Donnerstag, 15. April 2010

Offenbar auch Missbrauch im Birklehof

Im Landerziehungsheim Birklehof haben ehemalige Schüler Missbrauchsvorwürfe erhoben. Die sexuellen Übergriffe seien im Gegensatz zu den bisher erhobenen Vorwürfe von Gewalttaten möglicherweise noch nicht strafrechtlich verjährt, hieß es in einem Medienbericht.

Die Staatsanwaltschaft Freiburg bestätigte, dass die Vorwürfe überprüft würden. "Es soll zu extremen körperlichen Übergriffen und auch zu sexuellen Übergriffen gekommen sein", sagte ein Behördensprecher der Frankfurter Rundschau (Samstagsausgabe). Zum Teil richten sich die Vorwürfe gegen einen am Ort ansässigen Allgemeinmediziner, der bis 2004 fast 30 Jahre lang regelmäßig an der Schule praktiziert hat. In der Krankenstation der Schule hielt er ein bis zwei Mal in der Woche Sprechstunde ab. Der Mediziner erklärte gegenüber dem Blatt, die Vorwürfe seien ihm ein Rätsel.

Arzt soll Mädchen und Jungen missbraucht haben

Der Leiter des Birklehofs, Christof Laumont, sagte der "Frankfurter Rundschau", die Schule sei Mitte März erstmals über die Vorwürfe unterrichtet worden. Das, was man wisse, habe man noch vor Ostern der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, gab er an. Ein ehemaliger Birklehof-Schüler, sagte dem Bericht zufolge, dass es unter den Schülern bekannt gewesen sei, dass sich der Arzt an Mädchen und Jungen vergriffen habe. Noch 1996 sei in der Schülervertretung des Birklehofs über den Arzt gesprochen worden. "Wer davon wusste, hat versucht, Arztbesuche zu vermeiden", sagte der ehemalige Schüler der Zeitung.

Schulleitung kündigte Aufklärung an

Der 1932 gegründete Birklehof mit derzeit 220 Schülern orientiert sich ebenso wie die unter Missbrauchsverdacht stehende Odenwaldschule im hessischen Heppenheim an Zielen der Reformpädagogik. Die Schule ist konfessionell nicht gebunden. Der Birklehof umfasst ein Gymnasium und ein Internat.
Bereits Ende März waren Missbrauchsvorwürfe an dem traditionsreichen Internat in Hinterzarten im Hochschwarzwald bekannt geworden. Die Schulleitung versprach Aufklärung. Ein Sprecher hatte damals gesagt, es gebe Hinweise auf das Fehlverhalten eines an der Schule damals arbeitenden evangelischen Geistlichen in den 1950er und 60er Jahren.

Lehrer bestreitet Vorwürfe

Nach Aussagen eines Opfers soll es auch in den 70er Jahren gewalttätige Übergriffe gegeben haben. Der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs stand dabei nicht im Raum. Den Angaben zufolge hat ein Englischlehrer den Schülern ohne Vorwarnung den Kopf auf den Tisch geschlagen, so dass die Nase blutete. Außerdem soll er die Schüler geohrfeigt haben, bis die Gesichter geschwollen waren. Auf Hinweise von den Schülern an Verantwortliche der Schule sei damals nicht reagiert worden, so das Opfer in seiner Erklärung. Der betroffene Lehrer bestreitet die Vorwürfe.

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