Umfragen sagen bei der Parlamentswahl am Sonntag in Spanien ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus: Sozialisten und Konservative liegen fast gleichauf. Trumpfkarte der Regierungspartei gegen die Konservativen ist Ministerpräsident Zapatero, der Mega-Optimist.
Madrid – Es ist sein Lächeln, sein ehrlicher Blick und vor allem seine beruhigende und positive Art. José Luis Rodríguez Zapatero, Spaniens sozialistischer Ministerpräsident, strahlt diese gewisse Zuversicht aus. Und das bringt Spaniens konservativen Oppositionsführer Mariano Rajoy vor den spanischen Parlamentswahlen am Sonntag sichtlich zur Verzweiflung. Im Vergleich zu Zapatero wirkt er nicht nur grauer und langweiliger als er sonst schon ist. Die von Zapatero ausgehende Zuversicht übersteigt selbst Wirtschaftsrealitäten, von denen sich die Konservativen einen Vorteil versprechen.
Rajoy kann noch so oft über steigende Inflationsraten und Arbeitslosenzahlen sprechen, den Sozialisten noch so oft vorhalten, mit einer verfehlten Wirtschaftspolitik für die einsetzende Konjunkturkrise verantwortlich zu sein. Sobald Zapatero spricht, sind wieder viele Wähler davon überzeugt, dass doch nicht alles so negativ aussieht, wie die Opposition weismachen will. Vor allem aber verführt die Freundlichkeit des schlaksigen Kastiliers seine politischen Gegner immer wieder dazu, ihn maßlos zu unterschätzen.
Das passierte selbst Zapateros Parteigenossen. Bereits im Juli 2000 konnte sich der damals weithin unbekannte Provinzpolitiker aus León im Rennen um die Parteiführung überraschend gegen mächtige Regionalbarone wie José Bono behaupten.
Zapatero trat der Sozialistischen Arbeiterpartei (PSOE) bereits mit 17 Jahren bei und zog 1986 mit 25 Jahren als damals jüngster Abgeordneter ins Parlament ein. Bevor er die PSOE-Präsidentschaft übernahm, unterrichtete er als Dozent an der Universität von León Jura. Dort lernte er auch seine heutige Frau Sonsoles kennen, mit der er zwei Töchter hat.
Bambi lernte schnell, wie man kontert
Auch wenn es vor vier Jahren dann die islamistischen Zug-Attentate in Madrid waren, die maßgeblich für die Abwahl der konservativen Vorgängerregierung verantwortlich waren, begeisterte die Art des 47-jährigen Sozialisten schon damals viele Spanier. Sie empfanden Zapateros neuen Politikstil als angenehme Erholung zum aggressiven, keifenden Amtsvorgänger José María Aznar. Sein sanftes Auftreten brachte Zapatero bei vielen Gegnern anfangs den Spitznamen "Bambi" ein. Doch als Bambi erwachsen war, wurde er der "König des Waldes". So antwortete Zapatero immer dann, wenn er mit dem Spitznamen gehänselt wurde.
Schon als junger Oppositionsführer zeigte der immer etwas verträumt wirkende Zapatero politisches Profil und Rückgrad. Überraschend leicht befreite er seine Partei aus dem Schatten seines eigenen politischen Vorbildes Felipe González und nahm den sozialistischen Regionalbaronen nach und nach ihre Macht. Zapatero hat aber vor allem in den vier Jahren an der Regierungsspitze gezeigt, dass er mittlerweile zum "König des Waldes" geworden ist. Ohne komfortable absolute Mehrheit und mit einer starken, aggressiven Volkspartei in der Opposition hatte Zapatero keine leichte Aufgabe. Doch er zog seinen versprochenen "ruhigen und disziplinierten Wandel" von der "Konfliktpolitik" Aznars konsequent durch.
Ausgleichender Stil oder Führungsschwäche?
Seine dialogbereite Konsenspolitik machte ihn allerdings auch verletzbar und wurde schnell von der konservativen Opposition als Führungsschwäche kritisiert. Dabei gaben die nationalistischen Regionalregierungen, denen Zapatero mit einer dezentralisierenden Territorialpolitik entgegenkommen wollte, der konservativen Volkspartei ungeschickterweise Rückendeckung.
Anstatt die Zentralregierung in ihrem Bestreben zu unterstützen, die Nationalitätenkonflikte zu beheben, rangen sie Zapatero für ihre notwendige Unterstützung im Parlament die Abgabe erheblicher Rechte ab. Deshalb konnte Oppositionsführer Mariano Rajoy geschickt gegen den unpatriotischen Charakter Zapateros wettern, der mit seinem Politikstil die "Einheit Spaniens" aufs Spiel setze.
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