Die Drohne vom Typ "Heron 1" sollte die Luftaufklärung der Bundeswehr voranbringen. Doch kaum ist das teure Gerät in Afghanistan eingetroffen, ist es nach SPIEGEL-Informationen auch schon Schrott.
Berlin - Die Bemühungen der Bundeswehr für eine effektivere Luftaufklärung rund um das deutsche Feldlager in der nordafghanischen Unruheregion Kunduz haben einen herben Rückschlag erlitten. Direkt nach dem ersten Testflug der ersten in Afghanistan eingetroffenen "Heron 1"-Drohne wurde das unbemannte Kleinflugzeug am 17. März bei einem Unfall auf einem Flugplatz in Nordafghanistan so schwer beschädigt, dass es nicht mehr einsetzbar ist.
Warum die erste der drei von der Bundeswehr für drei Jahre geleasten israelischen Drohnen zur Überwachung der Region um Kunduz aus der Luft nach erfolgreicher Landung plötzlich wieder beschleunigte und gegen eine deutsche Transall-Transportmaschine raste, ist bisher unklar.
Zwar bekommt die Bundeswehr vom israelischen Hersteller Israel Aerospace Industries nach dem Crash Ersatz, da die Truppe die drei Drohnen für 110 Millionen Euro geleast und nicht gekauft hat. Wann die Firma jedoch eine neue Drohne nach Afghanistan liefern kann, ist unklar. Die Bundeswehr hatte im Herbst 2009 insgesamt drei der Drohnen bestellt, die eine Spannweite von rund 16 Metern haben und aus der Luft live Bilder ins Camp senden können. Die Fähigkeiten der "Heron 1", so ein Ministeriumspapier, sind "unmittelbar zum Schutz der eingesetzten Kräfte" in Kunduz notwendig.
Bisher verfügt die Bundeswehr für die Beobachtung der Taliban und anderer Feinde rund ums Lager nur über mehrere "Luna"-Aufklärungsdrohnen. Auch diese Kleinflugkörper, die von einem Lastwagen aus abgeschossen werden, können in Echtzeit Bilder übertragen, allerdings sind sie für Fehler anfällig. Bei den in Afghanistan üblichen Sommertemperaturen von mehr als 40 Grad geben die Geräte regelmäßig den Geist auf.
Ebenso in Kunduz im Einsatz ist das "Kleinfluggerät Zielortung", kurz KZO genannt. Seit August startet die Drohne, die mit erheblicher Verzögerung ins Krisengebiet kam, zu Aufklärungsflügen. Sie kann sich rund 65 Kilometer vom Abschussort entfernen und ebenfalls Bilder in Echtzeit zur Bodenstation übertragen.
Die Ausbildung der deutschen Piloten für den Einsatz der Drohne war eine Premiere, erstmals erhielten deutsche Soldaten für die "Heron 1"-Drohne eine praktische Ausbildung in Israel. In sechs- bis achtwöchigen Kursen lernten Bundeswehrpiloten die Bedienung des Beobachtungsflugzeugs. Zwar arbeiten Deutschland und Israel meist unbeobachtet von der Öffentlichkeit auf dem Rüstungssektor immer wieder eng zusammen, doch die Ausbildungsseminare in Israel erregten im Winter 2009 einiges Aufsehen.
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