Mit einem Klempner fing alles an. Der Star des letzten Fernsehduells der Präsidentschaftskandidaten hieß nicht John McCain oder Barack Obama, sondern Samuel Joseph Wurzelbacher. Der Klempner aus Ohio hatte wenige Tage vor der Debatte Obama während einer Wahlkampfveranstaltung angesprochen. Er wolle gerne die kleine Firma, für die er seit Jahren arbeitet, kaufen. Da das Unternehmen mehr als 250.000 Dollar im Jahr einbringt, fiele er unter dem Steuerplan des demokratischen Kandidaten damit aber in eine höhere Steuerkategorie. Das sei doch so, als würde er für seine harte Arbeit und seinen Erfolg bestraft.
McCain witterte eine Chance und benutzte Obamas Austausch mit "Joe the plumber" während der Debatte mehrfach, um seinen Gegner als unternehmensfeindlich darzustellen. Er wandte sich sogar direkt an Herrn Wurzelbacher. In die Kamera blickend sagte er: "Joe, Du sollst wissen, dass ich Dir helfen werde, das Unternehmen zu kaufen, für das Du Dein ganzes Leben lang gearbeitet hast. ... Ich werde keine Steuererhöhung für Kleinunternehmer zulassen!"
Seither ist "Joe" unfreiwillig zum Vorzeigekind der Republikaner geworden, zum Repräsentanten aller hart arbeitenden Durchschnittsamerikaner, denen die Demokraten angeblich die Verwirklichung des amerikanischen Traums verwehren wollen. Denn Obamas Argument, eine leichte Steueranhebung für die 5% aller Betriebe, die mehr als 250.000 Jahreseinkommen haben, diene dazu, eine Senkung bei den übrigen 95% zu ermöglichen, hielt die Republikaner nicht davon ab, ihn seither bei jeder Veranstaltung als "Steuererhöher" zu beschimpfen. Schlimmer noch, seine Aussage, diese Massnahmen trügen zur "Umverteilung von Amerikas Wohlstand" bei sei reiner Sozialismus. Obama wolle die Regierung auf Kosten des Unternehmertums zur Fürsorgeanstalt machen.
"Umverteilung" ist heute eines der meist gebrauchten Schimpfworte in den Wahlkampfauftritten von John McCain, das regelmässig Buhkonzerte vom Publikum einbringt. Sarah Palin bedient sich genüsslich des "S-Wortes"; sie weiss, dass das verlässlich Gänsehaut bei ihren Zuhörern hervorruft.
Joe der Klempner ging aus der Begegnung als Prominenter hervor, Barack Obama als "Sozialist". Beide versuchen seither den Schaden zu begrenzen.
McCain Werbespot zu Joe the Plumber
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