Dienstag, 14. Juli 2009

Goldman-Banker verkauften nach Staatshilfe massenhaft eigene Aktien

Washington half den Banken, die Banker nutzten die Gelegenheit und machten Kasse: Manager des Geldhauses Goldman Sachs haben nach Auszahlung der Hilfsmilliarden für die US-Finanzindustrie massiv eigene Aktien auf den Markt geworfen. Der Gesamterlös: rund 700 Millionen Dollar.

Hamburg - Vor wenigen Monaten noch drohte ihnen eine Katastrophe, doch schon jetzt hoffen Investmentbanker wieder auf satte Gewinne. Am Dienstagnachmittag präsentiert Goldman Sachs Geschäftszahlen für das zweite Quartal - und aller Voraussicht nach wird das Bankhaus wieder glänzende Geschäfte vermelden.

Doch pünktlich zum Berichtstermin stehen die New Yorker Banker wieder am Pranger: Nach Informationen der "Financial Times" (FT) haben Goldman-Führungskräfte rund 700 Millionen Dollar mit Aktienverkäufen verdient, während die Bank kurz zuvor nur dank Staatshilfen vor dem Zusammenbruch gerettet wurde. Das gehe aus Mitteilungen an die US-Börsenaufsicht SEC hervor, schreibt die Zeitung.

Die Aktiendeals könnten Folgen haben. Nach Auffassung der "FT" würden die ungewöhnlichen Verkaufsaktivitäten zu Unmut bei US-Regierung und Kongressabgeordneten führen.

Dem Bericht zufolge geht es um Verkäufe von Goldman-Aktien nach dem Zusammenbruch des Konkurrenten Lehman Brothers im September des vergangenen Jahres. Damals habe die Bank von rund zehn Milliarden Dollar Staatshilfe profitiert. Gleichzeitig verkauften Goldman-Manager nach Informationen der "FT" Aktien im großen Stil. In einer vergleichbaren Periode von September 2007 bis April 2008 war das Verkaufsvolumen dagegen wesentlich geringer: Nach Angaben der Zeitung veräußerten Führungskräfte damals lediglich Aktien im Wert von 438 Millionen Dollar. Dabei habe der Aktienkurs weit höher gelegen.

Das Finanzinstitut lehnte eine Stellungnahme zu den Verkäufen ab. Ein Sprecher habe lediglich darauf hingewiesen, es sei üblich, dass führende Mitarbeiter von Goldman zum Teil mit Aktien entlohnt würden. Sie würden die Anteile verkaufen, um ihre Anlagen breiter zu streuen und Risiken zu mindern.

In den vergangenen Wochen hatte es außerdem immer wieder Gerüchte über hohe Bonuszahlungen der Bank gegeben - die von Goldman Sachs allerdings energisch dementiert wurden. Die Zahlungen sind in der Finanzbranche inzwischen umstritten. Der G-20-Gipfel im April hatte eine Beschränkung der Millionenanreize beschlossen. Schwindelerregende Ausschüttungen gelten als einer der Gründe dafür, dass Banker in den vergangenen Jahren extrem riskante Geschäfte tätigten - und so die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise auslösten.

Dennoch sind die Finanzkonzerne offenbar zu keiner Kurskorrektur bereit. Die Banken wollen sich Beschränkungen entledigen, die mit der Annahme der Gelder aus dem Bankenrettungsfonds TARP einhergehen - etwa die Begrenzung bei der Zahlung von Managerboni.

Um den staatlichen Kontrollen und strikteren Auflagen zu entgehen, hat die US-Geldindustrie bereits im Juni gewährte Staatshilfen in großem Umfang zurückgezahlt. Allein die Bank JP Morgan Chase erstattete nach eigenen Angaben 25 Milliarden Dollar zurück. Morgan Stanley und Goldman Sachs überwiesen jeweils zehn Milliarden Dollar, US Bancorp 6,6 Milliarden, American Express 3,39 Milliarden und die BB&T Corporation 3,1 Milliarden Dollar.

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