Dienstag, 6. Juli 2010

London erarbeitet Notfallpläne für BP

Die britische Regierung bereitet sich offenbar auch auf einen Zusammenbruch des Ölmultis BP vor. Wegen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko erarbeite die Regierung entsprechende Krisenpläne, schreibt die "Times". Premierminister David Cameron will BPs Schicksal auch am 20. Juli in den USA thematisieren.

Von Torsten Huhn, NDR-Hörfunkstudio London

Die britische Regierung ist nach einem Bericht der Zeitung "The Times" dabei, Notfallpläne für den Fall eines Zusammenbruchs von BP zu entwickeln. Vertreter des Wirtschafts- und des Finanzministeriums führten derzeit entsprechende Gespräche, berichtet die Zeitung. Eine offizielle Bestätigung der Regierung gibt es nicht. Aber offensichtlich sorgt sie sich über die möglichen Auswirkungen, wenn der Ölkonzern übernommen oder zerschlagen werden sollte.

BPs Infrastruktur und Pensionsfonds im Mittelpunkt

BP hat zwar nur rund 10.000 Beschäftigte in Großbritannien, aber dem Konzern gehören wesentliche Teile der Energie-Infrastruktur, zum Beispiel ein Pipeline-System für 50 Öl- und Gasfelder in der Nordsee. BP, das bis 1987 ein staatliches Unternehmen war, kontrolliert ferner eine wichtige Pipeline zum Kaspischen Meer. Besorgt ist die Regierung wohl auch, weil viele britische Pensions-Fonds BP-Aktien halten. Ein Siebtel aller Dividendenzahlungen für diese Fonds stammten bisher von BP.

Multimedia-Chronik:

Chronik der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko
Weitere Meldungen Ölpest im Golf von Mexiko Wie konnte es zu der Umweltkatastrophe kommen? Eine multimediale Chronik von tagesschau.de.

Gerüchte um feindliche Übernahme

Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko hat den Konzern bislang 3,12 Milliarden Dollar (2,48 Milliarden Euro) gekostet. Der Aktienkurs ist rapide gesunken, das Unternehmen hat die Hälfte seines Marktwertes verloren. Gestern gab es Gerüchte, BP wolle sich mit Hilfe von neuen Investoren vor einer feindlichen Übernahme schützen. Doch das würde die Ausgabe neuer Aktien bedeuten, was wiederum viele britische Experten derzeit für nicht sinnvoll erachten, weil der Aktienkurs so niedrig ist. Diese Fachleute meinen, BP sollte eher Bestandteile seines Vermögens verkaufen, die nicht zum Kerngeschäft gehören, etwa Anteile an Gas- und  Ölfeldern.

BP wird in den USA thematisiert

David Cameron (Foto: AP)
David Cameron reist in etwa zwei Wochen in die USA.

Der britische Premierminister Cameron will BP auch zum Thema seiner Gespräche mit der US-Regierung machen, wenn er am 20. Juli zusammen  mit seinem Energieminister nach Washington fliegt. Cameron hatte mit Präsident Obama schon am Rande des G20-Treffens im vergangenen Monat gesprochen. Dabei waren sich beide Politiker einig, dass BP seinen Verpflichtungen im Golf von Mexiko nachkommen müsse, aber auch überlebensfähig bleiben müsse.

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