US-Demokraten- Hoffnung Barak Obama hat es auf den Titel einer Musikzeitschrift geschafft. Doch redet er der Jugend nicht gerade nach dem Mund.
Das US-Magazin «Vibe» wurde 1993 von Quincy Jones gegründet. Es sollte Sprachrohr sein für R&B- und HipHop-Künstler. Zielgruppe sind noch immer Jugendliche der urbanen Kultur, wie es so schön heißt. Doch nach Beyoncé, Justin Timberlake und Jennifer Lopez hat es nun ein Politiker auf den Titel geschafft: Die Präsidentschaftshoffnung der US-Demokraten Barak Obama wird im September das Cover zieren.
Anlässlich des 14-jährigen Bestehens der Zeitschrift darf der Politiker in einem Interview über seine Sicht der Dinge berichten. Und dabei nimmt er sich eine spezielle Musikrichtung vor: den Rap.
Konfrontiert mit einem Zitat aus dem April, als er Rappern vorgeworfen hatte, «ihre Schwestern» zu degradieren und ihn «nicht zu inspirieren», bat er um Klarstellung. Er meine die Kultur insgesamt, nicht nur Rapper. «Ich stehe völlig hinter dem, was ich gesagt habe, nämlich dass die herabwürdigenden Kommentare gegenüber Frauen von Imus [bekannter Radiomodertor] nicht nur im Radio zu hören sind, nicht nur in der Musik. Wir selbst führen das weiter, und dafür müssen wir Verantwortung übernehmen», so der 45-Jährige.
Unrealistisches Bild der Welt
Es gebe keinen Zweifel daran, dass die HipHop-Kultur einen großen Einfluss auf die Jugend habe. «Aber einiges davon ist nicht bloß die Reflexion von Realität. Es schafft Realität. Wenn unsere Kinder einzig die Glorifizierung von Materialismus, Bling und zwanglosem Sex sehen, wenn sie sich nie als Jemand sehen, der gerne liest und Verantwortung übernimmt, dann bekommen sie ein unrealistisches Bild der Welt, wie sie ist.»
Wohl deshalb würde Obama auch keinen Gangsta-Rap für seine Kampagne benutzen. «Meine Priorität als US-Senator ist es, mich mit Armut, Bildungsmöglichkeiten und adäquater Gesundheitsversorung auseinanderzusetzen. Wenn ich mich stattdessen mit Rap-Texten beschäftigen würde, wäre das Zeitverschwendung.»
Auf die Frage, warum er denn nun Obama auf das Cover genommen hat, das gerade noch 50 Cent zierte, sagte der Chefredakteur: «Weil das erste Mal, seitdem 'Vibe' gegründet wurde, eine politische Figur aufgetaucht ist, die junge Menschen in großem Maße anspricht.» Denn egal wer die Wahl gewinnen werde, Obama habe viele inspiriert, überhaupt wählen zu gehen, er sei «offen, brillant, lebendig und nicht zynisch», so der Journalist.
Zumindest in einem Ableger der Zeitschrift war dann aber doch schon einmal ein Politiker zu sehen: In der kurzlebigen TV-Talkshow «Vibe» war in der ersten Sendung 1997 Bill Clinton zu Gast.
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