Sonntag, 26. Oktober 2008

Eric Breininger: Aus dem Saarland in den Dschihad

Eric Breininger: Der 21-jährige Deutsche hat sich dem Dschihad verschrieben.

Er ist das Gesicht einer neuen Generation islamischer Terroristen, die den "Heiligen Krieg" in den Westen tragen wollen: Eric Breininger. Der Deutsche wuchs im Saarland auf, spielte Fußball, trank zu viel - bis er Kontakt zur Sauerland-Zelle aufnahm.

Ein junger Deutscher, mitten aus der Gesellschaft, konvertiert zu einer extremen Strömung des Islam, radikalisiert sich unter dem Einfluss von Hasspredigern, trainiert für Terroranschläge und richtet am Ende seinen Hass gegen Unschuldige in seiner eigenen Heimat: So lässt sich die Entwicklung Eric Breiningers zusammenfassen.

Gut in Fußball, mittelmäßig in der Schule

Breininger wurde 1987 geboren. Nach der Scheidung seiner Eltern lebte er gemeinsam mit seiner Mutter im saarländischen Neunkirchen. Er spielte gern und gut Fußball, brachte es bis in die Landesauswahl. Seine schulischen Leistungen waren eher mäßig. Ein großes Geltungsbedürfnis, gelegentlicher Haschischkonsum, Alkoholmissbrauch und Ärger mit der Polizei und seinen Eltern kennzeichnen seine Jugend.

Breininger ist auf der Suche nach Halt und Orientierung, als er Anfang 2007 bei seiner Arbeit in einem Transportunternehmen den pakistanischen Kollegen Anis P. kennenlernt, der ihn mit einer extremen Auslegung des Koran vertraut macht. In nur wenigen Monaten radikalisiert sich der junge Mann, bricht die Handelsschule ab und konvertiert zum Islam.

Kein Schweinefleisch, kein Haargel

In einem ZDF-Interview beschreibt Breiningers Schwester Anke die Verwandlung ihres Bruders von einem lebenslustigen, jungen Mann zu einem fanatischen Islamisten: "Er hat sich Anfang 2007 vermehrt für den Koran und den Islam interessiert, was ein bisschen ungewöhnlich war, weil er vorher jahrelang ausländische Freunde hatte, auch muslimische Freunde, und sich nie dafür interessiert hat. Auf einmal hat er dann angefangen, sich dafür zu interessieren. Er wollte den Koran haben, er wollte den Koran lesen können", erzählt sie. Ihr Bruder habe begonnen, kein Schweinefleisch mehr zu essen. Er sei morgens früh aufgestanden, um zu beten. Er habe sich nicht mehr zurecht gemacht, also nicht mehr die Haare gestylt, weil er das laut Koran halt nicht machen sollte.

Eric Breininger. Quelle: ZDF
Eric Breiningers Steckbrief auf einem Fahndungsplakat in Afghanistan: 1, 73 Meter groß, etwa 90 Kilogramm schwer, blaue Augen, dunkle Haare.

Zitat

  • „Er hat seine komplette Zimmerausstattung verkauft, kein TV mehr geschaut und den Computer verkauft.“

Breiningers Schwester Anke

Und dann brach Breiniger auch seine Kontakte in die deutsche Gesellschaft ab. "Er ist nicht mehr weggegangen, er hat den Kontakt zu früheren Freunden abgebrochen und hat sich mehr darum gekümmert, dass er in die Moschee geht, dass er beten geht und den Koran liest und arabisch lernt", erzählt die Schwester. "Das Ganze hat sich dann weiter verschlimmert. Er hat seine komplette Zimmerausstattung verkauft, kein TV mehr geschaut, hat den Computer verkauft, hat in der Wohnung Bilder von den Wänden genommen und umgedreht, damit sie nicht mehr zu sehen waren und hat dann auch bis auf die Gänge zur Moschee keinen Kontakt mehr zu früheren Freunden oder Bekannten gehabt."

WG mit mutmaßlichem Terrorist

Nach einem Streit mit seiner Familie zieht Breininger in Saarbrücken-Dudweiler mit seinem großen Vorbild und Gesinnungsgenossen Daniel Schneider zusammen. Schneider ist zu diesem Zeitpunkt mit der Beschaffung von Material zum Bau von Sprengsätzen beschäftigt. Im September 2007 wird er mit seinen Kameraden Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz in einem Ferienhaus im Sauerland unter Terrorverdacht verhaftet. Kurz zuvor taucht Schneiders Schützling Breininger aus Deutschland ab, reist zu Sprachstudien nach Kairo und von dort weiter in ein Trainingslager der Islamischen Jihad Union (IJU), einer Terrorgruppe mit engem Kontakt zu Taliban und El Kaida.

Die IJU hat sich zu zahlreichen Terroranschlägen in Afghanistan und Pakistan bekannt. Ihre Anführer gelten als Drahtzieher hinter dem Plan der Sauerland-Zelle, im Herbst 2007 schwere Autobombenanschläge im Rhein-Main-Gebiet zu verüben. Nach Erkenntnissen deutscher Sicherheitsbehörden haben bis heute mehrere Dutzend junger Männer aus Deutschland ein Terrortraining in den Lagern der IJU absolviert.

Nach Abschluss seiner Ausbildung mit Schusswaffen und Sprengstoff taucht Eric Breininger im Frühjahr 2008 mehrfach in Propagandavideos der Terrorgruppe auf, der rund 300 aktive Kämpfer zugeordnet werden.

Zitat

  • „Mit dem Leben in Deutschland habe ich schon längst abgeschlossen. Mein Leben wird hier im Dschihad sein.“
    Eric Breininger

"Selbstverteidigung des Islam"

In einer Botschaft vom vergangenen Mai ist Breininger gemeinsam mit seinem Freund Houssein el-Malla zu sehen, der ihm Fragen zu seinen Plänen stellt. In seinen Antworten rechtfertigt der junge Saarländer den brutalen Terrorismus der IJU als Selbstverteidigung des Islam gegen einen angeblichen Kreuzzug des Westens und kündigt seinen Einsatz als Selbstmordattentäter an: "Gelobt sei Allah, der mir diesen Weg zum Dschihad geöffnet hat. Mit dem Leben in Deutschland habe ich schon längst abgeschlossen. Mein Leben wird hier im Dschihad sein. Inshallah wird Allah mich als Schahid zu sich nehmen. Dass sie hier in Afganistan nach mir suchen, macht mir ehrlich gesagt keine Sorgen."

Jetzt suchen deutsche Sicherheitsbehörden fieberhaft nach Eric Breininger, weil er sich offenbar entschieden hat, den Dschihad doch nach Deutschland zu tragen.

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