Donnerstag, 2. Juli 2009

Angeklagter ersticht Zeugin im Gericht

Dresden: Angeklagter tötet muslimische Zeugin im Gerichtssaal Mitten in einer Verhandlung am Landgericht Dresden hat am Mittwoch ein Angeklagter eine 32 Jahre alte Zeugin erstochen.

Zwei weitere Menschen wurden verletzt, wie die Rettungsleitstelle der sächsischen Hauptstadt mitteilte. Der 28 Jahre alte Täter wurde überwältigt. Dabei sei auch ein Schuss gefallen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Christian Avenarius. Nach seiner Verurteilung wegen Beleidigung im August vergangenen Jahres hatte der Angeklagte Berufung eingelegt. Darüber sollte am Mittwoch verhandelt werden.
Der damals arbeitslose Lagerfacharbeiter war Ende 2008 vom Dresdner Amtsgericht zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Er soll die jetzt getötete Frau als Islamistin, Terroristin und Schlampe bezeichnet haben. Gegen den in Perm nahe dem Ural (Russland) geborenen Mann wird laut Staatsanwaltschaft nun wegen Totschlags ermittelt. Unmittelbar nach seiner Festnahme wurde er vernommen.
Werbung Die Dresdner Rettungsleitstelle war am Vormittag um 10.26 Uhr aus dem Gerichtsgebäude alarmiert worden.
Drei Notärzte, ein Leitender Notarzt und vier Rettungswagen seien zum Einsatzort geschickt worden, sagte Feuerwehrsprecher Thomas Mende. Für die 32 Jahre alte Frau kam jede Hilfe zu spät. Unter den beiden Verletzten ist nach einem Bericht der Dresdner «Bild»-Zeitung auch der Ehemann des Opfers. «Es ist ganz fürchterlich, dass eine solche Alltagssituation in einer Katastrophe mündete. Alle Beteiligten stehen unter Schock», sagte Avenarius. Die Mitarbeiter des Gerichts seien sehr betroffen. Über weitere Einzelheiten wollte die Staatsanwaltschaft mit Verweis auf die andauernden Ermittlungen keine Auskunft geben.
Vor der Verhandlung habe es keine Waffenkontrollen gegeben. Das sei kein Verfahren mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen gewesen, sagte Gerichtssprecherin Bettina Garmann. «Es gab keinerlei Anhaltspunkte, der Täter war auch nicht in Haft.» Der damals arbeitslose Lagerfacharbeiter war dafür Ende 2008 vom Dresdner Amtsgericht zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Darüber sollte am Mittwoch erneut entschieden werden. Sachens Justizminister Geert Mackenroth (CDU) zeigte sich nach einem Besuch des Tatortes entsetzt und schockiert. Er sprach von einer unbegreiflichen Tat. «In dieser Stunde sind meine Gedanken bei dem Opfer und seinen Angehörigen. Der Familie gilt mein tiefempfundenes Mitgefühl.»
Der Vorfall müsse ausgewertet und notwendige Konsequenzen geprüft werden, forderte der CDU-Landtagsabgeordnete Marko Schiemann. «Waffen haben im Gerichtssaal nichts zu suchen», sagte er. Der Rechtsstaat müsse höchste Anstrengungen auf den Schutz von Zeugen richten und für die Sicherheit in Gerichtsgebäuden das Bestmögliche getan werden. Auch der Sächsische Richterbund mahnte, über Sicherheitsvorkehrungen nachzudenken. «Man kann aber keine generelle Lösung für alle Gerichte finden», sagte der Landesvorsitzende Reinhard Schade.

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