31 Jahre lang hatte Miriam Makeba nicht in ihre Heimat Südafrika reisen dürfen. Selbst als ihre Mutter starb, wurde ihre die Einreise verweigert. Makeba war in ihren frühen 20ern zum Star geworden. Auch wenn sie „immer nur Künstlerin" sein wollte, fand sie sich spätestens Anfang der 60er Jahre in der Rolle einer politischen Aktivistin. Grande Dame Makeba und Popikone Fassie trafen einander kurz nachdem Makeba 1990 aus ihrem Exil zurückgekehrt war. Sie stehen als Symbole, dass kaum woanders eine so enge Verbindung zwischen Musik und Politik passiert als in Südafrika – und keine andere Biografie beweist es besser, als jene von Makeba. In den Jahren der Apartheid war Musik für die schwarze Bevölkerung Südafrikas nicht nur Trost spendende Droge. Während diese Droge etwa in Form von Makebas Lieder weltweit in die Hitparaden kam, musste sie nach Südafrika geschmuggelt werden. Songs von Miriam Makeba hielten den Glauben an eine bessere Zukunft wach. Erst recht galt das, als sie 1960 verbannt wurde. Zu laut, zu heftig und vor allem zu populär war ihre Kritik am Regime in Pretoria. Für ihr Engagement nicht nur in Südafrika, sondern für die Probleme des gesamten Kontinents, wird sie huldvoll „Mama Afrika" genannt. „Als ich das zum ersten Mal hörte, dachte ich ,Ich kann doch nicht ganz Afrika auf meinen Schulter tragen, das ist zu schwer für mich. Mit den Jahren erkannte ich jedoch, welch großes Kompliment das war", sagte sie 2004 in einem SN-Interview. Der erwachenden US-Bürgerrechtsbewegung kam die Verbannung des jungen Stars gerade recht. Wie Muhammad Ali oder Martin Luther King diente sie als Symbol friedlichen Widerstandes. „Singen ist die beste Art zu kommunizieren – über alle Grenzen hinweg. Ich hatte nie eine Waffe, mit der ich auf jemanden hätte schießen können – meine Waffe war immer die Musik." Als sie 1968 den vom FBI gesuchten „Black Power"-Aktivisten Stokely Carmichael heiratete, war das auch für das Land der Freien zu viel. Konzerte wurden abgesagt, ihre Plattenverträge gekündigt. Mit den Songs „Pata Pata" und „Click Song" war sie kurz zuvor als erste Afrikanerin an die Spitze der US-Charts gelangt. Sie war der erste Star der Weltmusik, noch ehe es diesen Begriff überhaupt gab. Aus den USA flüchtete sie nach Guinea und wurde von halb Afrika, das sich aufmachte, unabhängig zu werden, hofiert. Das Ende der Apartheid brachte sie dann wieder nach Hause. 8000 Besucher kamen im Mai 1991 beim ersten Konzert in der Heimat. Sie gilt als Nationalsymbol – egal für welche Altersschicht. Das liegt auch daran, dass sie bei aller heftigen Kritik ihrem Land immer die Chance auf Besserung einräumte. „Die Apartheid ist seit zehn Jahren vorbei, aber ihr Erbe ist immer noch da", sagte Makeba 2004 . Nur zuschauen und warten gelte jedoch nicht. „Die Zukunft muss jeder selbst bauen." Dabei lag ihre Hoffnung stets bei den Frauen. „Frauen sind die Säulen jeder Nation. Wir tragen aus, gebären, ernähren und erziehen. Männer schauen nur vorbei und fragen: Wie geht's dem Kind? Wenn wir kleine Mädchen auf der Straße lassen, welche Art von Müttern soll dann aus ihnen werden?" Welche Rolle werden Musiker bei der weiteren Entwicklung des Landes spielen? „Ich habe in den vergangenen 50 Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Leute zuhören, wenn du singst. Menschen hören lieber Musik als die Reden von Politikern." Ihr letzter Auftritt galt einem Ausgestoßenen und passt zu einem Leben, das immer vom songenden Kampf gegen Ungerechtigkeit und Ausgrenzung bestimmt war. Makeba trat am Sonntag bei einem Solidaritätskonzert für Anti-Mafia-Autor Roberto Saviano im italienischen Castel Volturno aus. Wegen seines Bestsellers „Gomorrha" wird Saviano von der Mafia mit dem Tod bedroht wird und lebt an geheimem Ort unter Polizeischutz.Makeba begeisterte die Zuschauer. Dann wurde ihr übel. Die 76-Jährige starb im Krankenhaus. Sie hatte einen Herzinfrakt erlitten. Quelle: Frankfurter Allgemeine |
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Dienstag, 11. November 2008
AFRIKA WEINT UM MIRIAM MAKEBA
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