Samstag, 16. Mai 2009

Polizei löst Homosexuellen-Demo in Moskau auf

Proteste zum Eurovision Song Contest in Moskau

Die Moskauer Polizei hat eine Portestkundgebung Homosexueller gewaltsam aufgelöst. Am Tag des Eurovision-Song-Contest-Finales in der russischen Hauptstadt wollten die Demonstranten auf die Diskriminierung homosexueller Menschen in ihrem Land hinweisen.

Nahe der Lomonossow-Universität führen Polizisten Teilnehmer einer Homosexuellen-Demo ab.

Vor der staatlichen Lomonossow-Universität wurden 20 Männer und Frauen aus Russland und Weißrussland teils im Würgegriff abgeführt. Auch ein US-Bürger wurde festgenommen. Die Demonstranten hatten bei der nicht genehmigten Kundgebung Plakate entrollt. Augenzeugen berichteten, Polizisten der Spezialeinheit OMON hätten die Demonstranten gejagt und in Gefängniswagen gesperrt.

Auch der Vorsitzende des russischen Homosexuellen-Verbands, Nikolai Alexejew, wurde an Händen und Füßen in ein Polizei-Fahrzeug gezerrt. Die Geschehnisse wurden von zahlreichen Journalisten verfolgt. Die Polizei versuchte, die Medien mit Gewalt vom Ort der Auseinandersetzung zu vertreiben. Die festgenommenen Demonstranten beriefen sich immer wieder auf ihre Grundrechte. "Wir sind friedliche Menschen und wollen so leben wie andere auch", rief eine Russin.

Grand-Prix-Sänger drohten mit Boykott

Aktivisten hatten im Vorfeld die in Russland verbreitete Homosexuellen-Feindlichkeit als eine Schande bezeichnet. So hatte der Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow Homosexualität als "teuflisch" bezeichnet. Schon oft wurden Kundgebungen von Homosexuellen von der Polizei mit Gewalt gestoppt.

Zur Tradition des bei Homosexuellen beliebten Eurovision Song Contest gehört es, dass Schwule und Lesben auf den Straßen feiern. Einige Künstler hatten einen Auftrittsboykott angedroht, sollte die nun am Mittag aufgelöste Kundgebung nicht stattfinden.

Der Grünen-Politiker Volker Beck forderte Reaktionen der Grand-Prix-Beteiligten: "Alle Eurovisionsteilnehmer und die übertragenden Fernsehanstalten sind aufgerufen, jetzt ihren Protest zum Ausdruck zu bringen", sagte der menschenrechtspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion am Samstag in Berlin. "Man kann nicht einfach weggucken und nun zur Tagesordnung übergehen. Nun ist Zivilcourage gefragt."

  • VideoMoskauer Polizei löst Kundgebung von Homosexuellen gewaltsam auf
    tagesschau 20:00 Uhr - Olaf Bock, ARD Moskau

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