Von Gerti Schoen
Einige New Yorker dürften beim Blick in die New York Times ihren Augen nicht getraut haben angesichts dessen, was das Blatt am Mittwoch meldete: Die Kriege in Irak und Afghanistan sind beendet und George W. Bush wird des Hochverrats angeklagt. Doch hier handelte es sich nicht nur um einzelne Falschmeldungen, sondern die gesamte Ausgabe war eine Aktion der Politkunstgruppe "Yes Men".
Die New Yorker konnten es nicht fassen: "Der Krieg ist vorbei?" stammelte ein aufgeregter Passant, "unglaublich!" Die meisten merkten freilich sehr schnell, dass es sich bei der Ausgabe, datiert vom 4. Juli 2009, um eine utopische Vision handelte. Sie wurde von einem Aktionsbündnis progressiver Initiativen zusammengestellt, wie etwa der Nichtregierungsorganisation "United for Peace and Justice", der "Anti-Advertising Agency" und den berüchtigten "Yes Men", einem Aktionskünstler-Duo, das mit Vorliebe gegen das Big Business vorgeht.
Andy Bichlbaum ist einer der beiden linken Aktivisten:
"Wir haben die New York Times gewählt weil es The Paper of Record ist, das heißt die Zeitung, die offizielle Geschichte aufzeichnet. Sie steht stellvertretend für die Wahrheit, und die Wahrheit ist, dass wir die Welt verändern können. Wir können eine Welt schaffen, in der die Wirtschaftsbosse nicht machen können, was sie wollen, in der wir die Regierung zwingen können, die für sie vorgesehene Rolle auch wirklich einzunehmen. Das ganze Projekt beweist, wozu wir in der Lage sind. Ich meine, wir haben uns eines Tages entschlossen, dass wir eine Zeitung drucken wollen, das war beim Bier mit ein paar Freunden. Und wir haben es geschafft."
Ein halbes Jahr lang dauerte die Vorbereitung. Die Macher schauten sich im ganzen Land nach Druckereien um und fanden schließlich sechs Betriebe, die die insgesamt 1,2 Millionen Exemplare produzierten. Das 14-Seiten Produkt wurde anschließend von hunderten von Freiwilligen in den Straßen von Manhattan und Brooklyn per Hand verteilt. Die Kosten, die Bichbaum auf weniger als 100.000 Euro beziffert, wurden durch Spenden der Teilnehmer und ihrer Freunde gedeckt. Dabei war der Zeitpunkt der Aktion genauestens geplant:
"Es drehte sich alles darum, dass Obama gewählt werden würde, deshalb peilten wir eine Woche nach den Wahlen an. Wir wollten mit unserer Aktion sagen, dass wir nicht faul sein dürfen, wir müssen sicherstellen, dass er auch macht, wofür wir ihn gewählt haben. Wir waren uns ganz sicher, dass es Obama werden würde. Aber es geht auch darum ihm zu zeigen, dass er Unterstützung hat. Ich meine, stellen Sie sich vor Obama wird ein zweiter Bill Clinton, der mit so vielen guten Vorsätzen angetreten ist, aber kaum etwas durchsetzen konnte."
Auf ein internationales Echo hätten die Macher es nicht abgesehen, sagt Bichlbaum, es ginge vor allem darum, die Amerikaner wachzurütteln, wenn man auch bei der Inhaltsgestaltung regelmäßig in Richtung Ausland schielte:
"Wir würden gerne zu jenen zivilisierten Ländern in der Welt gehören, die eine gesetzliche Krankenversicherung haben und ein egalitäres Bildungssystem und öffentliche Verkehrsmittel. Wir wären gern auch so ein entwickeltes Land."
Die New York Times reagierte auf den Schwindel mit Humor: Das Blog der Stadtredaktion lobte die täuschend echte Kopie, die der wahren Times auch in Internet zum Verwechseln ähnlich sieht. Dabei fassen die Aktivisten auch die New Yorker Zeitung keineswegs mit Samthandschuhen an: In der Korrektur-Spalte klagte sich die Fake-Times zum Beispiel selbst an, in ihrer Umweltberichterstattung zu unternehmerfreundlich zu sein. Und der berühmte Kolumnist Thomas Friedman legt wegen seiner Unterstützung für den Irakkrieg gar den Füller nieder. Der wahre Friedman schweigt sich bisher dazu aus.
Die New Yorker konnten es nicht fassen: "Der Krieg ist vorbei?" stammelte ein aufgeregter Passant, "unglaublich!" Die meisten merkten freilich sehr schnell, dass es sich bei der Ausgabe, datiert vom 4. Juli 2009, um eine utopische Vision handelte. Sie wurde von einem Aktionsbündnis progressiver Initiativen zusammengestellt, wie etwa der Nichtregierungsorganisation "United for Peace and Justice", der "Anti-Advertising Agency" und den berüchtigten "Yes Men", einem Aktionskünstler-Duo, das mit Vorliebe gegen das Big Business vorgeht.
Andy Bichlbaum ist einer der beiden linken Aktivisten:
"Wir haben die New York Times gewählt weil es The Paper of Record ist, das heißt die Zeitung, die offizielle Geschichte aufzeichnet. Sie steht stellvertretend für die Wahrheit, und die Wahrheit ist, dass wir die Welt verändern können. Wir können eine Welt schaffen, in der die Wirtschaftsbosse nicht machen können, was sie wollen, in der wir die Regierung zwingen können, die für sie vorgesehene Rolle auch wirklich einzunehmen. Das ganze Projekt beweist, wozu wir in der Lage sind. Ich meine, wir haben uns eines Tages entschlossen, dass wir eine Zeitung drucken wollen, das war beim Bier mit ein paar Freunden. Und wir haben es geschafft."
Ein halbes Jahr lang dauerte die Vorbereitung. Die Macher schauten sich im ganzen Land nach Druckereien um und fanden schließlich sechs Betriebe, die die insgesamt 1,2 Millionen Exemplare produzierten. Das 14-Seiten Produkt wurde anschließend von hunderten von Freiwilligen in den Straßen von Manhattan und Brooklyn per Hand verteilt. Die Kosten, die Bichbaum auf weniger als 100.000 Euro beziffert, wurden durch Spenden der Teilnehmer und ihrer Freunde gedeckt. Dabei war der Zeitpunkt der Aktion genauestens geplant:
"Es drehte sich alles darum, dass Obama gewählt werden würde, deshalb peilten wir eine Woche nach den Wahlen an. Wir wollten mit unserer Aktion sagen, dass wir nicht faul sein dürfen, wir müssen sicherstellen, dass er auch macht, wofür wir ihn gewählt haben. Wir waren uns ganz sicher, dass es Obama werden würde. Aber es geht auch darum ihm zu zeigen, dass er Unterstützung hat. Ich meine, stellen Sie sich vor Obama wird ein zweiter Bill Clinton, der mit so vielen guten Vorsätzen angetreten ist, aber kaum etwas durchsetzen konnte."
Auf ein internationales Echo hätten die Macher es nicht abgesehen, sagt Bichlbaum, es ginge vor allem darum, die Amerikaner wachzurütteln, wenn man auch bei der Inhaltsgestaltung regelmäßig in Richtung Ausland schielte:
"Wir würden gerne zu jenen zivilisierten Ländern in der Welt gehören, die eine gesetzliche Krankenversicherung haben und ein egalitäres Bildungssystem und öffentliche Verkehrsmittel. Wir wären gern auch so ein entwickeltes Land."
Die New York Times reagierte auf den Schwindel mit Humor: Das Blog der Stadtredaktion lobte die täuschend echte Kopie, die der wahren Times auch in Internet zum Verwechseln ähnlich sieht. Dabei fassen die Aktivisten auch die New Yorker Zeitung keineswegs mit Samthandschuhen an: In der Korrektur-Spalte klagte sich die Fake-Times zum Beispiel selbst an, in ihrer Umweltberichterstattung zu unternehmerfreundlich zu sein. Und der berühmte Kolumnist Thomas Friedman legt wegen seiner Unterstützung für den Irakkrieg gar den Füller nieder. Der wahre Friedman schweigt sich bisher dazu aus.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen