Zu viele Fragen sind noch offen
Drängende Enge vor dem Nadelöhr
Bei dieser zentralen Frage sind die offiziellen Angaben derzeit mehr als widersprüchlich. Am Samstag (24.07.10) hatte der Veranstalter noch von rund 1,4 Millionen Besuchern gesprochen. Am Tag nach der Katastrophe hatten die Veranstalter keine neuen Schätzungen mehr genannt. Auch Polizei und Stadt Duisburg wollten sich auf einer Pressekonferenz am Sonntag nicht auf eine Zahl festlegen. Genannt wurde nur die Zahl der Menschen, die per Bahn angereist waren: 105.000 Personen. Allerdings weisen die Luftbilder vom Gelände auf ein Vielfaches dieser Zahl hin. Bei den Loveparades in den Jahren 2007 und 2008 sollen nach offiziellen Angaben zwischen 1,2 und 1,6 Millionen Menschen gefeiert haben. Eine eigene Schätzung, wie es nach Großveranstaltungen oder Demonstrationen üblich ist, hat die Polizei auch am Montag nicht veröffentlicht. Gegenüber WDR.de verwies ein Polizeisprecher darauf, dass weitere Informationen zu diesem Thema nur in Absprache mit den Ermittlungsbehörden erfolgen können.
War das Gelände für solche Menschenmengen ausgelegt?
Luftaufnahme des Geländes
![Übersicht Loveparade-Gelände; Rechte: WDR/ddp [M], ak](http://www.wdr.de/themen/panorama/unfall07/loveparade/_img/uebersichtskarte_03_160h.jpg)
Nach Angaben des Landesministeriums für Bauen und Verkehr hat das Duisburger Amt für Baurecht und Bauberatung am 21. Juli eine Genehmigung für 250.000 Besucher auf dem Gelände erteilt. Dabei habe es sich um die oberste Grenze gehandelt, sagte Ministeriumssprecherin Heike Dongowski WDR.de. Schon weit vor diesem Zeitpunkt hatte allerdings der Veranstalter angekündigt, dass man mit weit mehr Besuchern rechne. 400.000 bis 500.000 Besucher könnten sich gleichzeitig im abgesperrten Bereich aufhalten, hatte Kersten Sattler vom Veranstalter Lopavent eine Woche vor dem Ereignis angegeben.
Waren die Zugänge zum Gelände groß genug?
Bis zu dem Unglück, bei dem 19 Menschen starben und mehr als 340 Personen verletzt wurden, gab es nur einen Ein- und Ausgang zum Festgelände, der durch zwei Tunnel unter Bahngleisen zu erreichen war. Von den Tunneln ging es die Ecke auf eine breite Straßenrampe zum alten Güterbahnhof. Vorwürfe, damit ein Nadelöhr geschaffen zu haben, das nicht den gesetzlichen Vorgaben entspreche, wies die Stadt am Montag (26.07.10) zurück. "Unsere Bauordnung hat den Zugang abgenommen", sagte eine Stadtsprecherin WDR.de. "Die Vorschriften und Vorgaben sind dabei eingehalten worden." Eben das wird bezweifelt: Der Tunnel, an dessen Rampe die meisten Menschen starben, habe nur eine Kapazität von 20.000 Menschen pro Stunde, sagt Panikforscher Michael Schreckenberg, der das Sicherheitskonzept für die Veranstalter begutachtet hatte. Auch die Kölner Polizei, die im Vorfeld der Partyveranstaltung um ihre Meinung gefragt wurde, hat laut WDR-Informationen die Zugangswege als nicht ausreichend bezeichnet.Der Zugang zum Gelände sei nicht Gegenstand der Genehmigung gewesen, hieß es beim Bauministerium am Montag. Darin seien nur die Zahl und die Kapazität der Notausgänge festgelegt. Das Ministerium werde die Unterlagen zeitnah anfordern und überprüfen.
Was war der Auslöser für das Unglück?
Tunnelzugänge - links und rechts der roten Markierung
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