Vom Mord-Vorwurf wurde der Ex-Football-Star vor 13 Jahren freigesprochen. Jetzt wurde ihm ein dubioser Raub zum Verhängnis. Ihm droht lebenslange Haft
Am Ende steht er da, wie ein geprügelter Kampfhund. Jedes "guilty", das Sandra Jeter für die Geschworenen vorträgt, trifft ihn wie ein Schlag. Zwölf Mal wiederholt die Gerichtsdienerin es: "Schuldig eines Raubüberfalls mit tödlicher Waffe, schuldig des Angriffs mit einer tödlichen Waffe, schuldig der Verschwörung zum Einbruch ..." O. J. Simpson, 61 Jahre alt, steht einfach nur da, seine breiten Schultern hängen herab, die Augen sind gerötet. Er atmet tief und schwer, die Mundwinkel zucken ab und zu, ansonsten regt er sich nicht.
Er sei besorgt, hatte er zuvor einem Reporter am Telefon gesagt. Das war ungewöhnlich. Denn bis dahin hatte O. J. Simpson stets vor Selbstüberzeugung gestrotzt. Geradezu als sei er unverletzlich. Und war er bisher nicht auch aus all seinen Gesetzeskonflikten glimpflich herausgekommen, den Anzeigen wegen Raserei, Schlägerei, Bedrohung, ja sogar der Anklage wegen Doppelmordes an seiner Ex-Frau und deren Geliebten?
Doch diesmal hatte der einstige Football-Star allen Grund zur Sorge. Denn in der Räuberpistole, die er sich im September 2007 in einem drittklassigen Hotel in Las Vegas, leistete, hatte er sich ganz offenbar verkalkuliert. Nicht nur, dass er seine Mitstreiter - von denen vier gegen ihn vor Gericht aussagten - schlecht auswählte, offenbar hatte er diesmal auch unterschätzt, wie wenig sein einstiger Ruhm ihn noch schützen konnte.
Fünf seiner Kumpanen waren an jenem 17. September im Zimmer 1203 des "Palace Station Hotels" in Las Vegas aufgetaucht, um sich dort mit zwei zwielichtigen Souvenirhändlern zu treffen. Sie sollten Trophäen und andere Memorabilien, von denen Simpson behauptet, sie gehörten ihm, zurückholen. Schon bald tauchte auch O. J. Simpson auf, es kam zum Streit, und zwei seiner Begleiter zogen Waffen. In Kopfkissenbezügen schleppte die Bande schließlich die Gegenstände aus dem Hotel.
Vermutlich hätte dieser Streit im Kriminellenmilieu kaum Aufsehen erregt, wäre nicht der Name O. J. Simpson mit im Spiel gewesen. Auch das sollte ihm nun zum Verhängnis werden. Zeigt es doch, wie tief der einstige Weltstar gesunken ist. Vier seiner dubiosen Helfer vereinbarten Deals mit der Staatsanwaltschaft und legten gar Tonbandmitschnitte vom Überfall vor, die Simpson schwer belasten. Simpson, so sagten sie aus, habe sie aufgefordert, Waffen mitzubringen. Auch ein nicht minder zwielichtiger Händler, der das Treffen arrangiert hatte, belastete Simpson mit Aufzeichnungen schwer. Die Geschworenen glaubten Simpson, der vor Gericht die Aussage verweigerte, nicht, was er der Polizei gesagt hatte: Dass er nur Dinge, die ihm gehörten, holen wollte - und vor allem, dass er von Waffen nichts wusste. Es nutzte Simpson auch nichts, dass sein Anwalt betonte, wie zwielichtig die zum Teil vorbestraften Zeugen sind, von denen einige ihre Geschichten an die Medien verkauften. Auch nicht, dass er ihnen Widersprüche nachwies. Ebenso wenig wie der Hinweis auf die Voreingenommenheit der rein weißen Jury gegen Simpson, der vor 13 Jahren im Strafprozess zwar von der Anklage wegen Doppelmordes an seiner Ex-Frau und deren Geliebten freigesprochen worden war, im Zivilprozess jedoch dafür verurteilt wurde. Simpson hatte wohl gehofft, es würde diesmal ähnlich laufen.
Nicole Brown und Ron Goldman waren 1994 brutal ermordet worden. Simpson wurde ein Jahr später, trotz schwer belastender Indizien, freigesprochen. Damals war der Fall ein Medienereignis ungekannten Ausmaßes, ein "Jahrhundertprozess". Viele Schwarze drängten auf einen Freispruch und hätten alles andere als Beweis für eine rassistische Justiz gewertet. Zwar wurde Simpson 1997 in einem Zivilverfahren verurteilt, 33,5 Millionen Dollar an die Hinterbliebenen der Opfer zu zahlen, doch die Summe blieb er bis heute schuldig.
Die Zeiten haben sich geändert. Vielleicht lag es an der Finanzkrise, vielleicht am US-Wahlkampf - von einem Sensationsprozess konnte diesmal keine Rede sein. Der Mythos O. J. Simpson scheint selbst für seine Anhänger zu verblassen.
Am 5. Dezember wird das Gericht nun das Urteil verkünden. O. J. Simpson droht lebenslange Haft.
Am Ende steht er da, wie ein geprügelter Kampfhund. Jedes "guilty", das Sandra Jeter für die Geschworenen vorträgt, trifft ihn wie ein Schlag. Zwölf Mal wiederholt die Gerichtsdienerin es: "Schuldig eines Raubüberfalls mit tödlicher Waffe, schuldig des Angriffs mit einer tödlichen Waffe, schuldig der Verschwörung zum Einbruch ..." O. J. Simpson, 61 Jahre alt, steht einfach nur da, seine breiten Schultern hängen herab, die Augen sind gerötet. Er atmet tief und schwer, die Mundwinkel zucken ab und zu, ansonsten regt er sich nicht.
Er sei besorgt, hatte er zuvor einem Reporter am Telefon gesagt. Das war ungewöhnlich. Denn bis dahin hatte O. J. Simpson stets vor Selbstüberzeugung gestrotzt. Geradezu als sei er unverletzlich. Und war er bisher nicht auch aus all seinen Gesetzeskonflikten glimpflich herausgekommen, den Anzeigen wegen Raserei, Schlägerei, Bedrohung, ja sogar der Anklage wegen Doppelmordes an seiner Ex-Frau und deren Geliebten?
Doch diesmal hatte der einstige Football-Star allen Grund zur Sorge. Denn in der Räuberpistole, die er sich im September 2007 in einem drittklassigen Hotel in Las Vegas, leistete, hatte er sich ganz offenbar verkalkuliert. Nicht nur, dass er seine Mitstreiter - von denen vier gegen ihn vor Gericht aussagten - schlecht auswählte, offenbar hatte er diesmal auch unterschätzt, wie wenig sein einstiger Ruhm ihn noch schützen konnte.
Fünf seiner Kumpanen waren an jenem 17. September im Zimmer 1203 des "Palace Station Hotels" in Las Vegas aufgetaucht, um sich dort mit zwei zwielichtigen Souvenirhändlern zu treffen. Sie sollten Trophäen und andere Memorabilien, von denen Simpson behauptet, sie gehörten ihm, zurückholen. Schon bald tauchte auch O. J. Simpson auf, es kam zum Streit, und zwei seiner Begleiter zogen Waffen. In Kopfkissenbezügen schleppte die Bande schließlich die Gegenstände aus dem Hotel.
Vermutlich hätte dieser Streit im Kriminellenmilieu kaum Aufsehen erregt, wäre nicht der Name O. J. Simpson mit im Spiel gewesen. Auch das sollte ihm nun zum Verhängnis werden. Zeigt es doch, wie tief der einstige Weltstar gesunken ist. Vier seiner dubiosen Helfer vereinbarten Deals mit der Staatsanwaltschaft und legten gar Tonbandmitschnitte vom Überfall vor, die Simpson schwer belasten. Simpson, so sagten sie aus, habe sie aufgefordert, Waffen mitzubringen. Auch ein nicht minder zwielichtiger Händler, der das Treffen arrangiert hatte, belastete Simpson mit Aufzeichnungen schwer. Die Geschworenen glaubten Simpson, der vor Gericht die Aussage verweigerte, nicht, was er der Polizei gesagt hatte: Dass er nur Dinge, die ihm gehörten, holen wollte - und vor allem, dass er von Waffen nichts wusste. Es nutzte Simpson auch nichts, dass sein Anwalt betonte, wie zwielichtig die zum Teil vorbestraften Zeugen sind, von denen einige ihre Geschichten an die Medien verkauften. Auch nicht, dass er ihnen Widersprüche nachwies. Ebenso wenig wie der Hinweis auf die Voreingenommenheit der rein weißen Jury gegen Simpson, der vor 13 Jahren im Strafprozess zwar von der Anklage wegen Doppelmordes an seiner Ex-Frau und deren Geliebten freigesprochen worden war, im Zivilprozess jedoch dafür verurteilt wurde. Simpson hatte wohl gehofft, es würde diesmal ähnlich laufen.
Nicole Brown und Ron Goldman waren 1994 brutal ermordet worden. Simpson wurde ein Jahr später, trotz schwer belastender Indizien, freigesprochen. Damals war der Fall ein Medienereignis ungekannten Ausmaßes, ein "Jahrhundertprozess". Viele Schwarze drängten auf einen Freispruch und hätten alles andere als Beweis für eine rassistische Justiz gewertet. Zwar wurde Simpson 1997 in einem Zivilverfahren verurteilt, 33,5 Millionen Dollar an die Hinterbliebenen der Opfer zu zahlen, doch die Summe blieb er bis heute schuldig.
Die Zeiten haben sich geändert. Vielleicht lag es an der Finanzkrise, vielleicht am US-Wahlkampf - von einem Sensationsprozess konnte diesmal keine Rede sein. Der Mythos O. J. Simpson scheint selbst für seine Anhänger zu verblassen.
Am 5. Dezember wird das Gericht nun das Urteil verkünden. O. J. Simpson droht lebenslange Haft.
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