Dienstag, 4. August 2009

Fluglotsen nach Beinahe-Zusammenstoß suspendiert

Fast hätte die Cessna beim Start eine stehende Boeing 737 gerammt: Weil der Tower nicht richtig besetzt war, wäre es am Frankfurter Flughafen im Juli fast zu einem schweren Unfall gekommen. Jetzt müssen vier Flughafen-Mitarbeiter gehen.

Frankfurter Flughafen: Beinahe-Crash um 2 Uhr nachts
Frankfurt/Langen - Auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen sind zwei Flugzeuge fast zusammengestoßen, weil der Tower nicht richtig besetzt war und die Gefahr nicht erkannt wurde. Drei Fluglotsen und eine Flugdatenbearbeiterin wurden wegen "eklatanten Verstoßes gegen Vorschriften" sofort vom Dienst suspendiert, teilte die Deutsche Flugsicherung am Dienstag in Langen mit.

Der Vorfall ereignete sich am 18. Juli gegen 2 Uhr morgens. Eine zweimotorige Cessna war gegen die Anweisung eines Lotsen statt auf der Startbahn von einem Rollweg gestartet, der parallel zwischen den Start- und Landebahnen verläuft.

Dabei überflog die Maschine nur knapp eine Boeing 737, die zu einem Probelauf der Triebwerke auf dem Rollweg stand. An Bord der Boeing befanden sich mehrere Techniker. Der Sprecher der Flugsicherung, Axel Raab, sprach auf Anfrage von einem Abstand von lediglich 20 bis 30 Metern.

Die Besatzung des Towers bemerkte den Vorfall nicht. Sie wurde erst durch den Piloten der startenden Maschine informiert. Laut DFS ergab die Auswertung von Tonbandaufnahmen, dass zum Zeitpunkt des Zwischenfalls nur ein Fluglotse auf seinem Posten war. Bei der Ende vergangener Woche abgeschlossenen DFS-internen Untersuchung seien die Unregelmäßigkeiten bei der Besetzung der Tower-Arbeitsplätze festgestellt worden.

Laut Sprecher Raab ist vorgeschrieben, dass immer mindestens zwei der drei vorschriftsmäßig eingesetzten Lotsen Dienst verrichten. Möglicherweise seien die Beteiligten in der flugarmen Nachtzeit der Versuchung erlegen, sich nach hinten zu setzen und zu lesen. Raab betonte aber, dass es sich um einen einmaligen Fall handele und an der Zuverlässigkeit der Lotsen ansonsten kein Zweifel bestehe.

Die jetzt suspendierten Mitarbeiter werden nach Angaben des DFS-Sprechers nicht mehr als Towerlotsen eingesetzt und müssen unter Inkaufnahme von Gehaltseinbußen künftig in anderen Bereichen der Flugsicherungsgesellschaft arbeiten.

Die Braunschweiger Bundesstelle für Fluguntersuchungen habe unmittelbar nach ihrer Benachrichtigung seitens der DSF ihre Arbeit zur Klärung des Vorfalls aufgenommen. Ihre Ermittlungen, die sich auch auf den zugrunde liegenden Pilotenfehler beziehen, seien noch nicht abgeschlossen.

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