Montag, 10. November 2008

Afrikanische Presse im Dienst der Weltwirtschaft

In unserer braven neuen Welt ist wahrlich Ware geworden. Alles wird gekauft und verkauft, alles wird gehandelt und verhandelt, denn alles hat seinen Preis. Auch die professionelle journalistische Tätigkeit. Im Westen nichts Neues, aber in Afrika?

In Medienlandschaft Afrikas herrscht noch immer Unübersichtlichkeit. Zeitungen und vor allem Radiosender boomen. Die rasch wachsende Bevölkerung ist nach Informationen aller Art ebenso hungrig wie nach Nahrung. Naja, man lebt nicht nur vom Brot.

Es ist allerdings ein anderer Trend als im Westen. Dort ist die Konzentration der Medien etwas Normales geworden. Eine Handvoll große Agenturen beliefern die Nachrichten an der ganzen Welt. Sie werden von immer geringerer Zahl von großen, meistens neokonservativen Zeitungen, Radio und Fernseherstationen übernommen und so dargestellt, dass das Lesepublikum nicht mit Hintergrundinformationen belästigt wird. Man hat dafür sowieso nicht Zeit. Die Zeit ist Geld und damit man nicht seine goldene Zeit verliert, kann er sich sogar bei den Haltestellen des öffentlichen Verkehrs ein gratis Blatt holen. Aus ihnen wird man blitzschnell und auf kürzester Weise von ein paar wichtigsten Ereignissen aus der Innen- und Außenpolitik kriegen und dabei über die Verbrecher jeder Art und über die Festen von Prominenzen samt den Exzellenzen erfahren. Der Westen hat Glück. Einige große Mediakonzerne, die die Medien kontrollieren sind dabei, die Informationspolitik gleichzuschalten. Es wird nicht lange dauern und die Medienlandschaft im Westen wird immer mehr jener des Ostens vor dem Fall der Berliner Mauer ähneln.

Und im Süden? In Afrika? Man hat dort für die Entwicklung der Medien ungeheuer viel investiert. Jedes Jahr 300 Millionen US Dollars. Private Stiftungen, die öffentliche Hand und Einrichtungen für die Entwicklungshilfe sind wirklich großzügig. Doch diese Summe wird bald nicht ausreichen können. Einerseits, gibt es zu viele Medien und andererseits sind die neuesten technologischen Errungenschaften für die Beschaffung und Verbreitung der Informationen nicht billig. Wie wird man sich in Afrika mit diesem Problem auseinandersetzen?

Zuerst so, dass man sich versammelt und gemeinsam nachdenkt. Zu diesem Zweck wurde in Dakar, in der Hauptstadt Senegals, ein Forum der Verantwortlichen der afrikanischen Medien einberufen. Dieses Forum, das am 3. Und 4. November 2008 tagte, war ein Novum. Es war das erste Mal, dass afrikanische Medieninhaber sich zusammengesetzt haben, um Prioritäten, für eine bessere Teilnahme der Medien zur Entwicklung des Kontinents zu „identifizieren“. Diese Formulierung weißt schon darauf hin, dass es um die wirtschaftliche Funktion der Medien geht und zwar nicht um irgendwelche, weil die Organisatoren dieses Forums prominente Institutionen sind. Es handelt sich um All Africa Global Media, des größten elektronischen Verteilers von afrikanischen Medien mit dem Sitz in Mauritius und in den USA, um den Weltwirtschaftsforum aus Davos und die Weltbank. Was für einen Wirtschaftskonzept diese Institutionen vertreten, das ist wohlbekannt. Wenn es aber um die Medien geht, dann wollen sie, wie ihre Vertreter es sagen, die Qualität fördern, sich für die Bildung der Journalisten einsetzen und der Modernisierung der Informationsmitteln in Afrika weiter helfen, denn wie Eric Chinje von der Weltbank sagte, „die Medien sollen dem Kontinent helfen, vorwärts zu schreiten“.

Nach zwei Tagen haben die etwa 40 afrikanische Pressebesitzer und Pressemanager eine „Erklärung von Dakar“ verabschiedet. In diesem Dokument, haben sie erklärt, dass um die Zukunft der afrikanischen Medien zu sichern – wie das Motto ihres Treffens war – sie die Erfahrung und Informationsinhalte teilen, dass sie beabsichtigen mehr in die professionellen Kenntnissen und Kompetenzen investieren, dass sie eine Charta für die afrikanischen Medienleiter ausarbeiten und eine Initiative für afrikanischen Medien, die die Tätigkeit des Forums und als Quelle für die Entwicklung der Medien ins Leben rufen wollen.

Auf dem ersten Blick, könnte man diese Absicht nichts vorwerfen. Die Bildung von Journalisten ist unvermeidlich wie auch die Beschaffung von modernen Informationsmitteln. Doch bleibt die Frage, was bedeutet die Information? Die Beherrschung eines guten Stils und der Sprache, die Beschreibung der Ereignisse, oder die Förderung des kritischen Denkens, das Engagement für die Humanisierung und Sozialisierung der Gesellschaft und die Mobilisierung des Publikums, sich dafür zu engagieren? Wer wird zum Beispiel die Journalisten beschützen, wenn sie es sich wagen würden, auf die Fehlentwicklungen in der Politik, in der Wirtschaft, in der Justiz oder Kultur hinzuweisen? Die Medien haben tatsächlich eine sehr wichtige Funktion um den Fortschritt der Gesellschaft, sowohl afrikanische aber auch andere, zu fördern. Falls aber dieser Fortschritt mit dem Lob an das herrschende Weltwirtschaftssystem, an die Privatisierungen bis zum äußersten, an das Wachstum, an die Ausbeutung von Bodenschätze verwechselt wird, dann könnte es geschehen, dass die „journalists of excellences“, wie man sich beim Forum von Dakar wünschte, mit Werbefachleute oder Propagandisten verwechselt werden. Solche Journalisten werden natürlich gut bezahlt und werden sehr darauf aufpassen, mit den politischen und Wirtschaftsfaktoren nicht im Konflikt zu geraten. Man wird ihre Texte nicht zensurieren müssen. Das werden sie selbst machen. Will man das wirklich? Man muss davon fürchten, denn über dem Forum von Medienbesitzer in Dakar sind nur dürftige Informationen hauptsächlich in der senegalesischer Presse und keine Kommentare veröffentlicht worden. Und… über die alternative, bzw. elektronische Presse scheint nicht berücksichtigt zu sein. Sie ist zwar ein Bestandteil der Demokratie aber für das globale Wirtschaftsdenken gibt es keine Alternative. Das noch die „eiserne Lady“, die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher in den achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts gesagt.

Nun, „Africa means business“. Das ist der Titel eines Programms, das die Thomson Stiftung im 2009 lancieren wird, um die Informationskluft zwischen den Bürgern und den afrikanischen Eliten zuzuschütten, kündigte ihre Vertreterin Sylvia Vallonhoven an. Dabei hat sie betont, dass dieses Projekt den Schwerpunkt auf die praktische Bildung und Schaffung der Inhalte für die Medien des Kontinentes sein wird. Alles klar?

Bericht von Vladislav Marjanovic - journalist für Radio Afrika

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