Unrühmlicher Abgang eines umstrittenen Bischofs: Der Papst hat das Rücktrittsgesuch von Walter Mixa angenommen. Mixa hatte vor zweieinhalb Wochen die Konsequenzen aus den sich häufenden Vorwürfen von Fehlverhaltens gezogen und um seine Entlassung gebeten.
Die Deutsche Bischofskonferenz und ihr Vorsitzender, Erzbischof Robert Zollitsch, hatten Mixa öffentlich aufgefordert, sein Amt ruhen zu lassen. Doch der 69-Jährige entschied sich statt für eine Auszeit zum Rückzug, um "weiteren Schaden von der Kirche abzuwenden und einen Neuanfang zu ermöglichen". Derzeit hält er sich in einem Krankenhaus in der Schweiz auf.
Entscheidend für den rapiden Ansehensverlust des streitbaren Bischofs auch in den Reihen der katholischen Kirche war vor allem, dass er erst enmal alles vehement bestritt, um dann mit erheblicher Verzögerung doch etwas zuzugeben.
Seit Ende März hatten ehemalige Heimkinder des Waisenhauses Schrobenhausen Mixa vorgeworfen, er habe sie in seiner Zeit als Stadtpfarrer misshandelt. Er habe sie mit Fausthieben sowie Schlägen mit einem Stock oder Teppichklopfer auf das Gesäß traktiert.
Der Bischof wies das als "absurd, unwahr" zurück und sprach von einer Diffamierungskampagne. "Ich habe ein reines Herz", sagte er. Am 16. April räumte Mixa jedoch erstmals ein, er könne "die ein oder andere Watschn" vor 30 Jahren nicht mehr ausschließen. Heftigere Gewalt bestritt er weiter. Zu den Prügelvorwürfen kamen noch finanzielle Unregelmäßigkeiten in Mixas Zeit an der Spitze der Waisenhausstiftung.
Das Ohrfeigen-Geständnis löste Empörung aus. Eine Augsburger Diözesanrätin warf ihrem Bischof sogar öffentlich Heuchelei und ein Feigheit vor, weil er sich nicht gleich offen und ehrlich geäußert habe. Im Bistum Augsburg ist die Zahl der Kirchenaustritte um zwei Drittel gestiegen.
Dabei hatte sich Mixa immer wieder als sehr streitbar gezeigt. So entfachte er 2007 heftige Diskussionen, als er kritisiert hatte, Frauen würden mit der Politik von Familienministerin Ursula von der Leyen zu Gebärmaschinen degradiert. Im vergangenen Jahr verglich er die Holocaust-Opfer mit der Zahl der Abtreibungen in Deutschland. Im Februar dieses Jahres hatte er die sexuelle Revolution als mitverantwortlich für die Missbrauchsfälle bezeichnet. Nun steht er im Verdacht, sich selbst an einem Jungen vergangen zu haben.
Mixa war knapp fünf Jahre lang Augsburger Bischof. Am 16. Juli 2005 hatte Benedikt XVI., dem er schon lange theologisch und kirchenpolitisch nahestand, ihn als Nachfolger des aus Altersgründen zurückgetretenen Josef Dammertz ernannt. Die Amtseinführung war am 1. Oktober.
Am 25. April 1941 im oberschlesischen Königshütte geboren, fand Mixa nach Kriegsende mit seiner Familie im württembergischen Heidenheim an der Brenz eine neue Heimat. Noch vor dem Abitur entschloss er sich, Priester zu werden und studierte ab 1964 an der Katholisch-Theologischen Fakultät Dillingen und im schweizerischen Fribourg Philosophie und Theologie. Seiner Dissertation an der Universität Augsburg zum Thema "Die Verwirklichung der Personalität des Menschen durch Glaube, Hoffnung, Liebe im Anschluss an die Theologie von Martin Deutinger unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Glaubenskrise" folgte 1975 der Doktortitel der Theologie.
Anschließend wurde er zum Regionaldekan der Augsburger Diözesanregion Altbayern gewählt und übernahm auch das Amt des Stadtpfarrers in Schrobenhausen. 1996 stieg er schließlich zum Bischof von Eichstätt auf - einer der kleinsten, aber auch ältesten Diözesen in Deutschland. Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Bischöfen folgte er bereits 1999 der Maßgabe des Vatikans und ließ sein Bistum aus der Schwangerenkonfliktberatung aussteigen. Auch mit der Entlassung des Spirituals des Eichstätter Priesterseminars und der Maßregelung eines katholischen Pfarrers für seine Mitwirkung am ökumenischen Abendmahl auf dem Kirchentag 2003 in Berlin machte er Schlagzeilen.
Die entschieden konservative Haltung teilte Mixa mit dem Fuldaer Bischof Johannes Dyba. Als dieser im Jahr 2000 starb, wurde Mixa sein Nachfolger als Militärbischof. Er wurde vom Heiligen Stuhl vorgeschlagen und vom Bundeskabinett ernannt.
Auch dieses Amt litt unter den Vorwürfen gegen Mixa. So musste er am 9. April seinen Besuch bei den deutschen Soldaten in Afghanistan absagen.
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