Freitag, 19. Oktober 2007

Katastrophe in Karachi

Die Rückkehr der früheren pakistanischen Premierministerin Benazir Bhutto in ihr Heimatland ist von einem schweren Bombenanschlag überschattet worden. Offenbar war Bhutto selbst Ziel des Attentats.

Ein Selbstmordanschlag mit mehr als 130 Toten hat am Donnerstag (18.10.07) in der südpakistanischen Hafenstadt Karachi eine Parade zur Rückkehr der früheren Regierungschefin Benazir Bhutto in ein Blutbad verwandelt. Fast 400 Verletzte wurden laut Rettungskräften in Krankenhäuser eingeliefert. Bhutto selbst kam nicht zu Schaden. Präsident Musharraf erklärte, die Verantwortlichen müssten sich auf eine "abschreckende Strafe" gefasst machen. Hunderttausende Menschen hatten der Oppositionspolitikerin zuvor einen triumphalen Empfang bereitet, als sie nach acht Jahren Exil in ihre Heimat zurückgekehrt war.


"Dutzende Leute rannten als Flammenbälle umher. Dreck und Trümmer wurden in den nächtlichen Himmel geschleudert. Die Straßen waren übersät mit Leichen ", berichtete ein AP-Fotograf, der Augenzeuge des Anschlags wurde. Die meisten der Opfer seien Männer gewesen. Viele von ihnen hätten die Prozession auf Motorrädern begleitet.


Bhuttos Ehemann beschuldigt Geheimdiest

"Das war ein gegen Benazir Bhutto gerichteter Terrorakt", sagte Innenminister Aftab Sherpao. Er geht von einem Selbstmordattentat aus, da die Fernzündung von Sprengsätzen wegen der an den Sicherheitsfahrzeugen angebrachten Störsender nicht möglich gewesen sei. Zu möglichen Hintermännern wollte er sich nicht äußern. Bhuttos Ehemann machte unterdessen den pakistanischen Geheimdienst für den Anschlag verantwortlich.


Nach dem Anschlag hat Bhuttos Volkspartei (PPP) eine dreitägige Trauer ausgerufen. In dieser Zeit würden die Parteiflaggen in ganz Pakistan auf Halbmast gesetzt und schwarze Flaggen als Zeichen der Trauer gehisst, berichteten pakistanische Medien. Politiker aus der ganzen Welt verurteilten den Anschlag scharf. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon war nach Angaben seiner Sprecherin "entsetzt" über den "terroristischen Bombenanschlag". Er vertraue darauf, dass nun alle politische Kräfte zusammen handeln werden, um die nationale Einheit zu stärken.


20.000 Sicherheitskräfte im Einsatz

Wegen Drohungen des Terrornetzwerkes El Kaida glich bei der Rückkehr Bhuttos einer Festung: 20.000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz, um die Oppositionspolitikerin zu beschützen. Bhutto stand bei der Parade auf einem umgebauten Lastwagen, der mit schusssicheren Scheiben ausgerüstet worden. Doch Bhutto blieb nicht hinter den Scheiben, sondern stellte sich demonstrativ davor, um ihre Anhänger zu grüßen. Erst kurz vor der Explosion kletterte sie in das Innere des Wagens.


Der Polizeichef von Karachi sagte, vor dem Selbstmordanschlag sei eine Granate in die Menge geworfen worden. Die genaue Zahl der Attentäter blieb zunächst unklar. In ersten Berichten war von zwei Explosionen in unmittelbarer Nähe des Konvois die Rede. Bhutto zog sich nach dem Anschlag in das Anwesen ihrer Familie zurück. Eine für Freitag geplante Kundgebung vor Anhängern sagte sie ab.


Bhutto war nach acht Jahren im Londoner Exil über Dubai in ihre Heimat zurückgekehrt. Ihre Rückkehr war möglich geworden, weil Staatschef Pervez Musharraf per Dekret die gegen sie erhobenen Korruptionsvorwürfe für nichtig erklärte. Der geschwächte Präsident hofft, mit Hilfe von Bhutto und ihrer Partei an der Macht bleiben zu können. Bhutto war zwischen 1988 und 1990 sowie zwischen 1993 und 1996 Regierungschefin in Pakistan.

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