Freitag, 21. November 2008

Spekulanten treiben Ölpreis nach unten

Der Sturz des Ölpreises auf unter 50 Dollar hat nicht nur mit der Angst vor einer tiefen Rezession zu tun. Rohstoffexperten der Banken sehen auch die Spekulanten mit am Werk.

Setzten sie noch vor ein paar Monaten auf steigende Notierungen, wetten sie nun auf fallende Preise. Viele Spekulanten sind short. "Die Short-Positionen sind so stark wie seit drei Jahren nicht mehr", hat DekaBank-Rohstoffexpertin Dora Borbely festgestellt. Der jetzige Ölpreis sei nicht mehr durch die schwache Konjunktur allein zu erklären. "Es wird eine viel schlimmere Rezession eingepreist."

"Übertreibung nach unten"
Auch Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank, sieht eine "massive Übertreibung nach unten". Spekulanten hätten die Preisschwankungen in diesem Jahr eindeutig verstärkt.

Dass es mit dem Ölpreis kurzfristig noch weiter nach unten geht, will Deka-Expertin Borbely nicht ausschließen. Mittelfristig – ab dem Frühjahr 2009 - müsste sich der Preis aber bald wieder stabilisieren, meinte sie gegenüber boerse.ARD.de. Fundamental gerechtfertigt hält Deka-Expertin Borbely eine Notierung von 70 bis 80 Dollar pro Barrel (159 Liter). Spätestens im Sommer werde der Preis für das schwarze Gold wieder dieses Niveau erreichen, glaubt sie.

Erholung bis zum Jahresende?
Commerzbank-Experte Weinberg hingegen rechnet mit einem schnelleren Ende der Talfahrt und einer kurzfristigen Erholung. Er hält ein Niveau von 70 Dollar zum Jahresende für durchaus vorstellbar.

Am Freitag konnte sich der Ölpreis bei knapp über 50 Dollar stabilisieren. Im frühen Nachmittagshandel kostete ein Barrel der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) 50,34 US-Dollar. Von einer nachhaltigen Erholung des Ölpreises will aber noch kein Experte sprechen. Am Donnerstag hatte der Ölpreis den Höhepunkt seiner rasanten Talfahrt der vergangenen Tage erreicht und war erstmals seit dreieinhalb Jahren unter die Marke von 50 Dollar gefallen. Die jüngsten Konjunkturdaten hätten die Rezessionsängste und die Sorgen vor einer deutlichen Abschwächung der Ölnachfrage geschürt, sagte Weinberg.

Ob die Opec-Staaten ihre Ankündigung wahrmachen und die Ölförderung reduzieren, wird inzwischen bezweifelt. Auf ihrem nächsten Treffen am 29. November in Kairo jedenfalls sei eine Entscheidung dazu eher unwahrscheinlich, sagte jüngst der Präsident des Ölkartells, Chakib Khelil der algerischen Zeitung "El Khabar".

Supertanker parken angeblich Öl
Die gestiegenen Lagerbestände an Rohöl und Benzin in den USA deuten auf ein Überangebot an schwarzem Gold hin. Laut Weinberg hätten Schiffsverleiher zudem berichtet, dass große Mineralölkonzerne Supertanker anmieten, um Rohöl zu parken, bis wieder eine Preiserholung einsetzt. Deka-Expertin Borbely sieht dagegen ein rückläufiges Angebot.

Die deutschen Verbraucher profitieren vom Preisrutsch. An den Aral-Tankstellen zum Beispiel ist das Benzin in den vergangenen zehn Tagen zwischen 1 und 1,8 Cent pro Tag billiger geworden. Experten erwarten einen weiteren Rückgang, da die Preise für Sprit erst mit einigen Tagen Verzögerungen auf die Entwicklung beim Ölpreis reagieren.

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