Benedikt XVI. bleibt bei seiner Entscheidung, den Rücktritt des Augsburger anzunehmen. Der Fall ist somit beendet. Zugleich mahnte er die Versöhnung mit dem 69-Jährigen an, der demütig Fehler einräumte.
"Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen" – mit diesen Petrus-Worten hat Mixa noch jüngst seinen Aufsatz über den "Mut des Christen" überschrieben. Am Donnerstag gab es dazu für den emeritierten Augsburger ausreichend Gelegenheit: in der Privataudienz bei Benedikt XVI. in Rom. Sie ist mit gut einer Stunde die längste Audienz an diesem Tag. Und sie findet hinter verschlossenen Türen statt. Was anschließend aus dem römischen Papstpalast zurück in die Welt getragen wird, ist eine Vatikan-Erklärung, die in jeder Zeile den Charakter des Amtlichen trägt.
Im Kern steht vor allem dies: Der "Fall Mixa" ist am Donnerstag vom Papst abschließend behandelt worden. Es wird also keine Fortsetzung jener unrühmlichen Chronik geben, die seit Ende März die katholische Kirche in Deutschland erheblich belastet hat. Sie beginnt mit den an Mixa gerichteten Vorwürfen der Kindesmisshandlung als Stadtpfarrer von Schrobenhausen; es folgt der Verdacht, Stiftungsgelder satzungswidrig verwendet zu haben; am 21. April bittet der 69-Jährige – nach Gesprächen mit deutschen Bischöfen – um Entpflichtung, die er drei Tage später in einem Schreiben an Benedikt XVI. zurückzieht; der Papst aber nimmt am 8. Mai das Rücktrittsgesuch an; Mixa zieht unterdessen Mitte Juni wieder ins Augsburger Bischofspalais und erwägt kurz darauf sogar, seinen Fall vom päpstlichen Gerichtshof prüfen zu lassen. Am 21. Juni schließlich erreicht den Papst ein Geheimdossier über Mixa, in dem auch von Alkoholsucht und sexuellen Übergriffen die Rede ist.
Das ist – im Stenogrammstil – zugleich eine Ursache für jenen Glaubwürdigkeitsverlust, mit dem vor allem die katholische Kirche in jüngster Zeit zu kämpfen hat. Die vielen Verfehlungen sind mit der gestrigen Privataudienz nicht aus der Welt. Aber die Debatte, die innerkirchlich zunehmend als eine Art Schlammschlacht empfunden wurde, ist mit dem Papstwort rigoros beendet worden. Salopp gesprochen: Benedikt XVI. hat seit gestern eine Baustelle weniger. Zumal davon auszugehen ist, dass Mixa – bekannt für seine Papsttreue – den Rat, sich zu einer "Zeit des Schweigens" zurückzuziehen, beherzigen wird. Gestern jedenfalls beherzigte Mixa diese Weisung willensstark. Stellungnahmen zur Audienz lehnte er mit dem Vermerk ab, dass die "Schreiberei" mal aufhören müsse. Zudem wurde die Audienz aber auch zu einer Handreichung. Denn Mixa wurde in Aussicht gestellt, dass er künftig wieder als Seelsorger tätig sein könne – nach einer Zeit der "Sammlung" und einer "Periode der Heilungen und der Versöhnung".
Die gestrige Vatikan-Erklärung ist aber nicht nur an den Demut zeigenden Mixa gerichtet, sondern auch an seine deutschen Mitbrüder im Bischofsamt – in Form einer Rüge. Nicht nur zwischen den Zeilen mahnt Benedikt freundschaftliche Nähe und Hilfe für Mixa an. Er mag dabei auch den Vorsitzenden Zollitsch, sowie Marx im Blick haben, deren Verhalten Mixa noch kürzlich als nicht brüderlich bezeichnet hatte.
Allgemein aber richtet sich der mahnende Hinweis an alle Bischöfe hierzulande und deren Solidarität untereinander. Die ist in Deutschland indes noch nie sonderlich ausgeprägt gewesen. Wäre der Papst ein Politiker, müsste man sein gestriges Ansinnen vielleicht so übersetzen: Es muss ein Ruck durch die deutsche Kirchenleitung gehen.
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