Donnerstag, 18. Oktober 2007

Oberstes US-Gericht stoppt erneut Exekution

Die durch eine Giftspritze hingerichteten Todeskandidaten erleiden extreme Schmerzen und ersticken oft bei vollem Bewusstsein. Ein US-Häftling legte deshalb Beschwerde ein - seine Hinrichtung wurde ausgesetzt.

Nur vier Stunden vor der geplanten Hinrichtung hat das Oberste Gericht der USA erneut die Exekution eines Häftlings blockiert. Das berichtete die «Washington Post» am Donnerstag. Demnach setzte der Supreme Court am Mittwoch die Exekution des verurteilten Mörders Christopher Emmett im Bundesstaat Virginia aus. Damit werde ein landesweites Hinrichtungsmoratorium immer wahrscheinlicher.
Der Häftling hatte zuvor in einer Beschwerde bei der höchsten Instanz geltend gemacht, dass die Hinrichtung mit der Giftspritze extreme Schmerzen verursache und deshalb als grausame Strafe gegen die Verfassung verstoße. Bereits zuvor hatte der Oberste Gerichtshof die Hinrichtung eines Gefangenen in Texas gestoppt.

Im kommenden Jahr will der Supreme Court anhand der Eingabe eines Häftlings in Kentucky grundsätzlich über die Zulässigkeit der Giftspritze entscheiden. 37 der 38 Bundesstaaten, in der die Todesstrafe vollstreckt wird, hatten sie bisher als Haupthinrichtungsmethode gewählt. Inzwischen haben aber bereits mehr als zehn Bundesstaaten die Exekutionen aufgrund gerichtlicher Eingaben von Häftlingen ausgesetzt.

Die «Washington Post» zitierte Experten mit den Worten, dass das Eingreifen der Obersten Richter praktisch ein US-weites Moratorium bis zu der endgültigen Entscheidung einläute. «Ich glaube, dass wir nur noch einige wenige Staaten sehen werden, die eine Ausnahme bilden wollen, wenn das Oberste Gericht bereit zu sein scheint, sich einzuschalten und Hinrichtungen zu stoppen», sagte beispielsweise Jurist Douglas Berman von der Staatsuniversität Ohio. «Das ist ein de facto Moratorium.»

Seit der Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA im Jahr 1976 wurden 1099 Hinrichtungen vollzogen, davon 928 durch die Giftspritze. Zunächst wird den Todeskandidaten das Barbiturat Thiopental zur Betäubung eingespritzt, dann Pancuroniumbromid zur Lähmung der Muskeln mit Ausnahme des Herzens, das dann mit Kaliumchlorid zum Stillstand gebracht wird. Mehrere wissenschaftliche Studien aufgrund von Obduktionen haben ergeben, dass die verabreichte Dosis an Betäubungsmitteln oft zu gering ist und manche Gefangene bei vollem Bewusstsein langsam ersticken, ohne ihre Schmerzen herausschreien zu können.

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