LUFTANGRIFF IN AFGHANISTAN
Nach einem Luftangriff sind mindestens 21 Zivilisten in einem Dorf in der afghanischen Unruheprovinz Helmand getötet worden. Der Gouverneur beschuldigt nun die Nato, für das Blutbad verantwortlich zu sein.
Kandahar/Chost - Provinzgouverneur Assadullah Wafa ist entrüstet: Zum wiederholten Mal sind bei einem Militäreinsatz in Afghanistan zahlreiche Zivilisten getötet worden. Jetzt sind es mindestens 21 Menschen, die bei einem Luftangriff ausländischer Truppen auf ein Dorf in der Provinz Helmand ums Leben kamen. Unter den Opfern des Angriffs gestern am späten Abend seien auch Frauen und Kinder, sagt der Gouverneur. Ein Dorfbewohner sagte, die Zahl der Toten liege sogar bei etwa 30.
Wafa sagte, er habe eine Delegation in das Dorf geschickt, die sich über den Vorfall informieren solle. Der Gouverneur beschuldigte die Nato-geführte Internationale Afghanistan-Schutztruppe (Isaf), hinter dem Angriff zu stehen. Die Isaf teilte allerdings mit, ihr sei "zur Zeit nicht bekannt, dass ein Nato-Luftangriff in den vergangenen 24 Stunden zu zivilen Opfern geführt hat".
Die ebenfalls in Afghanistan eingesetzte US-Koalition erklärte, einer ihrer Soldaten sei gestern bei Kämpfen mit Taliban-Rebellen in der Region getötet worden. Über zivile Opfer sei nichts bekannt, hieß es in einer Erklärung, in der von einem Luftangriff nicht die Rede war.
Die Bewohner des bombardierten Ortes Sarwan Kala jedoch berichten von dem tödlichen Angriff. Dieser habe gegen 23.00 Uhr begonnen. Die Zahl der Toten könne noch steigen, da noch immer Opfer unter den Trümmern begraben seien. Ein Mann sagte, die meisten Opfer seien Frauen und Kinder. "Wir haben die verwundeten Kinder zur Basis der ausländischen Truppen gebracht, um ihnen zu zeigen, wen sie bombardiert haben", fügte er hinzu.
Im Bundestag erklärten nach den Meldungen über den Luftangriff die beiden Unionsabgeordneten Peter Gauweiler (CSU) und Willy Wimmer (CDU): "Wir erwarten vor dem Hintergrund des jüngsten Ereignisses, dass der Einsatz der Tornados in Afghanistan eingestellt wird". Beide Abgeordneten, die seit längerem zu den Gegnern des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan zählen und jüngst mit einer einstweiligen Anordnung gegen die Entsendung der Luftwaffen-Maschinen vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert waren, befürchten, dass die Bundeswehr tiefer in den Konflikt mit hineingezogen wird. "Alle Ereignisse, die seit unserem Antrag auf einstweilige Verfügung und seit der noch anhängigen Klage der Linksfraktion in Karlsruhe stattgefunden haben, bestätigen unsere schlimmsten Befürchtungen", so Wimmer zu SPIEGEL ONLINE. Durch den Einsatz der Tornados werde die "Gemengelage, in der die Bundeswehr in Afghanistan ohnehin ist, noch unübersichtlicher". Gauweiler und er erwarteten von der Bundesregierung, dass die Umstände des letzten Angriffs - unabhängig von einer Beteiligung der Bundeswehr - "aufgeklärt und den Abgeordneten auch bekannt gegeben werden", so der frühere parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium Wimmer.
Verbitterung über die Isaf
Die steigende Zahl ziviler Opfer bei Einsätzen der internationalen Truppen führt in Afghanistan zu immer stärkerer Verbitterung über die Isaf und US-Koalition. Untersuchungen lokaler Behörden und der Vereinten Nationen zeigten, dass Ende April an einem Wochenende bei Luftangriffen in der Provinz Herat etwa 50 Zivilisten ums Leben kamen. Deren Tod hatte bereits zu wütenden Demonstrationen gegen die USA in ganz Afghanistan geführt. Die US-Koalition hatte zivile Opfer zunächst dementiert und von 136 getöteten Taliban-Kämpfern gesprochen.
Afghanistans Präsident Hamid Karzai lud vergangene Woche die Kommandeure der ausländischen Streitkräfte sowie Spitzendiplomaten in Kabul zu sich, um mehr Vorsicht bei den Angriffen anzumahnen und eine bessere Koordinierung der Einsätze zu fordern.
In der Provinz Paktika wurde heute ein Selbstmordanschlag verübt. Neben den drei Todesopfern wurden bei dem Anschlag auf den Marktplatz eines Dorfes nach Angaben des Provinzgouverneurs sieben Menschen verletzt. Ein militärisches Ziel habe das Attentat offenbar nicht treffen sollen, hieß es.
Nach einem Luftangriff sind mindestens 21 Zivilisten in einem Dorf in der afghanischen Unruheprovinz Helmand getötet worden. Der Gouverneur beschuldigt nun die Nato, für das Blutbad verantwortlich zu sein.
Kandahar/Chost - Provinzgouverneur Assadullah Wafa ist entrüstet: Zum wiederholten Mal sind bei einem Militäreinsatz in Afghanistan zahlreiche Zivilisten getötet worden. Jetzt sind es mindestens 21 Menschen, die bei einem Luftangriff ausländischer Truppen auf ein Dorf in der Provinz Helmand ums Leben kamen. Unter den Opfern des Angriffs gestern am späten Abend seien auch Frauen und Kinder, sagt der Gouverneur. Ein Dorfbewohner sagte, die Zahl der Toten liege sogar bei etwa 30.
Wafa sagte, er habe eine Delegation in das Dorf geschickt, die sich über den Vorfall informieren solle. Der Gouverneur beschuldigte die Nato-geführte Internationale Afghanistan-Schutztruppe (Isaf), hinter dem Angriff zu stehen. Die Isaf teilte allerdings mit, ihr sei "zur Zeit nicht bekannt, dass ein Nato-Luftangriff in den vergangenen 24 Stunden zu zivilen Opfern geführt hat".
Die ebenfalls in Afghanistan eingesetzte US-Koalition erklärte, einer ihrer Soldaten sei gestern bei Kämpfen mit Taliban-Rebellen in der Region getötet worden. Über zivile Opfer sei nichts bekannt, hieß es in einer Erklärung, in der von einem Luftangriff nicht die Rede war.
Die Bewohner des bombardierten Ortes Sarwan Kala jedoch berichten von dem tödlichen Angriff. Dieser habe gegen 23.00 Uhr begonnen. Die Zahl der Toten könne noch steigen, da noch immer Opfer unter den Trümmern begraben seien. Ein Mann sagte, die meisten Opfer seien Frauen und Kinder. "Wir haben die verwundeten Kinder zur Basis der ausländischen Truppen gebracht, um ihnen zu zeigen, wen sie bombardiert haben", fügte er hinzu.
Im Bundestag erklärten nach den Meldungen über den Luftangriff die beiden Unionsabgeordneten Peter Gauweiler (CSU) und Willy Wimmer (CDU): "Wir erwarten vor dem Hintergrund des jüngsten Ereignisses, dass der Einsatz der Tornados in Afghanistan eingestellt wird". Beide Abgeordneten, die seit längerem zu den Gegnern des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan zählen und jüngst mit einer einstweiligen Anordnung gegen die Entsendung der Luftwaffen-Maschinen vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert waren, befürchten, dass die Bundeswehr tiefer in den Konflikt mit hineingezogen wird. "Alle Ereignisse, die seit unserem Antrag auf einstweilige Verfügung und seit der noch anhängigen Klage der Linksfraktion in Karlsruhe stattgefunden haben, bestätigen unsere schlimmsten Befürchtungen", so Wimmer zu SPIEGEL ONLINE. Durch den Einsatz der Tornados werde die "Gemengelage, in der die Bundeswehr in Afghanistan ohnehin ist, noch unübersichtlicher". Gauweiler und er erwarteten von der Bundesregierung, dass die Umstände des letzten Angriffs - unabhängig von einer Beteiligung der Bundeswehr - "aufgeklärt und den Abgeordneten auch bekannt gegeben werden", so der frühere parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium Wimmer.
Verbitterung über die Isaf
Die steigende Zahl ziviler Opfer bei Einsätzen der internationalen Truppen führt in Afghanistan zu immer stärkerer Verbitterung über die Isaf und US-Koalition. Untersuchungen lokaler Behörden und der Vereinten Nationen zeigten, dass Ende April an einem Wochenende bei Luftangriffen in der Provinz Herat etwa 50 Zivilisten ums Leben kamen. Deren Tod hatte bereits zu wütenden Demonstrationen gegen die USA in ganz Afghanistan geführt. Die US-Koalition hatte zivile Opfer zunächst dementiert und von 136 getöteten Taliban-Kämpfern gesprochen.
Afghanistans Präsident Hamid Karzai lud vergangene Woche die Kommandeure der ausländischen Streitkräfte sowie Spitzendiplomaten in Kabul zu sich, um mehr Vorsicht bei den Angriffen anzumahnen und eine bessere Koordinierung der Einsätze zu fordern.
In der Provinz Paktika wurde heute ein Selbstmordanschlag verübt. Neben den drei Todesopfern wurden bei dem Anschlag auf den Marktplatz eines Dorfes nach Angaben des Provinzgouverneurs sieben Menschen verletzt. Ein militärisches Ziel habe das Attentat offenbar nicht treffen sollen, hieß es.
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