Donnerstag, 10. Mai 2007

Portugals Polizei unter Druck

Im Fall des entführten britischen Mädchens Madeleine verdächtigt die portugiesische Polizei laut Zeitungsberichten zwei Männer und eine Frau, die Dreijährige aus ihrem Hotelzimmer an der Algarve verschleppt zu haben.

Lissabon - Hunderte Polizeibeamte, Feuerwehrmänner und Freiwillige durchkämmen das Ferienparadies Praia da Luz an der Atlantikküste auf der Suche nach einem Hinweis, einem wenn auch nur so kleinen Detail, das zu der vermissten Madeleine führen könnte. Doch bisher ist das Schicksal des Mädchens mit den großen blauen Augen ungewiss. Wurde sie ermordet oder entführt und lebt sogar noch?

Madeleines Eltern, Kate und Gerry McCann, klammern sich an die Hoffnung, dass ihre dreijährige Tochter noch lebt. Diese Hoffnung wird durch neueste Vermutungen in den portugiesischen Zeitungen "Correio Manha" und "24 horas" geschürt: Sie berichten, die portugiesische Polizei habe zwei Männer und eine Frau im Verdacht, die Kleine verschleppt zu haben. Anwohnern seien die Fotos der drei "Englisch aussehenden" Verdächtigen gezeigt worden.

Die Fotos seien am 3. Mai aufgenommen worden, dem Abend als die kleine Britin aus einer Hotelanlage im portugiesischen Praia da Luz verschwand, an einer Tankstelle in der Stadt Lagos, unweit von Praia da Luz entfernt. Dort waren die drei mit einem in Großbritannien gemeldeten Auto vorgefahren.

Bereits am Abend des 2. Mai seien die Männer und die Frau den Berichten zufolge dabei gesehen worden, wie sie von Kindern in der 30 Kilometer entfernten Stadt Sagres Fotos machten. Der Vater eines der fotografierten Kinder habe die Verdächtigen wiedererkannt. Die Polizei sei überzeugt davon, dass Madeleine von den drei Verdächtigen entführt wurde - im Auftrag eines internationalen Pädophilen- oder Adoptionsrings.

Kate und Gerry McCann hatten während ihres Familienurlaubes ihre Tochter Madeleine, die sie Maddie nennen, mit deren Bruder und deren Schwester allein im Hotelzimmer gelassen, um in einem 50 Meter entfernten Restaurant zu Abend zu essen. Die drei Kinder schliefen, als das Mediziner-Ehepaar das Zimmer verließ. Umso größer der Schock, als sie nach kurzer Zeit zurückkehrten und sowohl die Tür als auch ein Fenster offen vorfanden.

Pannen und Pleiten: Portugals Polizei steht unter Beschuss

Nun haben die Briten schwere Vorwürfe gegen die Polizei in Portugal erhoben. Vor allem zu Beginn der Ermittlungen seien den Beamten vor Ort gravierende Fehler unterlaufen, berichtet "Daily Mirror". Zum Beispiel habe die Polizei, als sie von den Eltern alarmiert worden war, nicht sofort die komplette Ferienanlage abgeriegelt, so dass Touristen noch 24 Stunden nach Madeleines Verschwinden am Tatort herumschlendern und dadurch Spuren verwischt haben konnten, berichtet der Fernsehsender "Sky News".

Außerdem soll die Polizei vorerst die Entführungs-Theorie verworfen und vermutet haben, dass die Dreijährige nur ausgerissen sei. Dadurch hätten der oder die Kidnapper des dreijährigen Mädchens vermutlich Zeit gewonnen, um beispielsweise ins Ausland zu fliehen. Denn die Grenzpolizei sei erst mit zwölf Stunden Verspätung alarmiert worden. Vom Urlaubsort Praia da Luz sei es aber beispielsweise nur eine Stunde mit dem Auto bis nach Spanien.

Die Ermittler konzentrieren sich derzeit auf einen von Großbritannien aus agierenden internationalen Pädophilen-Ring beziehungsweise auf eine weltweit agierende kriminelle Organisation, die Kinder zu Adoptionszwecken verkauft.

Der britische Kinderschutzverein "Child Exploitation and Online Protection Centre" schickte zwei Experten nach Portugal, die bei der Suche nach Madeleine helfen und die portugiesischen Kollegen unterstützen sollen, zitiert CNN einen Sprecher.

Cristiano Ronaldo von ManU appellierte an die Entführer

An jeder Ecke, in fast allen Schaufenstern, Cafés und Restaurants hängen Fotos von Madeleine, die am Samstag vier Jahre alt wird. In englischer und portugiesischer Sprache werden die Menschen um Hinweise zu dem mysteriösen Verschwinden des Mädchens gebeten. 250 Polizeibeamte sind im Einsatz, 500 Wohnungen wurden bereits durchsucht.

Auch der portugiesische Fußballstar Cristiano Ronaldo von Manchester United appellierte an die Entführer, Madeleine freizulassen. "Wenn Sie irgendeine Information haben, bitte geben Sie sie uns", sagte er an die Bevölkerung gerichtet. "Das ist sehr wichtig für uns alle."

Die Einheimischen befürchten, dass Madeleines Verschwinden den Ruf der Algarve als sicheres Urlaubsziel beschädigen könnte. Der Tourismus ist für die Menschen dort eine der Haupteinnahmequellen. Jedes Jahr reisen rund zehn Millionen Menschen im Urlaub in die Küstenregion. Fünf Millionen davon kommen aus Großbritannien.

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