Sonntag, 19. Oktober 2008

Obama und McCain können noch übereinander lachen

Mitten im Wahlkampf ist doch noch Zeit für Scherze: Nach ihrem letzten TV-Duell saßen Barack Obama und John McCain bei einem Wohltätigkeitsdinner erneut an einem Tisch zusammen. Die Rivalen machten die Gala zur erfrischenden Comedy-Show - mit reichlich Selbstironie.

New York - Scharf war der Ton zuletzt geworden im Kampf ums Weiße Haus. Hitzig ging es zu in der dritten und letzten Fernsehdebatte zwischen Barack Obama und John McCain. Doch nur einen Tag später bewiesen die Rivalen, dass es auch anders geht.

Bei der traditionellen Al-Smith-Spendengala für bedürftige Kinder saßen die beiden schon wieder an einem Tisch - nur durch Gastgeber Kardinal Egan voneinander getrennt, dem in festlichem Purpur gekleideten Erzbischof von New York. Und statt Wahlkampf machten Obama und McCain im Ballsaal des mondänen Waldorf-Astoria-Hotels vor allem Witze - über ihren Gegner, aber auch über sich selbst.

Es waren erstaunlich heitere Bilder ihrer Präsidentschaftskandidaten, die die Amerikaner am heutigen Freitag im Fernsehen bestaunen konnten. Da erklärte der 72-jährige McCain, er habe am Morgen alle seine Chefberater gefeuert und ihre Aufgaben an "Joe the Plumber" übertragen - den Klempner aus Ohio, der bei dem TV-Duell am Vortag als Durchschnittsamerikaner herhalten musste.

Kosename George Bush

Der Klempner könne gar nicht genug Geld verdienen, um die nach den Plänen Obamas zu erwartende Steuererhöhung zu verkraften, stellte McCain scherzend fest. Deswegen habe der Klempner jetzt auch einen lukrativen Vertrag bei einem wohlhabenden Paar unterzeichnet, um in deren sieben Häusern die ganze Arbeit zu erledigen - eine mit Gelächter quittierte Anspielung McCains auf seinen eigenen Immobilienbesitz.

Sein "Freund" Obama habe sicher nichts dagegen gehabt, dass er ihn bei der zweiten TV-Debatte despektierlich "that one" ("der da") genannt habe, meinte der Republikaner weiter. Schließlich habe auch Obama "einen Kosenamen für mich: George Bush". Der schwarze Senator antwortete, sein Vorname Barack heiße ohnehin auf Swahili, der Sprache Kenias und seines Vaters, "that one". Seinen mittleren Namen "Hussein" habe er allerdings "von jemandem erhalten, der nicht daran dachte, dass ich mich jemals um die Präsidentschaft bewerben würde".

Obama erklärte in Anspielung darauf, dass ihn manche Anhänger wie einen Messias verehrten: "Ich wurde nicht, wie manche meinen, in einem Stall geboren, sondern auf dem Stern Krypton", wo, wie Amerikaner wissen, Superman herstammt. Von dort sei er zur Erde entsandt worden, "um den Planeten zu retten". Als seine "größte Schwäche" bezeichnete Obama, "dass ich so großartig bin" - womit der elegant im Smoking und mit weißer Fliege gekleidete Demokrat auch seinen Konkurrenten John McCain zu prustendem Lachen brachte.

Auch die nicht anwesende Vize-Kandidatin McCains, Sarah Palin, bekam ihr Fett weg. Es heiße, man könne von der Türschwelle des Ballsaals den russischen Teesalon sehen, frotzelte Obama. Eine deutliche Anspielung auf das misslungenen TV-Interview Palins, in dem die Gouverneurin von Alaska ihre außenpolitische Erfahrung mit der unmittelbaren Nachbarschaft ihres Bundesstaates zu Russland zu belegen versucht hatte.

McCain provozierte in New York, der Hochburg des linken und liberalen Amerikas, geschickt sein Publikum: Er werde das "Gefühl nicht los", dass selbst hier einige Gäste für ihn seien: "Ich bin erfreut, Sie heute Abend hier zu sehen, Hillary", sagte McCain, um sich dann zur laut lachenden Senatorin Clinton zu wenden.

Am Ende der Gala betonten Obama und McCain, wie sehr sie ihren Gegner respektieren. Obama lobte seinen Konkurrenten für dessen Dienst für das Land im Vietnamkrieg, McCain verwies umgekehrt auf Obamas historischen Versuch, erster schwarzer Präsident der USA zu werden.

Das "Alfred E. Smith Memorial Foundation Dinner" findet seit 1945 jedes Jahr statt. In Wahljahren sind traditionell die beiden Präsidentschaftskandidaten zu Gast. Die Veranstaltung erbrachte eine Spendensumme von schätzungsweise vier Millionen Dollar.

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