Christian Ortner
Wer die Berichte über die letzten Stunden Jörg Haiders verfolgte, dem drängt sich ein eigentümliches Gefühl auf: dass hier ziemlich viel um den heißen Brei herumgeredet wird, mit Andeutungen operiert wird, die irgendwo im Nebel enden, dass hier zwar jemandes Privatleben teilweise geoutet wird, aber auch das nur mit angezogener Handbremse.
Österreichs Medien gehen mit dem Privatleben von Politikern relativ vernünftig um: Wer welche sexuellen Präferenzen hat, ist oft bekannt, steht aber so gut wie nie in der Zeitung. Solange zwischen dem Privaten des Betroffenen und seinen politischen Haltungen keine krasse Diskrepanz besteht, geht das niemanden etwas an.
Sehr wohl von öffentlichem Interesse ist hingegen, was dazu führt, dass ein Politiker dermaßen schnell dermaßen viel Alkohol zu sich nimmt, dass er in der Folge zu einer rasenden Bombe wird, die nur durch Zufall ausschließlich ihn selbst und sonst niemanden vom Leben zum Tode befördert.
Dass in Haiders Fall der schützenswerte Privatbereich in kausalem Zusammenhang mit den öffentlich zu machenden Unfallursachen steht, generiert diese in vielen Fällen merkwürdig herumeiernde Form der Berichterstattung. Dass Haider unmittelbar vor dem Unfall in einer Bar war, die sich selbst als "Schwulenlokal" beschreibt, wird ja von seinem Privatleben möglicherweise nicht ganz zu trennen sein – steht aber offenkundig auch in einem Zusammenhang mit dem Unfall.
Die Fiktion aufrecht zu erhalten, die sexuellen Präferenzen des Betroffenen auch und gerade über den Tod hinaus nicht publik zu machen, wird natürlich zwangsläufig zu einer bizarren Verrenkung, wenn dann eben gleichzeitig und korrekt darüber berichtet wird, ja werden muss, in welcher Art von Gaststätte und von Gesellschaft das Unglück seinen Lauf nahm.
Der tiefere Grund für diese manchmal scheinheilig wirkende Berichterstattung ist, dass hierzulande der Umgang mit Homosexualität noch immer ein verkrampfter ist, allen diesbezüglichen Fortschritten zum Trotz. Dass viele ein posthumes "Outing" eines Politikers pietätlos fänden, unterstellt ja, dass es sich bei Homosexualität um eine Eigenschaft handelt, die negativ konnotiert ist. (Niemand würde es hingegen pietätlos finden, jemanden posthum als heterosexuell zu bezeichnen. Warum?).
Nicht wirklich zu beweisen, aber stark zu vermuten ist: In Deutschland etwa wäre das anders. Wo schwule Spitzenpolitiker (wie Klaus Wowereit, Guido Westerwelle, Ole von Beust) Teil der Normalität sind, kann sich die Berichterstattung auch derartige Verrenkungen ersparen, wie sie in bei uns zu beobachten sind.
Das mag mit dem in Deutschland schwächeren Einfluss der (katholischen) Kirche zu tun haben und/oder mit einem avancierteren Selbstbewusstsein mancher deutscher Politiker – die Berichterstattung über Haiders letzte Stunden zeigt jedenfalls, dass hierzulande noch einige sexuelle Entkrampfung günstig wäre. Dies ist immerhin das 21. Jahrhundert.
Wer die Berichte über die letzten Stunden Jörg Haiders verfolgte, dem drängt sich ein eigentümliches Gefühl auf: dass hier ziemlich viel um den heißen Brei herumgeredet wird, mit Andeutungen operiert wird, die irgendwo im Nebel enden, dass hier zwar jemandes Privatleben teilweise geoutet wird, aber auch das nur mit angezogener Handbremse.
Österreichs Medien gehen mit dem Privatleben von Politikern relativ vernünftig um: Wer welche sexuellen Präferenzen hat, ist oft bekannt, steht aber so gut wie nie in der Zeitung. Solange zwischen dem Privaten des Betroffenen und seinen politischen Haltungen keine krasse Diskrepanz besteht, geht das niemanden etwas an.
Sehr wohl von öffentlichem Interesse ist hingegen, was dazu führt, dass ein Politiker dermaßen schnell dermaßen viel Alkohol zu sich nimmt, dass er in der Folge zu einer rasenden Bombe wird, die nur durch Zufall ausschließlich ihn selbst und sonst niemanden vom Leben zum Tode befördert.
Dass in Haiders Fall der schützenswerte Privatbereich in kausalem Zusammenhang mit den öffentlich zu machenden Unfallursachen steht, generiert diese in vielen Fällen merkwürdig herumeiernde Form der Berichterstattung. Dass Haider unmittelbar vor dem Unfall in einer Bar war, die sich selbst als "Schwulenlokal" beschreibt, wird ja von seinem Privatleben möglicherweise nicht ganz zu trennen sein – steht aber offenkundig auch in einem Zusammenhang mit dem Unfall.
Die Fiktion aufrecht zu erhalten, die sexuellen Präferenzen des Betroffenen auch und gerade über den Tod hinaus nicht publik zu machen, wird natürlich zwangsläufig zu einer bizarren Verrenkung, wenn dann eben gleichzeitig und korrekt darüber berichtet wird, ja werden muss, in welcher Art von Gaststätte und von Gesellschaft das Unglück seinen Lauf nahm.
Der tiefere Grund für diese manchmal scheinheilig wirkende Berichterstattung ist, dass hierzulande der Umgang mit Homosexualität noch immer ein verkrampfter ist, allen diesbezüglichen Fortschritten zum Trotz. Dass viele ein posthumes "Outing" eines Politikers pietätlos fänden, unterstellt ja, dass es sich bei Homosexualität um eine Eigenschaft handelt, die negativ konnotiert ist. (Niemand würde es hingegen pietätlos finden, jemanden posthum als heterosexuell zu bezeichnen. Warum?).
Nicht wirklich zu beweisen, aber stark zu vermuten ist: In Deutschland etwa wäre das anders. Wo schwule Spitzenpolitiker (wie Klaus Wowereit, Guido Westerwelle, Ole von Beust) Teil der Normalität sind, kann sich die Berichterstattung auch derartige Verrenkungen ersparen, wie sie in bei uns zu beobachten sind.
Das mag mit dem in Deutschland schwächeren Einfluss der (katholischen) Kirche zu tun haben und/oder mit einem avancierteren Selbstbewusstsein mancher deutscher Politiker – die Berichterstattung über Haiders letzte Stunden zeigt jedenfalls, dass hierzulande noch einige sexuelle Entkrampfung günstig wäre. Dies ist immerhin das 21. Jahrhundert.
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