Sonntag, 18. April 2010

Armee tötet Aufständische, Attentäter ermorden Flüchtlinge

Anschlag im Flüchtlingslager: Polizisten am Ort der AttentateBlutige Tage in Pakistan: In der Nacht zum Samstag tötete die Armee mindestens 25 Aufständische, am Samstag ermordeten Attentäter mindestens 38 Menschen in einem Flüchtlingslager. Pakistans Armeechef räumte ein, dass bei einem früheren Luftangriff 63 Zivilisten getötet wurden.

Islamabad - Die pakistanische Armee hat in der Nacht auf Samstag nach Angaben der Sicherheitsbehörden 25 Aufständische getötet. Die von Kampfflugzeugen und Artillerie unterstützten Angriffe erfolgten im Stammesgebiet Orakzai im Nordwesten des Landes.


Am Samstag sprengten sich zwei Attentäter in einem Flüchtlingslager in die Luft. Das Lager befindet sich in der Nähe der Garnisonsstadt Kohat, die ebenfalls im Nordwesten Pakistans liegt. Mindestens 38 Menschen starben, 45 wurden nach Angaben des zuständigen Polizeichefs Dilawar Khan Bangash verletzt.

Der erste Attentäter sprengte sich demnach inmitten von Flüchtlingen in die Luft, die bei der Verteilung von Hilfsgütern anstanden. Der zweite zündete seinen Sprengsatz, als gerade die Rettungsarbeiten eingesetzt hatten. Ziel sei es gewesen, möglichst viele Menschen zu treffen, sagte Bangash. Bei den Opfern handele es sich überwiegend um schiitische Muslime.

Die Garnisonsstadt Kohat an der Grenze zu den teilautonomen pakistanischen Stammesgebieten ist eines der großen Flüchtlingszentren in diesem Teil des Landes. In dem Lager sind Menschen untergebracht, die wegen der Militäroperation gegen Taliban im nordwestlichen Stammesgebiet Orakzai ihre Heimatorte verlassen mussten.

Armeechef räumt zivile Opfer bei Luftangriff ein

Die Armee geht seit Ende März in dem Gebiet im Nordwesten des Landes mit einer Bodenoffensive gegen die radikalislamischen Taliban vor. Dabei wurden nach offiziellen Angaben mindestens 250 Aufständische getötet. Die Region gilt als Hochburg der Taliban und der mit ihnen Verbündeten Kämpfer des Terrornetzwerks al-Qaida, die von dort aus auch immer wieder die internationalen Truppen im benachbarten Afghanistan angreifen.

Die Offensive und Anschläge der Taliban haben Hunderttausende Menschen aus ihren Heimatdörfern vertrieben. In Pakistan wurden in den vergangenen zweieinhalb Jahren über 3200 Menschen bei Anschlägen getötet. Die meisten waren von Taliban-Kämpfern verübte Selbstmordattentate. Sie galten meist Soldaten, Polizisten oder öffentlichen Gebäuden. Zunehmend sind aber auch Zivilisten von den Anschlägen betroffen.
Am Samstag räumte Armeechef Ashfaq Parvez Kayani ein, dass es bei einem Luftschlag am 10. April auf das Dorf Saravilla zivile Opfer gegeben hat. Er entschuldigte sich bei dem betroffenen paschtunischen Stamm. Nach Angaben der örtlichen Behörden waren 63 Zivilisten bei dem Angriff getötet worden. Das Militär hatte zuvor keine zivilen Opfer zugeben wollen.

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