Sonntag, 19. Oktober 2008

Homophobie und Neonazismus auf YouTube

Trotz gegenteiliger Beteuerungen und mehreren Strafanzeigen erscheinen immer noch regelmäßig Gewalt verherrlichende, homophobe und neonazistische Videos und Lieder bei YouTube, ohne von den Verantwortliche zeitnah entfernt zu werden.

Das Video-Portal YouTube wurde vom Medienkonzern Google geschaffen, um Hobbyfilmern das Veröffentlichen selbstgedrehter Videos zu ermöglichen. In der Vergangenheit wurde es jedoch immer wieder missbraucht, um Hass- und Gewaltpropaganda einzustellen. Ein Ärgernis, weil vor allem Jugendliche massenhaft auf YouTube zugreifen. Besonders unangenehm fiel YouTube im letzten Jahr auf, als das homophobe Hasslied "Keine Toleranz" des deutsch-türkischen Rappers "G-Hot" mehrfach veröffentlicht wurde. Im Januar dieses Jahres wurde die wiederholte Veröffentlichung u.a. vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) angemahnt und Strafanzeige gegen YouTube erstattet.

Hat sich seitdem etwas geändert? Statements von YouTube gegen Gewalt waren bisher nur Lippenbekenntnisse. Auch nach der Verschärfung der Bestimmungen in den USA und Großbritannien nimmt man es in Deutschland weniger genau mit Gewalt verherrlichen Inhalten. Das schwulenfeindliche Hasslied wird immer noch regelmäßig bei YouTube eingestellt und selten zeitnah entfernt. Wer nicht glauben mag, dass seit 1945 derartiges noch möglich ist, möge nur einmal beispielsweise hier http://de.youtube.com/watch?v=SsfT5p1YMuQ und hier http://de.youtube.com/watch?v=YYdhnC8GGT4 hineinschauen.

Hier dürfen auch straffrei hasserfüllte Kommentare gepostet werden: "fuck homos, homos gehören gehängt" ist noch eines der "harmlostesten" Zitate. Sicher braucht sich dann niemand mehr zu wundern, wenn es Anschläge gegen Schwule oder ihre Einrichtungen gibt, wie jüngst in Berlin.

Zwar preist YouTube nach wie vor das "Flaggen", also das Markieren unangemessenen Inhalts, an, danach geschieht in der Regel tagelang gar nichts - ausreichend um entsprechende "Werke" Tausenden von Jugendlichen zugängig zu machen. Bislang gab es auch die Möglichkeit, über einen versteckten (!) Link bei "Kontakt" die Verantwortlichen zu unterrichten. Doch auch diese Möglichkeit wurde inzwischen (zufällig?) abgeschafft. Gab es zunächst noch die Möglichkeit, sich in englischer Sprache zu beschweren, so führen die Links auf der Kontaktseite inzwischen ins Leere bzw. in eine Endlosschleife.

Als Begründung für häufiges Wegsehen gibt YouTube an, nicht alle illegalen Inhalte überwachen zu können. Dabei dürfte es für den weltgrößten Suchmaschinen-Betreiber einfach sein, über Stichwörter zumindest nach bereits bekannten illegalen Beiträgen zu suchen.

Hierzu zählt auch Nazipropaganda, die nach wie vor immer noch bei YouTube veröffentlicht wird, wie zum Beispiel Lieder der verbotenen Rechtsrock-Gruppe "Landser". Wer es nicht glaubt, kann einmal danach suchen und wird sicher schneller fündig als die Verantwortlichen von YouTube.

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