Freitag, 7. Mai 2010

Times-Square-Bomber "testete" Anschlagsort

Terrorplot in New York

Bereits Tage vor seinem Anschlagsversuch inspizierte Faisal Shahzad den Times Square in New York - wo er später eine Bombe zünden wollte. In dem Fall werden immer neue Details bekannt: Die Hinweise mehren sich, dass Shahzad von pakistanischen Taliban trainiert wurde.

New York - Der mutmaßliche Times-Square-Bomber Faisal Shahzad fuhr bereits vergangene Woche zu dem Platz im Herzen von Manhattan - offenbar um einen "Probelauf" zu machen. Der Fernsehsender CNN berichtete am Donnerstag, der 30-Jährige habe am vergangenen Freitag aus einem weißen Geländewagen heraus den Platz inspiziert und den besten Ort gesucht, an dem er später den Geländewagen mit der Bombe abstellen könnte.

Der Sender berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass Shahzad später seinen weißen Wagen in einer Seitenstraße parkte. Den Autoschlüssel ließ er allerdings am Tag des Anschlags versehentlich im Tatfahrzeug zurück. Er habe dies zu spät bemerkt und sei deshalb mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom Tatort geflüchtet.

Shahzad hatte nach seiner Verhaftung am Dienstag zugegeben, den mit Gasflaschen und Benzinkanistern zu einer Autobombe umgebauten Geländewagen auf dem von Touristen und Theaterbesuchern bevölkerten Times Square abgestellt zu haben. Der Sprengsatz zündete jedoch nicht, niemand wurde verletzt. Gut 53 Stunden später wurde Shahzad, ein Pakistaner mit US-Pass, in einem Flugzeug festgenommen, mit dem er sich gerade nach Pakistan absetzen wollte.

Laut CNN kam die Festnahme für ihn nicht überraschend. "Seid Ihr von der New Yorker Polizei oder vom FBI?", soll er die Beamten gefragt haben. Die hätten ihre Marke gezogen und "CBP" gesagt. Die vor sieben Jahren gebildete United States Customs and Border Protection, eine Art Zoll- und Grenzschutzbehörde, ist vor allem an Flughäfen aktiv.

Doch Shahzad konnte trotz Flugverbot unbehindert einchecken und durch die Sicherheitskontrollen kommen. Wie konnte das passieren? Diese Frage beschäftigt zurzeit viele Amerikaner - die Kritik an den Behörden wird lauter. FBI-Vizedirektor John Pistole spielte das vor Journalisten zunächst herunter: "Was am Ende zählte war, dass wir Mr. Shahzad identifizieren, lokalisieren und dann festnehmen konnten."

Die US-Behörden hatten jedoch am Donnerstag erneut Probleme bei der Anwendung ihrer Flugverbotsliste: Auf dem New Yorker John-F.-Kennedy-Flughafen wurde ein bereits zur Startbahn rollendes Passagierflugzeug zurückgerufen, nachdem der Name eines Reisenden mit der Liste in Verbindung gebracht wurde. Aus Kreisen der US-Flugbehörden verlautete aber später: Dies sei ein Fehlalarm gewesen. Das Flugzeug gehörte der Fluggesellschaft Emirates.

Vier mutmaßliche Extremisten mit Qaida-Verbindungen vernommen
Nach Informationen der "New York Times" mehren sich nun die Hinweise, dass Shahzad von den pakistanischen Taliban beeinflusst und trainiert wurde. Das sei ein Ergebnis der Verhöre des Mannes, zudem gebe es weitere Indizien. Die Zeitung zitierte US-Ermittler mit den Worten, dass eine radikale Gruppe, von der man dies vorher nicht erwartet hätte, eine Rolle in dem Anschlag gespielt haben könnte. Shahzad soll die Terrorausbildung in Nordwaziristan absolviert haben - SPIEGEL ONLINE berichtete.

Zuvor hatten US-Medien berichtet, dass es wohl keine Hinweise auf eine Beteiligung der Taliban gebe. Auch ein hoher Mitarbeiter des Weißen Hauses sagte, es gebe keinerlei Beweis für eine Beteiligung der pakistanischen Taliban. Shahzad selbst hatte stets betont, er habe allein gehandelt - eine Version, die Experten für unglaubwürdig halten. Eine pakistanische Taliban-Gruppe hatte sich nach dem Anschlag zu der Tat bekannt, ohne Einzelheiten zu nennen.

Der Pakistaner, der seit einem Jahr einen US-Pass hat, gab bei der Vernehmung aber auch an, im vergangenen Sommer bei einem Urlaub in seinem Heimatland an einem Bombentraining teilgenommen zu haben. Der Sohn eines pensionierten Luftwaffen-Generals war in den vergangenen Jahren oft in Pakistan.

Zudem werden laut pakistanischen Sicherheitskreisen vier mutmaßliche Extremisten mit Verbindungen zu al-Qaida vernommen. An den Befragungen würden auch US-Ermittlungsbeamte teilnehmen.

Anlässlich des Falls des US-Bürgers Shahzad will eine überparteiliche Initiative von Abgeordneten im Kongress in Washington eingebürgerten US-Bürgern die Staatsbürgerschaft entziehen lassen, wenn diese sich in den Dienst ausländischer Terrorgruppen stellen. Die Ausbürgerung solle all jenen drohen, die sich "aktiv an Feindseligkeiten gegen die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten beteiligen", heißt es in dem Gesetzentwurf. Auch "materielle und andere Unterstützung" für Terrorgruppen solle zum Verlust der Staatsangehörigkeit führen. Der Text sollte im Laufe des Tages offiziell vorgestellt werden.

Die Volksvertreter wollen demnach eine Gesetzeslücke schließen: Nach bisherigem Recht sind Ausbürgerungen in den USA nur möglich, wenn sich US-Staatsbürger einer ausländischen Armee zum Kampf gegen die USA anschließen. Eine Sonderbestimmung sieht außerdem den Entzug der Staatsbügerschaft für Nazi-Verbrecher vor.

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