Dienstag, 4. August 2009

Haft-Ausbrecher führen belgische Justiz vor

Dritte Befreiungsaktion binnen zwei Wochen:

Gäbe es keinen Denkmalschutz und hätte der Brüsseler Justizpalast weniger Eingänge - vielleicht wären dann drei Häftlinge noch immer hinter Gittern. Doch sie sind frei. Und Belgien erlebte die dritte Befreiungsaktion binnen Wochen.

Erst kamen die Befreier mit dem Hubschrauber, dann half eine Leiter, und jetzt ist es Häftlingen in Belgien schon wieder gelungen, mit der Unterstützung anderer zu fliehen. Alle drei Vorfälle geschahen innerhalb von zwei Wochen und blamieren damit die belgische Justiz.Am Dienstag stürmten zwei vermummte Bewaffnete während einer gerichtlichen Anhörung den Brüsseler Justizpalast und nahmen drei der vier Beschuldigten mit, wie das Justizministerium mitteilte. Anwälte, Richter und Sicherheitspersonal wurden gezwungen, sich auf den Boden zu werfen. Anschließend suchten die drei Häftlinge und ihre Befreier in einem vor dem Justizpalast wartenden Fluchtauto das Weite.

Erst vor zwei Wochen waren drei Gefängnisinsassen in Brügge mit einem entführten Hubschrauber entkommen. Wenige Tage später flohen in Antwerpen sechs Häftlinge, die mit einer Leiter über die Gefängnismauer kletterten. Von diesen Straftätern sind insgesamt vier noch immer auf freiem Fuß. Überdies waren bereits im Januar Häftlinge aus dem Justizpalast geflohen.

«Gebäude lässt sich nicht überwachen»
Der belgische Justizminister Stefaan De Clerck erklärte, eine vollständige Sicherung des aus dem 19. Jahrhundert stammenden Bauwerks sei praktisch unmöglich: «Dieses Gebäude lässt sich nicht überwachen.» Es gebe einfach zu viele Eingänge, sagte De Clerck dem Fernsehsender VRT. Er habe vorgeschlagen, einen Teil des Gebäudes für besonders schwere Fälle abzuriegeln, dies habe die Stiftung für Denkmalschutz aber abgelehnt.

De Clerck war bereits Justizminister, als 1998 der Kinderschänder Marc Dutroux aus der Haft entkam. Damals musste De Clerck zurücktreten. Ende 2008 wurde er in einer neuen Regierung noch einmal Justizminister. Die rechtsextreme Partei Vlaams Belang forderte am Dienstag, der Minister müsse auch dieses Mal seinen Hut nehmen.

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