Das Video des früheren Hamburger Innensenators Ronald Schill enthält ein brisantes Geständnis. "Richter Gnadenlos" räumt Kokain-Konsum ein. Dann prahlt er vor Bekannten: Er habe mit Hilfe von Rechtsmedizinern aus München einst die Öffentlichkeit gelinkt. Doch jetzt packen die Drogentester aus.
Drogen-Vorwürfe: Dieses Standbild aus einem Video bei YouTube zeigt angeblich den früheren Hamburger Innensenator Ronald Schill beim Kokainschnupfen. Er sitzt in einem Zimmer, vor ihm auf dem Tisch stehen eine Schnapsflasche und Gläser. Schill zieht, so sieht es aus, etwas durch die Nase hoch und...
Der Chef des Instituts für Rechtsmedizin der Universität München hat Vorwürfen des früheren Hamburger Innensenators Ronald Schill (49) widersprochen. Denn Schill behauptet in einem Video, mithilfe des Instituts die Öffentlichkeit über seinen Drogenkonsum getäuscht zu haben. Schill zufolge sorgte das Institut auf Nachfrage des Ex-Politikers für ein zweites Gutachten: Demnach überführte ein erstes Gutachten Schill des Kokain-Konsums. Das neue Gutachten, erstellt mit einer chemisch weniger exakten Methode, sei negativ ausgefallen – und somit im Sinne des damaligen Senators.
Ronald Schill war nach Kokain-Vorwürfen im Frühjahr 2002 mit dem Gutachten vor die Presse getreten und hatte sich selbst entlastet. Darauf hin blieb der Rechtspopulist der Partei „Rechtsstaatliche Offensive“ in der gemeinsamen Senatsregierung mit der Hamburger CDU unter Ole von Beust.
Ronald Schill war nach Kokain-Vorwürfen im Frühjahr 2002 mit dem Gutachten vor die Presse getreten und hatte sich selbst entlastet. Darauf hin blieb der Rechtspopulist der Partei „Rechtsstaatliche Offensive“ in der gemeinsamen Senatsregierung mit der Hamburger CDU unter Ole von Beust.
Hinweis auf Drogen-Rückstände in Schills Haar
„Die Darstellung von Herrn Schill ist nicht richtig“, sagte Wolfgang Eisenmenger, Vorstand des gerichtsmedizinischen Instituts, WELT ONLINE. Der Professor berichtet von Schills berühmtem Haartest ganz anders – was Ronald Schill wiederum in ein schlechteres Licht rückt. Laut Eisenmenger fand der Toxikologe Hans Sachs bei der Untersuchung von Schills Haaren im Jahr 2002 zunächst ein so genanntes Signal – einen möglichen Hinweis auf Drogenkonsum. Jedoch lag dieses Signal unterhalb der gerichtlich verwertbaren Nachweisgrenze, im Fachjargon Cut-off genannt. „Es könnte Kokain-Konsum gewesen sein oder auch nicht“, sagte Eisenmenger. „Um dies eindeutig zu klären, hätten wir ein empfindlicheres Verfahren einsetzen müssen.“
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„Das sprach natürlich dafür, dass Herr Schill hätte etwas verbergen können“, sagt Wolfgang Eisenmenger. Andererseits: Die Ablehnung eines empfindlicheren Gutachtens, um den Kokain-Konsum zu beweisen, gehört nicht in eine Expertise. Das sei bei wie jedem anderen Straftäter auch: Ein Gutachten mit einem mehrdeutig interpretierbaren „Signal“ muss negativ ausfallen – das war damals gut für Schill.
Das Drogen-Geständnis Ronald Schills auf Video
Mittlerweile hat sich die Lage geändert. Ein Video zeigt den Ex-Senator in kurzen Hosen, an einem Tisch sitzend. Auf dem Tisch stehen Gläser und eine Flasche mit klarem Schnaps. Dann reicht eine Hand dem Hamburger einen Teller und ein Röhrchen. Schill greift den Teller mit der linken und das Röhrchen mit der rechten Hand. Dann schnupft er hörbar. Kurz darauf sagt er: „Aber jetzt wirkt das Koks bei mir, du!“, und „Ich fühl’ mich total wach“. Laut der „Bild“-Zeitung stammt das Video aus der Zeit Schills nach dessen Rauswurf aus der Hamburger Senatsregierung 2003 im brasilianischen „Exil“.
Dann folgt das Geständnis des angeblichen Gutachter-Betrugs. „Diese falsche Behauptung stellt uns nicht gerade positiv dar“, sagte Wolfgang Eisenmenger. Er weist darauf hin, dass der frühere Mitarbeiter Hans Sachs einer der anerkanntesten Spezialisten für Haaranalyse in ganz Deutschland sei. Er führt heute ein eigenes Unternehmen, das Drogentests anbietet.
In Sachs' Amtszeit am Uni-Institut fiel auch die Nachkontrolle von Haaren des einstigen Bundesliga-Trainers Christoph Daum. Der stolperte über seine – später eingestandene – Kokainsucht und musste seine Ambitionen für das Amt des Fußball-Bundestrainers aufgeben.
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