Dienstag, 21. Oktober 2008

"Haider liebte junge blonde Männer"

Eine Woche lang wurde über Haiders Vorlieben geschwiegen. Jetzt überschlagen sich die Medien mit Berichten direkt aus dem Schambereich.
Von Carsten Weidemann

Am vergangenen Wochenende fand die Trauerfeier und anschließende Beisetzung von Jörg Haider statt, unter Beteiligung zahlreicher staatlicher und geistlicher Vertreter. Kaum sind die ersten Blumen an den Beileidskränzen verwelkt, schieben die österreichischen Medien nach, worüber sie in der vergangenen Woche noch überwiegend geschwiegen haben. Was hat Jörg Haider in der Todesnacht tatsächlich getan, und was waren die wahren Vorlieben des verheirateten rechtsgerichteten Politikers?
Zeitungen zitieren Augenzeugen, die Haider in der schwulen Szene gesehen haben und ihn zum Teil auch näher kannten.
Minutiös rekonstruiert das Magazin "Profil" die letzten Stunden von Haider, der diverse Termine an dem Samstag absolviert hatte und zuletzt im Klagenfurter Lokal "Städtkrämer" aufgetaucht war. Haider sei mehrmals im Monat in dem schwulen Lokal aufgetaucht, habe dort aber in der Regel nur Nichtalkoholisches konsumiert. In dieser Nacht sei es anders gewesen. Er habe eine Flasche Wodka bestellt. Die Staatsanwaltschaft berichtet zudem von einer E-Mail, die ein Gast der Kneipe geschickt hatte. Darin berichtet der Augenzeuge, dass man Haider noch angeboten habe, ihn wegen seines betrunkenen Zustandes nach Hause zu bringen. Doch Haider habe abgelehnt.

Das Boulevard-Magazin DCRS-Online zitiert einen 18-jährigen Besucher der Kneipe: "…Haider unterhielt sich mit einem Mann an der Bar vom Stadtkrämer, den ich nicht kannte. Sie tranken Wodka und Averna… Haider fragte mich plötzlich spontan, wie es mir geht, und lud mich auf ein Getränk ein. Ich bestellte einen Wodka. Ein weiteres Getränk lehnte ich aber ab, weil ich schon so fertig war. Dann ging ich…".
Ein weiterer Besucher der Klagenfurter Szene meint im Interview mit DCRS: "…Jörg Haider stand auf große, blonde, blauäugige junge Männer…Er hatte eine Vorliebe den typischen Arier…Und jung sollten sie sein…Ich würde mal sagen, nicht über 30…", berichtet Uwe K.
Unterdessen erinnerte Österreichs schwul-lesbische Bürgerrechtsorganisation "Rechtskomitee Lambda" (RKL) daran, dass Jörg Haider Gerüchten über seine eigene Homo- oder Bisexualität "stets mit Gleichmut begegnet" sei: "Nie hat er sie (wie so manch andere) empört zurückgewiesen.
Diese menschliche Größe haben wir ihm - bei aller Gegensätzlichkeit in anderen (menschenrechtlichen) Fragen – stets hoch angerechnet", heißt der aktuellen Ausgabe der RKL-Zeitschrift "Ius Amandi".
Das RKL betonte auch, es war Haiders "offene Haltung, die die ÖVP in den 90er Jahren bspw. in der Frage der anti-homosexuellen Sonderstrafgesetze ganz gewaltig in die Enge trieb.
1996 schaffte seine FPÖ zusammen mit SPÖ, Grünen und LIF (gegen den Widerstand der ÖVP) das Vereinsverbot ab. Und bei der Abstimmung über das Werbeverbot ermöglichte damals die (zufällige?) Abwesenheit zweier FPÖ-Abgeordneter ebenfalls die Aufhebung." Die Abwesenheit mehrerer FPÖ-Abgeordneter habe auch im Sommer 1998 das Ende des Strafrechtsparagraphen 209 eingeleitet, der für schwule Männer eine höhere Altersgrenze vorsah als für Heteros und Lesben.


In der Schweiz durfte er schwul sein, wie er es wollte

Dass der verstorbene Landeshauptmann von Kärnten schwul war, wussten wohl so ziemlich viele Menschen. Nicht nur die Enthüllungen über Haiders Doppelleben von dem 32-jährigen Uwe K., brachten viele Details über Haiders Neigungen zum Vorschein. Auch schon zu Lebzeiten des österreichi
schen Spitzenpolitikers war “unter der Handbekannt: Haider war schwul und er stand auf junge Knaben, die seine Söhne hätten sein können.

Es muss für Haider nicht immer einfach gewesen sein, dieses Doppelleben aufrecht zu erhalten und oftmals flüchtete er sich auch daraus. Er flüchtete an Orte, wo man ihn nicht kannte. Regelmässig soll Haider in der Schweiz Schwulentreffs aufgesucht und sich dort mit jungen Männern vergnügt haben.

Dies berichten mehrere Informanten aus der schweizer Schwulenszene:
  • “…Bei uns in der Schweiz durfte Jörgi so schwul sein, wie er es wollte…”, berichtet einer und behauptet zugleich, in der Schweiz habe mein Haider auch immer dazu ermutigt, dem Doppelleben eine Ende zu setzen und sich zu outen.
  • “…Ich glaube er hatte vor diesem Ouring-Schritt große Angst…Er hatte Angst um seine politische Karriere, um seine Parteifreunde, um seine Familie und sicherlich auch davor, nach einem Outing für Österreich politisch nichts mehrt zu bewegen können…Wir in der Schweiz sind da deutlich liberaler…”, berichtet ein anderer.
Uwe K. (32) aus der Nähe von Klagenfurt sendete DCRS ONLINE heute dieses Foto -aufgenommen ebenfalls in einer Schwulenkneipe- und erzählte ein wenig über Jörg Haider:

“…Ich habe Haider oft in der Szene gesehen und es ist paradox dass gerade eine Schwulenkneipe das letzte Lokal war, das er vor seinem Tod besucht hat…Jetzt gibt es wohl kurz nach seinem Tod das Outing, das er sein ganzens Leben lang vor sich hergeschoben hat…”, so der selbst ebenfalls schwule Uwe K..

Uwe K., der seit über 15 Jahren in der österreichischen Schwulenszene und Jörg Haider von dort relativ gut kannte, verkehrt erklärt weiterhin, wieso die Homosexualität von Jörg Haider so lange geheim gehalten werden konnte:

“…Jörg Haider war schwul…Das ist für mich ganz klar…Während andere der Meinung waren, er sei bisexuell, bin ich mir ganz sicher…Im tiefsten Inneren war Jörg ein echter Schwuler…Ich glaube auch, dass seine Ehefrau das wusste…Ich denke, sie hatten ein Abkommen miteinander…Zum Schutz von Jörg Haiders politischer Karriere und auch zum Schutze seiner Kinder…Ich denke, Jörg hat schon manchmal unter dem Doppelleben gelitten und seine Frau bestimmt auch…”.

Auch die Frage, ob Stefan Petzner ebenfalls schwul sei und eine Beziehung mit Ha
ider hatte, will Uwe K. beantworten können:

“…Selbstverständlich hatten die beiden etwas miteinander und Stefan halte ich sogar noch eher für bisexuell als Jörg…Fakt ist jedenfalls, sie waren ein Paar…”, behauptet Uwe K.

Es sieht tatsächlich so aus, als ob nun, nach dem tragischen Unfall Tod von Jörg Haider, auch sein Versteckspiel ein Ende hat.

Ob Stefan Petzner nun wirklich in die Fußstapfen von Jörg Haider treten kann, erscheint hierbei äußerst fraglich. Denn als Schwuler hat er es in seiner Partei sicherlich nicht gerade leicht. Da müsste er wohl eher nach Deutschland zu den Grünen oder zur SPD gehen. Da wäre er wenigstens nicht alleine!

In der taz online schreibt Robert Misik über Jörg Haiders Homosexualität, vor der sich Österreichs Medien nun nicht mehr drücken könnten. Zumal sein "engster Getreuer" und wahrscheinlicher Nachfolger, Stefan Petzner, "auf bizarre Weise als Nebenwitwer" durch das Fernsehen zieht. Außerdem wurde bekannt, dass Haider vor seinem Unfall - und nach einem Streit mit Petzner - in Klagenfurts bekanntester Schwulenkneipe 'Zum Stadtkrämer' war: "Dort wurde er zufällig fotografiert, als er mit einem bisher unbekannten jungen Mann an der Bar saß und sich ausgiebig betrank.
Ist all das politisch relevant? Jetzt natürlich nicht mehr, denn Haider ist tot. Aber natürlich hat es Bedeutung für die öffentliche Person, die Haider bis vorvergangenen Samstag war. Haiders Magnetismus schuldete sich ja nicht im Geringsten seiner schillernden, widersprüchlichen Persönlichkeit, die immer auch mit Gesten des Erotischen spielte, aber auch mit der Uneindeutigkeit."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen