Neue Erkenntnisse über einen Missbrauchsfall stürzen die Leitung des Internats Salem in Erklärungsnöte. Nach SPIEGEL-Informationen kam es an der Eliteschule im Jahr 2004 zu einem sexuellen Übergriff auf einen Schüler - anders als zunächst von Ex-Direktor Bueb angegeben, war der Fall gravierend.
Hamburg - Laut einem Strafurteil, das dem SPIEGEL vorliegt, hat ein Erzieher in Salem einen 11-jährigen Schüler mitten in der Nacht den nackten Rücken "massiert", geküsst und "versucht, dessen Beine auseinanderzuschieben".
Zum weiteren Ablauf des Geschehens kurz vor Weihnachten 2004 heißt es in dem Urteil des Amtsgerichts Stockach: "Mit seinem erigierten Penis berührte er den Jungen am Po" und versuchte, ihm "die Boxershorts herunterzuziehen, um weitere sexuelle Handlungen an ihm vorzunehmen".
Erst als der 11-Jährige sich vehement gegen die Übergriffe wehrte, ließ der 24-jährige Erzieher von ihm ab. Das Gericht verurteilte den Täter zu acht Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung.
Der Pädagoge und Theologe Bernhard Bueb leitete das Internat Schloss Salem von 1974 bis 2005. Er hatte berichtet, dass es auch an der Eliteschule am Bodensee Übergriffe auf Schüler und Mitarbeiter gegeben habe, diese zunächst jedoch als "vergleichsweise harmlos" beschrieben.
Mittlerweile komme er zu einer anderen Einschätzung: Details seien ihm nicht bekannt gewesen, weil der Junge sie erst gegenüber den Ermittlern geschildert habe. Den Fortgang des Verfahrens habe er nach seinem Ausscheiden als Schulleiter 2005 nicht verfolgt. Bei der Staatsanwaltschaft Konstanz sind bis vergangenen Mittwoch drei weitere, zum Teil lange zurückliegende Vorfälle aus dem Internat angezeigt worden.
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