Mittwoch, 28. April 2010

Lehmann gegen pauschale Zahlungen an Opfer

Kardinal Karl LehmannDer Mainzer Kardinal ist gegen eine generelle finanzielle Entschädigung von Opfern sexuellen Missbrauchs. Es könne keine pauschale Zahlung geben, die die Vergehen wie auf einer Preisliste aufzähle, sagte Lehmann.
 
Es sei ein kapitaler Fehler, dass oft die Verantwortlichkeit der kirchlichen Täter gerade auch mit Blick auf andere Arten der Wiedergutmachung ignoriert werde, äußerte der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in einem gestern veröffentlichten Gespräch mit der Kirchenzeitung "Glaube und Leben". Der Ruf nach finanzieller Entschädigung sei darüber hinaus "verräterisch". Da sexueller Missbrauch schwerste Schäden anrichten könne, sei die Forderung "Ich will endlich Geld sehen, viel Geld" eine Verkennung "des ethischen Schwergewichts einer solchen Verfehlung und auch der Formen möglicher Wiedergutmachung".

Verweis auf Leitlinien der Bischofskonferenz

Der Mainzer Bischof verwies auf die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zum sexuellen Missbrauch von 2002, wonach den Opfern menschliche, therapeutische und pastorale Hilfen zugesagt werden. "Die Hilfsangebote sind individuell verschieden." Sie bezögen je nach Situation auch die Familienangehörigen der Opfer mit ein. Finanzielle Unterstützung therapeutischer Maßnahmen sei zumindest im Einzelfall möglich. Diese Aussage sei leider auch von Leuten der Kirche nicht genügend zur Kenntnis genommen worden, monierte der Mainzer Bischof.

Kein Kirchenfonds für Missbrauchsopfer

Die mögliche Einrichtung eines Kirchenfonds für die Missbrauchsopfer in Anlehnung an den Zwangsarbeiterfonds sieht Lehmann kritisch. Die beiden Fragen könne man nicht vergleichen. So stelle sich etwa die Frage, ob es erlaubt wäre, Mittel aus der Kirchensteuer für einen solchen Zweck zu verwenden. Auch könnten im Falle einer eventuellen Mitverantwortung eines Bistums oder einer Ordensgemeinschaft nicht andere Diözesen einfach haftbar gemacht werden.

In der gesamten Diskussion sind nach Lehmanns Ansicht mehr Nachdenklichkeit und Differenzierung vonnöten - auch bei den Angehörigen der Kirche selbst, mahnte der Kardinal.

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