Das Handy gehört auf dem schwarzen Kontinent zur Grundausstattung
Block, Stift, Kamera: Die Ausrüstung eines Reporters oder Kameramanns braucht Evans Wafula nicht. Er nutzt sein Handy. "Voices of Africa" heißt das Pilot-Projekt der Stiftung "Afrika Interaktive Medien" und des niederländischen Mediendienstes Skoeps.
Sie rüsten mit modernster Mobilfunktechnik Journalisten in zunächst vier Ländern Afrikas aus - auf einem Kontinent, wo Pressefreiheit den Mächtigen eher wenig gilt.
Den Regierungen voraus
Seit Anfang Juni ist auch Kenia-Koordinator Wafula "auf Sendung". Er bebildert und schreibt Texte direkt an Leser oder Medienhäuser. "Durch die direkte und schnelle Technologie haben die Regierungen weniger Chancen, dazwischenzufunken", sagt er.
Gleich nach dem Start habe er bereits seinen ersten Coup gelandet, als er nach einer Bombenexplosion im Zentrum Nairobis als erster am Ort des Geschehens war. Wichtigster Testlauf für das Projekt sei die Präsidentenwahl im Dezember. "Wir wollen Augenzeugenberichte und Wahlergebnisse ohne Verzögerung senden", sagt er.
Hoffnung aufs Handy
Die einst exklusive Technologie kommt in Afrika zunehmend unters Volk. Ob Farmer oder Slumbewohner, Putzfrau oder Wachmann: Für immer weitere Teile auch der Armen gehört das Handy inzwischen zur Grundausstattung. Was die Branche einst als Luxusgut für eine reiche und oft ebenso korrupte Elite auf den afrikanischen Markt brachte, hilft jetzt jenen, die mit umgerechnet ein paar Dutzend Euro im Monat auskommen müssen.
Ob als Alternative zu fehlenden Festnetzen, als unabhängiges Medium oder sogar als Kontoersatz: Die Hoffnungen, dass Handys den ärmsten Kontinent der Welt von Armut und Korruption befreien, sind enorm.
Annan setzt auf mobile Revolution
Die Rede ist von einer "mobilen Revolution". Ein gutes Beispiel gibt es in der Landwirtschaft: Bis zu 80 Prozent der Agrarproduktion Afrikas stammt von Kleinbauern, deren Ernten aber oft nicht einmal die eigenen Familien ernähren können. Das müsse nicht sein, glaubt Friedensnobelpreisträger und Ex-UNO-Generalsekretär Kofi Annan. Die "mobile Revolution", so hofft er, solle der "grünen Revolution" den Weg bereiten und die Produktion - wenn alles nach Plan geht - sogar verdreifachen.
Neben besserem Dünger oder Saatgut soll auch der Mobilfunk die Kleinbauern aus der Armut hieven. "Die Landwirte erhalten so Marktzugang und schnelle Informationen zum Beispiel darüber, wo sie für welche Produkte die besten Preise erhalten", sagt Annan als neuer Vorsitzender der "Allianz für eine grüne Revolution in Afrika" (AGRA).
Die Slums im Blick
Um 400 Prozent ist Zahl der Handynutzer in Afrika nach Angaben der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) im vergangenen Jahrzehnt gestiegen. Südlich der Sahara benutzten 2005 gut 94 Millionen Menschen ein Mobiltelefon - ungefähr jeder Sechste. In Kenia verzeichnet Marktführer Safaricom sieben Millionen Abonnenten und ist größter Investor des Landes.
"Nach Coca-Cola sind wir hier die bekannteste Marke", freut sich Finanzvorstand Les Baillie, den Anteilseigner Vodafone vor sieben Jahren nach Nairobi schickte. Derzeit überzieht Safaricom besonders die Slums mit einer aggressiven Werbekampagne - alle paar 100 Meter leuchtet eine Hütte in der Firmenfarbe grün.
Wenig feste Handy-Verträge
Was in Europa als Zeichen von wenig Seriosität gilt - die Geschäftsanzeige mit Handynummer - ist in afrikanischen Ländern völlig normal. Auch sonst ist in einer Gesellschaft, die von der Hand in den Mund lebt, bei der Handynutzung manches anders. Nicht einmal zwei Millionen Bankkonten gibt es in Kenia, einem Land mit 32 Millionen Einwohnern - und so ist auch die Zahl der festen Handyverträge ähnlich gering. "99 Prozent unserer Kunden nutzen Guthaben-Karten", erklärt Baillie.
Der Renner mit einem 80 Prozent- Anteil ist die "Prepaid-Card" über 50 Kenianische Schillinge - etwa 5 Cent, bei einem Mindesttarif von 1,4 Cent je Minute. Zu kaufen gibt es die Karten in Slum-Kiosken, in der Reinigung oder im Getränkemarkt. Wer auf dem Land lebt und sich kein Telefon leisten kann, geht zum nächsten "Community Phone". Dahinter verbirgt sich oft ein im Rahmen von Entwicklungshilfe finanzierter Kleinunternehmer, der mit seinem Handy in einem Kiosk auf Kundschaft wartet.
Block, Stift, Kamera: Die Ausrüstung eines Reporters oder Kameramanns braucht Evans Wafula nicht. Er nutzt sein Handy. "Voices of Africa" heißt das Pilot-Projekt der Stiftung "Afrika Interaktive Medien" und des niederländischen Mediendienstes Skoeps.
Sie rüsten mit modernster Mobilfunktechnik Journalisten in zunächst vier Ländern Afrikas aus - auf einem Kontinent, wo Pressefreiheit den Mächtigen eher wenig gilt.
Den Regierungen voraus
Seit Anfang Juni ist auch Kenia-Koordinator Wafula "auf Sendung". Er bebildert und schreibt Texte direkt an Leser oder Medienhäuser. "Durch die direkte und schnelle Technologie haben die Regierungen weniger Chancen, dazwischenzufunken", sagt er.
Gleich nach dem Start habe er bereits seinen ersten Coup gelandet, als er nach einer Bombenexplosion im Zentrum Nairobis als erster am Ort des Geschehens war. Wichtigster Testlauf für das Projekt sei die Präsidentenwahl im Dezember. "Wir wollen Augenzeugenberichte und Wahlergebnisse ohne Verzögerung senden", sagt er.
Hoffnung aufs Handy
Die einst exklusive Technologie kommt in Afrika zunehmend unters Volk. Ob Farmer oder Slumbewohner, Putzfrau oder Wachmann: Für immer weitere Teile auch der Armen gehört das Handy inzwischen zur Grundausstattung. Was die Branche einst als Luxusgut für eine reiche und oft ebenso korrupte Elite auf den afrikanischen Markt brachte, hilft jetzt jenen, die mit umgerechnet ein paar Dutzend Euro im Monat auskommen müssen.
Ob als Alternative zu fehlenden Festnetzen, als unabhängiges Medium oder sogar als Kontoersatz: Die Hoffnungen, dass Handys den ärmsten Kontinent der Welt von Armut und Korruption befreien, sind enorm.
Annan setzt auf mobile Revolution
Die Rede ist von einer "mobilen Revolution". Ein gutes Beispiel gibt es in der Landwirtschaft: Bis zu 80 Prozent der Agrarproduktion Afrikas stammt von Kleinbauern, deren Ernten aber oft nicht einmal die eigenen Familien ernähren können. Das müsse nicht sein, glaubt Friedensnobelpreisträger und Ex-UNO-Generalsekretär Kofi Annan. Die "mobile Revolution", so hofft er, solle der "grünen Revolution" den Weg bereiten und die Produktion - wenn alles nach Plan geht - sogar verdreifachen.
Neben besserem Dünger oder Saatgut soll auch der Mobilfunk die Kleinbauern aus der Armut hieven. "Die Landwirte erhalten so Marktzugang und schnelle Informationen zum Beispiel darüber, wo sie für welche Produkte die besten Preise erhalten", sagt Annan als neuer Vorsitzender der "Allianz für eine grüne Revolution in Afrika" (AGRA).
Die Slums im Blick
Um 400 Prozent ist Zahl der Handynutzer in Afrika nach Angaben der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) im vergangenen Jahrzehnt gestiegen. Südlich der Sahara benutzten 2005 gut 94 Millionen Menschen ein Mobiltelefon - ungefähr jeder Sechste. In Kenia verzeichnet Marktführer Safaricom sieben Millionen Abonnenten und ist größter Investor des Landes.
"Nach Coca-Cola sind wir hier die bekannteste Marke", freut sich Finanzvorstand Les Baillie, den Anteilseigner Vodafone vor sieben Jahren nach Nairobi schickte. Derzeit überzieht Safaricom besonders die Slums mit einer aggressiven Werbekampagne - alle paar 100 Meter leuchtet eine Hütte in der Firmenfarbe grün.
Wenig feste Handy-Verträge
Was in Europa als Zeichen von wenig Seriosität gilt - die Geschäftsanzeige mit Handynummer - ist in afrikanischen Ländern völlig normal. Auch sonst ist in einer Gesellschaft, die von der Hand in den Mund lebt, bei der Handynutzung manches anders. Nicht einmal zwei Millionen Bankkonten gibt es in Kenia, einem Land mit 32 Millionen Einwohnern - und so ist auch die Zahl der festen Handyverträge ähnlich gering. "99 Prozent unserer Kunden nutzen Guthaben-Karten", erklärt Baillie.
Der Renner mit einem 80 Prozent- Anteil ist die "Prepaid-Card" über 50 Kenianische Schillinge - etwa 5 Cent, bei einem Mindesttarif von 1,4 Cent je Minute. Zu kaufen gibt es die Karten in Slum-Kiosken, in der Reinigung oder im Getränkemarkt. Wer auf dem Land lebt und sich kein Telefon leisten kann, geht zum nächsten "Community Phone". Dahinter verbirgt sich oft ein im Rahmen von Entwicklungshilfe finanzierter Kleinunternehmer, der mit seinem Handy in einem Kiosk auf Kundschaft wartet.
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