Donnerstag, 27. Mai 2010

Arbeiten bis zum Suizid

ARbeiterinnen (Foto: AP)Drill und Druck - die Arbeitsbedingungen seien mitverantwortlich für die Selbstmorde, sagen Arbeitnehmervertreter
 
Ein weiterer Mitarbeiter des weltweit größten Elektronik-Herstellers Foxconn im südchinesischen Shenzhen hat Selbstmord begangen. Die Firma bangt um ihr Image.
 
Er war der zehnte. 23 Jahre alt war der Foxconn-Mitarbeiter, der am Mittwochabend (26.5.) in den Tod gesprungen ist.

WOhnheim (Foto: AP)Der neue Todesfall ereignete sich nur wenige Stunden nachdem der Vorsitzende des taiwanesischen Mutterunternehmens Hon-Hai mit einer Gruppe von Journalisten die Fabrik besucht hatte. Den Reportern sollte eigentlich gezeigt werden, dass die Arbeitsbedingungen nicht die Ursache der Suizide seien. Und der Chef hatte angekündigt, dass er alles tun werde, um weitere Selbstmorde zu verhindern.

Druck und Isolation

In der Fabrik in Shenzhen arbeiten mehr als 300.000 Beschäftigte auf vier Quadratkilometern Firmengelände. Fast alle leben getrennt von ihren Familien. Für rund 100 Euro im Monat stehen sie über zehn Stunden täglich an den Fließbändern, in der Regel haben sie nur drei Tage im Monat frei. Die Vorarbeiter würden sie anschreien, er herrsche ein enormer Druck und die Fließbänder würden zu schnell laufen, klagten Arbeiter im chinesischen Fernsehen.

Foxconn weist Vorwürfe zurück

brennende i-phone-Plakate (Foto: AP)Diese Arbeitsbedingungen und der rigide Führungsstil seien mitverantwortlich für die Selbstmorde, sagen Arbeitnehmervertreter. Foxconn hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Obwohl Menschenrechtsgruppen auch Verbesserungen feststellen, habe sich die Lage nicht grundsätzlich entspannt. Die Schnäppchen-Mentalität im Westen und der Preisdruck internationaler Großkonzerne auf ihre chinesischen Zulieferer tragen zur schlechten Lage bei.
Das Unternehmen fertigt für Weltkonzerne wie Apple, Hewlett-Packard, Dell oder Sony. Außerdem ist Foxconn Partner von Media Markt; das deutsche Unternehmen steigt demnächst auf dem chinesischen Markt ein.

Autorin: Miriam Klaussner (dpa/rtr/AP)
Redaktion: Esther Broders

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