Donnerstag, 1. April 2010

"Wir waren der Willkür der Erzieher ausgesetzt"

Missbrauch in DDR-Kinderheimen

In staatlichen Heimen der DDR hat es offenbar zahlreiche Fälle von sexuellem Missbrauch gegeben. In einem Brief an Bundesfamilienministerin Christina Schröder forderte der CDU-Bundestagsabgeordnete Manfred Kolbe, Vertreter der Gedenkstätte "Geschlossener Jugendwerkhof Torgau" am geplanten Runden Tisch zur Aufarbeitung der sexuellen Übergriffe zu beteiligen. Das Thema müsse gesamtdeutsch aufgearbeitet werden, sagte Kolbe dem "Tagesspiegel". Der Runde Tisch tagt erstmals am 23. April.

Die Leiterin der Gedenkstätte, Gabriele Beyler, sagte, es habe in DDR-Kinderheimen Fälle von sexuellem Missbrauch gegeben, die sogar in Akten notiert wurden: "Es gibt in Stasi-Unterlagen Hinweise darauf", so Beyler. "Wenn es so etwas in den DDR-Kinderheimen gegeben hat, wären die Stasi-Akten eine sichere Quelle", betonte auch der Leiter der Leipziger Stasi-Gedenkstätte "Runde Ecke", Tobias Hollitzer. Allerdings kenne er selbst nicht den Inhalt aller Akten. Um in diese Einblick zu nehmen, könnten etwa Journalisten oder Wissenschaftler einen Antrag stellen.
Aufruf an Betroffene

Die Gedenkstätte hatte unter dem Eindruck der
jüngsten Missbrauchsdebatte kürzlich einen Aufruf veröffentlicht, in dem sie Betroffene aufforderten, über entsprechende traumatische Erlebnisse in DDR-Heimen zu berichten. Bisher hätten sich 25 ehemalige Bewohner gemeldet, die von massiven sexuellen Übergriffen durch Erzieher berichteten, sagte die Gedenkstätten-Chefin. Die bis jetzt bekanntgewordenen Fälle, in denen es um sexuellen Missbrauch an 6- bis 17-Jährigen in ganz unterschiedlichen Heimen geht, stellen nach Ansicht Beylers nur die Spitze eines Eisberges dar. Der sexuelle Missbrauch sei aber nur eine Facette dessen, was den Kindern und Jugendlichen in den Heimen angetan worden sei. "Es wurde auch versucht, Kinder mit Psychopharmaka 'ruhigzustellen'", betonte Beyler.
Sich zu widersetzen war zwecklos

Heidemarie Puls ist eine der ehemaligen Bewohnerinnen, die nach Jahrzehnten den Mut aufbringen, über die damaligen Verletzungen zu sprechen. Im Tagesschau-Interview sagte sie: "Wir waren der Willkür der Erzieher ausgesetzt." Sich den Erziehern zu widersetzen, habe ohnehin keinen Zweck gehabt. Puls war als 14-Jährige in das geschlossene Heim eingewiesen worden mit der Begründung, sie sei schwer erziehbar.

In der DDR gab es 474 staatliche Kinderheime. Davon waren 38 sogenannte Spezialkinderheime und 32 Jugendwerkhöfe, in denen jene Kinder verwahrt wurden, die als schwer erziehbar und verhaltensauffällig galten.

In staatlichen Heimen der DDR hat es offenbar zahlreiche Fälle von sexuellem Missbrauch gegeben. In einem Brief an Bundesfamilienministerin Christina Schröder forderte der CDU-Bundestagsabgeordnete Manfred Kolbe, Vertreter der Gedenkstätte "Geschlossener Jugendwerkhof Torgau" am geplanten Runden Tisch zur Aufarbeitung der sexuellen Übergriffe zu beteiligen. Das Thema müsse gesamtdeutsch aufgearbeitet werden, sagte Kolbe dem "Tagesspiegel". Der Runde Tisch tagt erstmals am 23. April.

Die Leiterin der Gedenkstätte, Gabriele Beyler, sagte, es habe in DDR-Kinderheimen Fälle von sexuellem Missbrauch gegeben, die sogar in Akten notiert wurden: "Es gibt in Stasi-Unterlagen Hinweise darauf", so Beyler. "Wenn es so etwas in den DDR-Kinderheimen gegeben hat, wären die Stasi-Akten eine sichere Quelle", betonte auch der Leiter der Leipziger Stasi-Gedenkstätte "Runde Ecke", Tobias Hollitzer. Allerdings kenne er selbst nicht den Inhalt aller Akten. Um in diese Einblick zu nehmen, könnten etwa Journalisten oder Wissenschaftler einen Antrag stellen.
Aufruf an Betroffene

Die Gedenkstätte hatte unter dem Eindruck der
jüngsten Missbrauchsdebatte kürzlich einen Aufruf veröffentlicht, in dem sie Betroffene aufforderten, über entsprechende traumatische Erlebnisse in DDR-Heimen zu berichten. Bisher hätten sich 25 ehemalige Bewohner gemeldet, die von massiven sexuellen Übergriffen durch Erzieher berichteten, sagte die Gedenkstätten-Chefin. Die bis jetzt bekanntgewordenen Fälle, in denen es um sexuellen Missbrauch an 6- bis 17-Jährigen in ganz unterschiedlichen Heimen geht, stellen nach Ansicht Beylers nur die Spitze eines Eisberges dar. Der sexuelle Missbrauch sei aber nur eine Facette dessen, was den Kindern und Jugendlichen in den Heimen angetan worden sei. "Es wurde auch versucht, Kinder mit Psychopharmaka 'ruhigzustellen'", betonte Beyler.

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