Es war die letzte Station von Obamas Afrika-Aufenthaltes – und zumindest für seine Frau Michelle war es wohl auch die schwerste: In der Sklavenfestung Cape Coast sprach der US-Präsident über die Existenz des Bösen und zog Parallelen zu seinem Besuch in Buchenwald.
Die First Lady stammt von Sklaven ab, und damit gründen auch die Wurzeln der First Kids Malia und Sasha zur Hälfte in der Finsternis des globalen Menschenhandels. Als die Familie des US-Präsidenten am Samstag zum Abschluss der Visite in Ghana die alte Sklavenfestung Cape Coast besuchte, mögen die Emotionen von Michelle Obama besonders intensiv gewesen sein.
Sie, die sonst viel lächelt, wirkte angesichts des imposanten britischen Bauwerks aus dem 17. Jahrhundert, von dem aus Tausende Schwarzafrikaner nach Amerika verschleppt wurden, besonders ernst. Barack Obama, dessen Mutter eine Weiße aus Kansas war und dessen Vater, ein Kenianer, als Student in die USA kam, sprach von einer „bewegenden Erfahrung, einem bewegenden Moment“.
Die Sklavenfestung erinnere ihn an den Holocaust, sagte der Präsident im Interview mit dem Fernsehsender CNN. Er zog, mit ernstem Gesichtsausdruck und in ernstem Ton, Parallelen zum Konzentrationslager Buchenwald, das er vor wenigen Wochen auf seiner Deutschlandreise besucht hatte. Der Anblick der Sklavenfestung unterstreiche die Existenz des „puren Bösen“ in der Welt, sagte der Präsident.
Barack Obama kam erstmals in seiner Eigenschaft als Führer der Großmacht Amerika in das Afrika südlich der Sahara, jene Region, die oft als Synonym für Chaos, Despotentum und Hunger verwendet wird. Von Obamas „schwieriger Liebe“ zu Afrika war zuvor die Rede gewesen. Schon seine Amtsvorgänger Bill Clinton und George W. Bush waren in Ghana bejubelt worden.
Kontrapunkt zum "Afrika-Tourismus"
Doch der erste Schwarze im Weißen Haus wurde von den begeisterungsfähigen Afrikanern als „Brother“ gleichsam familiär vereinnahmt. Auf den Straßen wurden amerikanische Fähnchen, Plakate mit dem Konterfei des prominenten Besuchers und unzählige Obama-T-Shirts verkauft und getragen. Das herzliche „Akwaaba“, Ghanas Willkommensgruß, wurde getanzt, gelacht und intensiv ausgelebt.
„Schließlich habe ich das Blut Afrikas in mir“, kokettierte Obama vor dem ghanaischen Parlament in der Hauptstadt Accra und löste damit den erwarteten Beifallsturm aus. Seine Rede wurde vom Fernsehen übertragen und richtete sich erkennbar an den gesamten Kontinent.
In früheren Jahren hatte Obama, zunächst als Student, bereits dreimal Kenia besucht. Dass er nun die von Stammesrivalitäten und Korruption erschütterte Heimat seines Vaters ignorierte und ausschließlich Ghana für seine erste offizielle Afrika-Visite wählte, war Strategie. Ghana gilt der amerikanischen Administration als Leuchtturm vorbildlicher Entwicklung. Ein Land mit funktionierender Demokratie, wirtschaftlichem Wachstum und einer Politik, die das Übel der Korruption ernsthaft bekämpft.
Mit der Beschränkung auf Ghana wollte das Weiße Haus einen Kontrapunkt zum üblichen „Afrika-Tourismus“ westlicher Staats- und Regierungschefs setzen, bei dem mehrere Länder des Kontinents auf einer Tour zusammengefasst werden – und anschließend als abgehakt gelten. Und die Verknüpfung Accras auf ein und derselben Reise mit dem Gipfel in Moskau, mit dem G-8-Treffen im italienischen L'Aquila und seiner Begegnung mit Papst Benedikt XVI. im Vatikan sollte Afrika als „Bestandteil der Weltpolitik“ zeigen.
Afrikas Zukunft ist Sache der Afrikaner
In der Rede vor dem Parlament versprach der Präsident, die USA würden Ghana als „Partner und Freund“ weiterhin begleiten. Er mahnte zugleich, Afrikas Führer müssten „Verantwortung übernehmen“ und Misswirtschaft, Stammesrivalitäten, interne Gewalt und Kriege überwinden. „Afrikas Zukunft ist Sache der Afrikaner“, sagte Obama. Und: „Entwicklungshilfe ist kein Ziel an sich. Ich möchte sehen, wie Sie Lebensmittel exportieren!“ Er fügte hinzu: „Yes, you can!“ Die Abgeordneten in Accra jubelten.
Kann Afrika wirklich? In der neuen Afrika-Politik Washingtons, die dem Konzept des Forderns und Förderns entspricht, spielt neben dem westafrikanischen Ghana das ostafrikanische Tansania eine tragende Rolle. Dessen Präsidenten Jakaya Kikwete empfing Obama unlängst im Weißen Haus. Ebenso traf er dort Morgan Tsvangirai, der voriges Jahr nach harten Kämpfen von Simbabwes Diktator Robert Mugabe als Premier anerkannt wurde und wohl als weltweit einziger Oppositionsführer auf dem Posten eines Regierungschefs bezeichnet werden darf.
Gleichwohl wird das neue, prosperierende, demokratische Afrika, das sich durch eine gute Regierungsführung auszeichnet, auch nach Obamas Einschätzung nicht während seiner Regierungszeit Wirklichkeit werden. Vor der Reise sagte der Präsident: „Ich glaube nicht, dass sich das in vier oder acht Jahren erreichen lässt. Aber wir können es auf den Weg bringen.“
Die First Lady stammt von Sklaven ab, und damit gründen auch die Wurzeln der First Kids Malia und Sasha zur Hälfte in der Finsternis des globalen Menschenhandels. Als die Familie des US-Präsidenten am Samstag zum Abschluss der Visite in Ghana die alte Sklavenfestung Cape Coast besuchte, mögen die Emotionen von Michelle Obama besonders intensiv gewesen sein.
Sie, die sonst viel lächelt, wirkte angesichts des imposanten britischen Bauwerks aus dem 17. Jahrhundert, von dem aus Tausende Schwarzafrikaner nach Amerika verschleppt wurden, besonders ernst. Barack Obama, dessen Mutter eine Weiße aus Kansas war und dessen Vater, ein Kenianer, als Student in die USA kam, sprach von einer „bewegenden Erfahrung, einem bewegenden Moment“.
Die Sklavenfestung erinnere ihn an den Holocaust, sagte der Präsident im Interview mit dem Fernsehsender CNN. Er zog, mit ernstem Gesichtsausdruck und in ernstem Ton, Parallelen zum Konzentrationslager Buchenwald, das er vor wenigen Wochen auf seiner Deutschlandreise besucht hatte. Der Anblick der Sklavenfestung unterstreiche die Existenz des „puren Bösen“ in der Welt, sagte der Präsident.
Barack Obama kam erstmals in seiner Eigenschaft als Führer der Großmacht Amerika in das Afrika südlich der Sahara, jene Region, die oft als Synonym für Chaos, Despotentum und Hunger verwendet wird. Von Obamas „schwieriger Liebe“ zu Afrika war zuvor die Rede gewesen. Schon seine Amtsvorgänger Bill Clinton und George W. Bush waren in Ghana bejubelt worden.
Kontrapunkt zum "Afrika-Tourismus"
Doch der erste Schwarze im Weißen Haus wurde von den begeisterungsfähigen Afrikanern als „Brother“ gleichsam familiär vereinnahmt. Auf den Straßen wurden amerikanische Fähnchen, Plakate mit dem Konterfei des prominenten Besuchers und unzählige Obama-T-Shirts verkauft und getragen. Das herzliche „Akwaaba“, Ghanas Willkommensgruß, wurde getanzt, gelacht und intensiv ausgelebt.
„Schließlich habe ich das Blut Afrikas in mir“, kokettierte Obama vor dem ghanaischen Parlament in der Hauptstadt Accra und löste damit den erwarteten Beifallsturm aus. Seine Rede wurde vom Fernsehen übertragen und richtete sich erkennbar an den gesamten Kontinent.
In früheren Jahren hatte Obama, zunächst als Student, bereits dreimal Kenia besucht. Dass er nun die von Stammesrivalitäten und Korruption erschütterte Heimat seines Vaters ignorierte und ausschließlich Ghana für seine erste offizielle Afrika-Visite wählte, war Strategie. Ghana gilt der amerikanischen Administration als Leuchtturm vorbildlicher Entwicklung. Ein Land mit funktionierender Demokratie, wirtschaftlichem Wachstum und einer Politik, die das Übel der Korruption ernsthaft bekämpft.
Mit der Beschränkung auf Ghana wollte das Weiße Haus einen Kontrapunkt zum üblichen „Afrika-Tourismus“ westlicher Staats- und Regierungschefs setzen, bei dem mehrere Länder des Kontinents auf einer Tour zusammengefasst werden – und anschließend als abgehakt gelten. Und die Verknüpfung Accras auf ein und derselben Reise mit dem Gipfel in Moskau, mit dem G-8-Treffen im italienischen L'Aquila und seiner Begegnung mit Papst Benedikt XVI. im Vatikan sollte Afrika als „Bestandteil der Weltpolitik“ zeigen.
Afrikas Zukunft ist Sache der Afrikaner
In der Rede vor dem Parlament versprach der Präsident, die USA würden Ghana als „Partner und Freund“ weiterhin begleiten. Er mahnte zugleich, Afrikas Führer müssten „Verantwortung übernehmen“ und Misswirtschaft, Stammesrivalitäten, interne Gewalt und Kriege überwinden. „Afrikas Zukunft ist Sache der Afrikaner“, sagte Obama. Und: „Entwicklungshilfe ist kein Ziel an sich. Ich möchte sehen, wie Sie Lebensmittel exportieren!“ Er fügte hinzu: „Yes, you can!“ Die Abgeordneten in Accra jubelten.
Kann Afrika wirklich? In der neuen Afrika-Politik Washingtons, die dem Konzept des Forderns und Förderns entspricht, spielt neben dem westafrikanischen Ghana das ostafrikanische Tansania eine tragende Rolle. Dessen Präsidenten Jakaya Kikwete empfing Obama unlängst im Weißen Haus. Ebenso traf er dort Morgan Tsvangirai, der voriges Jahr nach harten Kämpfen von Simbabwes Diktator Robert Mugabe als Premier anerkannt wurde und wohl als weltweit einziger Oppositionsführer auf dem Posten eines Regierungschefs bezeichnet werden darf.
Gleichwohl wird das neue, prosperierende, demokratische Afrika, das sich durch eine gute Regierungsführung auszeichnet, auch nach Obamas Einschätzung nicht während seiner Regierungszeit Wirklichkeit werden. Vor der Reise sagte der Präsident: „Ich glaube nicht, dass sich das in vier oder acht Jahren erreichen lässt. Aber wir können es auf den Weg bringen.“
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