Somalische Piraten
Dicke Autos, üppige Villen, schöne Frauen - Piraterie ist ein florierender Wirtschaftszweig. Immer mehr somalische Piraten leben durch ihre Beutezüge in Saus und Braus. Wenn sie nicht gerade "arbeiten", leben Somalias Piraten in Saus und Braus. Dicke Autos, rauschende Feste in üppigen Villen, die neuesten Handys und die schönsten Frauen gehören zum festen Lebensstandard der Männer, die dank ihrer Beutezüge auf dem Meer inzwischen zu den Neureichen am Horn von Afrika zählen. "Sie lassen es so richtig krachen", sagt Dahir Salaad Musse, Geschäftsmann in der Hafenstadt Bosasso in der halbautonomen Region Puntland. Die Piraterie ist in der Region ein florierender Wirtschaftszweig. Um Nachwuchs brauchen sich die älteren Piraten keine Sorgen zu machen, ihr üppiger Lebensstil wirkt wie ein Magnet auf junge Männer. Die Zahlen des Ostafrikanischen Seefahrerhilfsprogramms belegen dies nur zu deutlich: Gab es vor knapp drei Jahren noch rund 100 Seeräuber an der somalischen Küste, so sind es inzwischen schon gut über 1000. Die Region profitiert von dem "Geschäft". Inzwischen sind Piraten- Schlupfwinkel wie Eyl, Harardhere oder Garowe richtige "Boomtowns" geworden. Im Vergleich zu dem Rest von Somalia, das nach der blutigen Herrschaft der Islamisten wirtschaftlich am Boden liegt, herrscht dort der pure Luxus. Entsprechend betrachten die dortigen Bewohner die Seeräuber durch eine rosarote Brille. "Sie sind meine besten Kunden, sie machen sich nicht die Mühe, beim Einkaufen zu handeln", sagt Mohamed Ali Yarow, Besitzer eines Geschäfts für Herrenmode in Garowe. "Und die Mädchen gehen gerne mit den Piraten aus, da diese immer Geld haben." Der wirtschaftliche Einfluss der Seeräuber in der Region wird ihnen sogar von höchster Stelle bescheinigt. "Sie (die Piraten) sind zwar in den großen Städten nicht so populär, aber in einigen Ortschaften und Siedlungen haben sie richtigen wirtschaftlichen und auch gesellschaftlichen Einfluss", sagt Bile Mohamoud Qabowsade, Berater von Puntland-Präsident Adde Muse. Und das Geschäft der Piraten scheint immer besser zu laufen. Hatten sie bisher noch pro gekapertem Schiff "mickrige" zwei Millionen Dollar Lösegeld von den Eignern erhalten, so scheint jetzt mit dem saudischen Supertanker eine neue finanzielle Dimension erreicht zu sein. Fast 25 Millionen Dollar sind im Gespräch. Und damit das Geld weiter fließt, kümmern sich die Piraten bestens um ihre Geiseln. Für die ausländischen Schiffsbesatzungen werden unter anderem an Land spezielle Küchen eingerichtet, in denen Mahlzeiten nach dem Geschmack der "Gäste" hergerichtet werden. "Wir müssen die Geiseln nach unseren besten Möglichkeiten behandeln, denn schließlich wollen wir für sie gutes Geld einnehmen", sagt der Seeräuber Ali Jamaal. Diese Geschäftsstrategie zahlt sich aus - allein in diesem Jahr haben die Schiffseigner bisher schon fast 30 Millionen Dollar Lösegeld auf den Tisch gelegt. Die Beute wird nach einem festgelegten Schlüssel verteilt. "Es gibt da eine feste Abmachung über die Verteilung des Geldes", sagt Jamaal. "Ein Teil geht an die Männer, die das Schiff gekapert haben, ein anderer Teil geht an die Helfer an Land." Streit über die Beute wie in Piratenfilmen gebe es nicht. Als gute Geschäftsleute investieren die Seeräuber einen Teil ihrer Einnahmen in das eigene "Unternehmen". Sie legen sich die neuesten Waffen zu, ebenso wie die modernsten GPS-Navigationssysteme, mit deren Hilfe sie sich an ihre nächsten Opfer heranmachen. Auch für die schönen Seiten des Lebens - Autos, Frauen, Luxus-Villen - bleibt noch mehr als genug Geld übrig. Angesichts dieser Gewinnspannen lassen sich die Piraten auch nicht von den Kriegsschiffen verschiedener Staaten einschüchtern.
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