Ein Vermummter hat in Tel Aviv in einem Zentrum für Homosexuelle zwei Menschen erschossen und elf verletzt. Nach der Tat konnte er untertauchen. Die Polizei sucht mit einem Großaufgebot nach dem Schützen.
Tel Aviv - Hunderte Polizisten durchstreifen die Straßen von Tel Aviv, auch Hubschrauber sind im Einsatz. Sie suchen nach dem Attentäter, der in der Nacht zum Sonntag zwei junge Menschen in einem Zentrum für Homosexuelle erschossen hat: ein 17-jähriges Mädchen und einen 24 Jahre alten Mann - elf weitere Menschen wurden verletzt.
Die Polizei geht von einem Hass-Anschlag gegen die Schwulenszene in der Stadt aus. Einem Fernsehbericht zufolge ordnete sie als Vorsichtsmaßnahme die Schließung aller öffentlichen Schwulen-Treffpunkte in der Stadt an, berichtet die Nachrichtenagentur dpa.
Tel Aviv gilt als Hochburg der Homosexuellen, jedes Jahr gibt es hier eine Gay-Parade, Regenbogenflaggen wehen aus zahlreichen Fenstern, es gibt eine große Homosexuellen-Vereinigung und einen von der Stadt unterstützten Treffpunkt für Schwule.
Doch ultraorthodoxe Juden stacheln Gläubige immer wieder gegen die Vereinigung an. Im konservativen Jerusalem prallen diese daher öfter mit schwulen Aktivisten zusammen: 2005 etwa stach ein Ultraorthodoxer auf drei Teilnehmer der Schwulenparade ein.
Bei dem aktuellen Anschlag soll ein komplett in schwarz gekleideter und maskierter Mann in dem Jugendclub für Homosexuelle mit einem Sturmgewehr, vermutlich vom Typ M-16, unvermittelt das Feuer eröffnet haben. Der Club "Café Noir" liegt im Keller des Büros einer Homosexuellen-Vereinigung und dient samstagsabends vor allem als Treffpunkt für Jugendliche im Alter von 17 bis 22 Jahren zum Karten- oder Schachspielen.
"Anschlag auf die Freiheit"
Nach Angaben von Augenzeugen versuchte der Täter, auch eine nahegelegene Schwulenbar anzugreifen - Wachposten hätten ihm jedoch den Zutritt verwehrt. Schwule und lesbische Repräsentanten äußerten nach dem Angriff Entsetzen und Sorge. Hunderte von Menschen demonstrierten in Tel Aviv wenige Stunden nach der Tat mit Plakaten und Kerzen. Der offen homosexuelle Parlamentsabgeordnete Nizan Horowitz sprach von einem "blindwütigen Angriff auf unschuldige Jugendliche" und einem "Anschlag auf die Freiheit". Auch die ultraorthodoxe Schas-Partei verurteilte die Bluttat.
Tel Avivs Bürgermeister Ron Huldai versprach, dass die Stadt auch weiterhin seine offene Kultur fortsetzen werde. Oppositionsführerin Zipi Livni zeigte sich schockiert und bekümmert über die Attacke. "Wir müssen akzeptieren und anerkennen, dass jeder Mensch das Recht darauf hat, sicher zu leben und mit Respekt behandelt zu werden", so Livni.
Der attackierte Treffpunkt liegt in einem Viertel, das ursprünglich ultraorthodox geprägt war, mittlerweile aber ein buntes Nachtleben und einen hohen Anteil säkular orientierter Bevölkerung besitzt.
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