutschland die Punkte vergeben darf. Gemäß den neuen Regeln der EBU stellt jedes Land eine Fachjury zusammen die ihrerseits neben dem Publikum Punkte für alle Länder (außer das eigene) abgeben darf. Die Punkte vom Publikum und Jury werden zu gleichen Teilen gewertet.

Für Deutschland besteht die Jury in diesem Jahr aus Hape Kerkeling, Schlagerstar Mary Ross, Singer-Songwriter Johannes Oerding, Reporter Hadnet Tesfai und WDR-1-Live-Programmchef Jochen Rausch. Alle sind bekennende Mitglieder des Lena-Fanclubs.

Den Ernst des Lebens mussten am Donnerstag aber die Beiträge aus 17 Ländern im zweiten Semifinale erfahren. Wie erwartet lagen Freud und Leid nah beieinander. Für die Jurys war übrigens nicht nur die Show, die in Deutschland nur im Digitalkanal Eins Festival live übertragen wurde, sondern auch die Generalprobe wichtig: Denn laut den Regeln der EBU müssen die Jurys 50 Prozent ihrer Entscheidung vom Auftritt bei der letzten Probe abhängig machen.
Nackte Männerkörper sind raus
Dass Bulgarien, Slowenien und Litauen nicht weiterkamen, war eine kleine Überraschung. Bulgarien war in diesem Jahr definitive der Augenschmaus eines jeden schwulen Fans. So bot Miro mit seinem Song "Angel Si Ti" (Du bist ein Engel) und seiner Bühnenshow nackte durchtrainierte Männerkörper. Auch sein markantes Gesicht und seine traumhaften Augen regen die Fantasie an. Das Lied - einer der wenigen Dance-Songs - wurde perfekt vorgetragen. Nichts mehr war von Miros Sturz in der zweiten Semifinal-Probe zu sehen, als er gestützt von seinen Tänzern die Bühne verlassen musste.

Unerwartet war auch das Ausscheiden von Litauen, bot doch die Gruppe InCulto mit Minishorts und Standup-Comedy reichlich Aufheiterndes zwischen den vielen Balladen. Die Auswahl der Weitergekommenen zeigt, dass der Contest wieder ernster werden könnte.

Ein wahrer Schock war das Aus von Schweden, das sich seit 1994 immer für das Finale qualifizieren konnte. Dabei versuchten Anna Bergendahl und ihre Helfer mit der für Skandinavien gewohnt routinierten Nummer "This is my Life" jeden Trick, um die nächste Runde zu erreichen. So erhielt jeder Zuschauer in der Halle Leuchtstäbe, die während Ihres Auftrittes für die rechte Stimmung sorgen sollten - ihren Effekt aber wohl verfehlten.

Mit Kroatien und der Gruppe Feminnem ist eine weitere sichere Bank auf den Finaleinzug gescheitert. Ihr Song "Lako je sve" (Alles ist einfach) scheiterete trotz der drei wundervoll anzusehenden Frauen, die am Ende des Songs ein großes Plüschherz hervorzauberten. Und mit den Niederlanden und der Schweiz schieden zwei Gründernationen und große Fanlieblinge aus.

 

Die ukrainische Rihanna

Wie immer mit dabei sind dagegen die Türkei, Rumänien, Armenien und Aserbaidschan. Die beiden letzteren zählten bereits im Vorfeld zu den Favoriten. Bei Georgien und der Ukraine hat sicher die stimmliche und künstlerische Qualität der Interpretinnen den Auschlag gegeben. So klingt Alyosha, die ukrainische Vertreterin, wie Rihanna und legte alle Kraft und Power in ihre Stimme, als Sie Ihren Song "Sweet People" (Liebe Leute) darbot.

Dänemark wird derzeit zwar nicht zum engen Kreis der Favoriten gezählt, aber das Lied "In a Moment Like This" von Chanée & N´Evergreen ist sehr eingängig. Israel konnte einfach nur überzeugend. Der fesche Harel Skaat - getaucht in weißes Licht und umgeben von einem Streichorchester - war einfach herzzerreißend und sicherte dem Land - wahrscheinlich mit recht vielen Punkten - erneut den Einzug ins Finale.

Sehr zur Freude der zahlreich angereisten Fans aus Irland kehrt der Rekordmeister nach zweijähriger Pause wieder ins Finale zurück - und das mit einer waschechten Siegerin, die sich vor Ort durch ihre frische, umgängliche Art viele Sympathien erworben hat. Niamh Kavanagh gewann bereits 1993 den Song Contest für die grüne Insel und feierte nach 17 Jahren mit "Its for you" ein gelungenes Comeback. Vielleicht lag es auch daran, dass Johnny Logan, der den Contest drei Mal für Irland gewann (davon zwei mal als Interpret und ein Mal als Songschreiber) dabei war und ihr sichtlich alle Daumen drückte.

Eine letzte positive Überraschung ist die Truppe aus Zypern, die diesmal ohne Punktehilfe aus Griechenland weiterkam (das Problemland stimmte im ersten Semifinale ab). Dem süßen Waliser Jon Lilygreen traute eigentlich zunächst kaum jemand den Einzug ins Finale zu. Doch mit einem guten Lied "Life will be better in Spring" (Das Leben wird im Frühling besser sein) und einem tollen Auftritt ist er nun weiter. Zuletzt stand Zypern 2005 in Kiew auf der großen Bühne.

Jetzt bleibt nur noch das Finale, in dem vor allem Armenien, Aserbaidschan und Deutschland als Favoriten gelten. Allerdings wird in Oslo gemunkelt, dass es dieses Jahr mal zu einem Außenseitersieg kommen könnte. Am Sonntagmorgen wissen wir mehr.


Das Finale des Eurovision Song Contest wird am Samstag ab 21 Uhr in Das Erste und Das Erste HD live ausgestrahlt
Mit Galerie: http://www.queer.de/galerie.php?gal_id=576

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