Nach 13 Jahren in der Hand eines Kidnappers ist ein völlig traumatisierter Junge aus einem Mehrfamilienhaus in der südafrikanischen Stadt Durban befreit worden.
Johannesburg - Nachbarn hatten laut Medienberichten immer wieder Schreie und Schluchzen des heute 18-Jährigen gehört. Als die täglichen Schmerzensbekundungen aus der Zwei-Zimmer-Wohnung zunahmen, alarmierten sie die Polizei. Die befreite den Jungen und nahm den mutmaßlichen Entführer fest. Das Leiden des völlig traumatisierten Jungen weckt Erinnerungen an den Fall der Österreicherin Natascha Kampusch.
In Südafrika wurden erst im März zwei junge Mädchen aus einem Erdloch befreit. Sie waren von ihrem Entführer völlig eingeschüchtert worden - ebenso wie der nun entdeckte Jugendliche in Durban. Der Junge, der seinen Namen mit "Bongani" angab, musste den Mann stets als "Boss" anreden. Augenzeugen erklärten, der traumatisierte 18-Jährige habe die Psyche und die Körpersprache eines Siebenjährigen. Nach seiner Befreiung vor einer Woche sprach er zunächst nur, wenn er gefragt wurde und das Licht ausgeschaltet war. "Er war ziemlich lange im Dunkeln eingeschlossen", erklärte einer der Polizisten der Zeitung "The Star".
Polizei sucht nach Angehörigen
Seinen Kerker nennt Bongani "das verrückte Haus". Das Gebäude steht in der dicht bebauten Arbeitersiedlung Merewent nahe dem Flughafen der Stadt, die zu einem großen Teil von indischstämmigen Südafrikanern bewohnt wird. Eine Schule hat Bongani nie gesehen - er spricht nur ein wenig Englisch und hat Grundkenntnisse in der Zulu-Sprache. Einer Journalistin, der ein kurzes Interview in Gegenwart der Betreuer gestattet wurde, gestand er: "Als ich noch kleiner war, hat mich der Boss in ein Auto gesetzt und ins Einkaufszentrum mitgenommen. Er brachte mich ins Kino. Ich konnte keinem erzählen, was im verrückten Haus vor sich ging, weil mein Boss sonst wütend geworden wäre."
In seiner dunklen Kammer habe er ein Fernsehgerät gehabt, sagte der Junge, der immer wieder sein Gesicht mit den Händen verbarg. Mit Fünf sei er mitgenommen worden - das wäre 1994 gewesen. Damals feierte Südafrika gerade die erste demokratische Wahl nach dem Ende der Apartheid. Den eigenen Angaben nach hat Bongani keine Eltern mehr und weiß auch nicht, ob es noch Geschwister gibt. Die Polizei hat nun an Taxi-Ständen und in Einkaufszentren Fotos des Jungen verteilen lassen und hofft auf Reaktionen aus der Bevölkerung.
Wie konnte der Junge so lange unentdeckt bleiben?
Der Hintergrund und die genauen Umstände der Entführung liegen bisher noch völlig im Dunkeln. Offiziell unbestätigt ist bisher auch der Verdacht auf sexuellen Missbrauch. Obwohl in Südafrika jährlich mehrere tausend Kinder verschwinden, ermordet oder vergewaltigt werden, ist unklar, wieso die Existenz des entführten Jungen in einer Siedlung wie Merewent so lange verborgen bleiben konnte.
In dem Kap-Staat mit seiner Massenarbeitslosigkeit und der hohen Aids-Rate sind viele Kinder auf sich alleine gestellt. Die Provinz KwaZulu-Natal, in der die Hafenstadt Durban liegt, gilt von der Immunschwächekrankheit als besonders betroffen. Gerade dort gibt es daher viele Aids-Waisen, die als Straßenkinder um ihr Überleben kämpfen. (Von Ralf E. Krüger, dpa)
Johannesburg - Nachbarn hatten laut Medienberichten immer wieder Schreie und Schluchzen des heute 18-Jährigen gehört. Als die täglichen Schmerzensbekundungen aus der Zwei-Zimmer-Wohnung zunahmen, alarmierten sie die Polizei. Die befreite den Jungen und nahm den mutmaßlichen Entführer fest. Das Leiden des völlig traumatisierten Jungen weckt Erinnerungen an den Fall der Österreicherin Natascha Kampusch.
In Südafrika wurden erst im März zwei junge Mädchen aus einem Erdloch befreit. Sie waren von ihrem Entführer völlig eingeschüchtert worden - ebenso wie der nun entdeckte Jugendliche in Durban. Der Junge, der seinen Namen mit "Bongani" angab, musste den Mann stets als "Boss" anreden. Augenzeugen erklärten, der traumatisierte 18-Jährige habe die Psyche und die Körpersprache eines Siebenjährigen. Nach seiner Befreiung vor einer Woche sprach er zunächst nur, wenn er gefragt wurde und das Licht ausgeschaltet war. "Er war ziemlich lange im Dunkeln eingeschlossen", erklärte einer der Polizisten der Zeitung "The Star".
Polizei sucht nach Angehörigen
Seinen Kerker nennt Bongani "das verrückte Haus". Das Gebäude steht in der dicht bebauten Arbeitersiedlung Merewent nahe dem Flughafen der Stadt, die zu einem großen Teil von indischstämmigen Südafrikanern bewohnt wird. Eine Schule hat Bongani nie gesehen - er spricht nur ein wenig Englisch und hat Grundkenntnisse in der Zulu-Sprache. Einer Journalistin, der ein kurzes Interview in Gegenwart der Betreuer gestattet wurde, gestand er: "Als ich noch kleiner war, hat mich der Boss in ein Auto gesetzt und ins Einkaufszentrum mitgenommen. Er brachte mich ins Kino. Ich konnte keinem erzählen, was im verrückten Haus vor sich ging, weil mein Boss sonst wütend geworden wäre."
In seiner dunklen Kammer habe er ein Fernsehgerät gehabt, sagte der Junge, der immer wieder sein Gesicht mit den Händen verbarg. Mit Fünf sei er mitgenommen worden - das wäre 1994 gewesen. Damals feierte Südafrika gerade die erste demokratische Wahl nach dem Ende der Apartheid. Den eigenen Angaben nach hat Bongani keine Eltern mehr und weiß auch nicht, ob es noch Geschwister gibt. Die Polizei hat nun an Taxi-Ständen und in Einkaufszentren Fotos des Jungen verteilen lassen und hofft auf Reaktionen aus der Bevölkerung.
Wie konnte der Junge so lange unentdeckt bleiben?
Der Hintergrund und die genauen Umstände der Entführung liegen bisher noch völlig im Dunkeln. Offiziell unbestätigt ist bisher auch der Verdacht auf sexuellen Missbrauch. Obwohl in Südafrika jährlich mehrere tausend Kinder verschwinden, ermordet oder vergewaltigt werden, ist unklar, wieso die Existenz des entführten Jungen in einer Siedlung wie Merewent so lange verborgen bleiben konnte.
In dem Kap-Staat mit seiner Massenarbeitslosigkeit und der hohen Aids-Rate sind viele Kinder auf sich alleine gestellt. Die Provinz KwaZulu-Natal, in der die Hafenstadt Durban liegt, gilt von der Immunschwächekrankheit als besonders betroffen. Gerade dort gibt es daher viele Aids-Waisen, die als Straßenkinder um ihr Überleben kämpfen. (Von Ralf E. Krüger, dpa)
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