Sonntag, 23. März 2008

Obama und der Rassismus

Marcia Pally schreibt

Ein riesiger Knall, hier wackeln immer noch die Wände - im amerikanischen Wahlkampf ist nun doch das Thema Rassismus aufgetaucht. Barack Obamas Popularitätswerte gehen in den Keller und John McCains steht besser da denn je. Und das alles, weil ein alter Freund Obamas, der schwarze Reverend Jeremiah Wright von der Trinity United Church in Chicago, erklärt hat, dass unsere Außenpolitik Schuld an den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sei und die Vereinigten Staaten "ein Land sind, dessen Kultur immer noch von den Reichen und Weißen beherrscht wird".

Nun sind diese Einsichten keineswegs neu, sie werden von nicht wenigen Menschen im Rest der Welt geteilt. Doch hier droht Reverend Wright, mit seinen Äußerungen die ganze Nation zu entzweien. Denn eigentlich sind die USA doch ein lauschiges, friedlich vereintes Plätzchen.
Kein Wunder also, dass sich Obama, der demokratische Hoffnungsträger, in einer kämpferischen Rede veranlasst sah, auf den Fall Wright einzugehen und die Dinge richtig zu stellen. Die Reaktionen darauf waren allerdings sehr unterschiedlich."Obama hat sich nicht klar zu Wright geäußert" und "Wrights Ausfälle können Obama nicht schaden" - so lauteten die Überschriften. Die New York Times begrüßte, dass Obama mit seiner Rede "die Diskussion über ethnische Zugehörigkeit und religiösen Glauben auf ein neues Niveau gehoben hat".
Die Washington Post dagegen hielt unbeirrt fest, "dass Äußerungen wie die von Reverend Wright nicht toleriert werden dürfen." Es ist offenbar einiges durcheinander geraten.Obama trat der Kirche von Jeremiah Wright vor 20 Jahren bei, weil er mit seiner schwarz-weißen Herkunft und seinem Harvard-Abschluss an einem Ort wie Chicago als viel zu "weiß" erschien, um in die "schwarze" Politik einzusteigen.
Ohne Wrights Kirche hätte Obama seine Karriere nicht beginnen können. Ironischerweise lässt ihn diese Kirche nun als zu "schwarz" erscheinen.Doch sei's drum. Während sich Amerika wieder mit dem Rassismus beschäftigt, möchte ich ein paar Zahlen zu bedenken geben: Laut eines Berichts aus dem Pentagon hat uns der Krieg in Irak bislang 600 Milliarden Dollar gekostet.
Der Haushaltsausschuss des Kongresses beziffert die langfristigen Kosten auf ein bis zwei Billionen Dollar. Joeseph Stiglitz, ausgezeichnet mit dem Nobelpreis für Ökonomie, spricht von über vier Billionen Dollar. Sollte ich jetzt einfach mal fragen, wie viele unserer Probleme, die mit dem Rassismus zu tun haben, wir mit ein paar Billionen Dollar lösen könnten?
Übersetzung: Christian Schlüter

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen