Von Clemens Verenkotte, ARD-Hörfunkstudio Tel Aviv
Nach den Kämpfen führte die Hamas-Polizei in ganz Gaza-Stadt Straßenkontrollen durch.
Intensive Straßenkontrollen beherrschen den südlichen Gaza-Streifen am Tag nach den bislang schwersten innerpalästinesischen Kämpfen seit der Machtübernahme der Hamas vor zwei Jahren. Polizisten und Sicherheitskräfte errichteten Straßensperren in Rafah und auf den Zufahrtsstraßen. Autofahrer werden angehalten und müssen ihre Kofferräume öffnen. LKW-Ladungen werden misstrauisch überprüft.
Nach Angaben palästinensischer Rettungssanitäter wurden im Verlauf der heftigen Feuergefechte zwischen Hamas-Sicherheitskräften und rund 100 Bewaffneten der islamischen Fundamentalistengruppe Dschund Ansar Allah mehr als 20 Menschen. Mehr als 150 Menschen wurden verletzt. Die Kämpfe hatten gestern Nachmittag nach dem Freitagsgebet begonnen.
Provokation beim Freitagsgebet
Heute morgen habe sich der Anführer der Gruppe, Abdel Latif Mussa, zusammen mit einem Gefährten mit einem Sprengstoffgürtel getötet, sagte der Sprecher des Hamas-Innenministeriums, Ihab Hussein: "Der Einsatz in Rafah ist beendet. Der Tod von Abdel Latif Mussa und seinem Gehilfen ist bestätigt worden. Sie haben sich in die Luft gesprengt, nachdem sie den Vermittler, der zu ihnen geschickt worden war, getötet hatten."
Jetzt führten die Sicherheitskräfte Kontrollen durch. "Wir fordern jeden, der mit diesem Mann in Verbindung steht, dazu auf, sich mit seinen Waffen zu stellen", erklärte der Sprecher.
Ausgelöst wurden die heftigen Feuergefechte durch die Ankündigung des Mussa während des Freitagpredigt in einer Moschee in Rafah: Umrahmt von schwerbewaffneten und vermummten Kämpfern rief der Imam das "islamische Emirat" aus. Er warf der Hamas vor, die Gesetze des Islam nicht strikt genug in allen Lebensbereichen durchzusetzen.
Prompte Reaktion der Hamas-Kämpfer
Hamas-Polizeikräfte umstellten daraufhin umgehend die Moschee. Bei den Feuergefechten wurden neben Handfeuerwaffen auch Mörser eingesetzt. Unter den Toten ist auch der Kommandeur des militärischen Arms der Hamas für den Süden des Gazastreifens, den Israel für die Verschleppung des Soldaten Gilad Shalit vor drei Jahren verantwortlich macht.
Mussas Gruppe, die dem Terrornetzwerk Al Kaida nahestehen soll, soll in den vergangenen Wochen und Monaten gewaltsam gegen Internet-Cafes und Restaurants vorgegangen sein, um ihre Vorstellung von islamischem Recht durchzusetzen.
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