Du sollst nicht stehlen
Von Thomas Urban, Warschau
Der Vorfall ist eigentlich peinlich genug für die katholische Kirche in Polen: Ein Priester hat eine Bank ausgeraubt. Sein Motiv aber ist noch überraschender: Er brauchte Geld für seine Familie.
Das hat es in der an aufregenden Begebenheiten nicht armen Geschichte der katholischen Kirche Polens noch nicht gegeben: Ein Priester überfällt eine Bank. So geschah es nun in der Stadt Szamotuly bei Posen. Ein Mann in beigem Anorak und kurzer Hose verlangte von der Kassiererin der Sparkasse Geld. Als diese sich zunächst weigerte, fuchtelte er mit einem Messer herum. Daraufhin händigte ihm die verängstigte Kassierin ein Bündel Banknoten aus. Wie sich bald herausstellte, waren es gerade einmal 6000 Zloty (rund 1450 Euro).
Der Bankräuber hatte aber einen fatalen Fehler begangen: Er war in keiner Weise maskiert. Anhand der Bilder der Überwachungskameras sowie der Zeugenbeschreibung konnte die Polizei rasch ein Phantombild erstellen. Dies wurde ins Internet gestellt, die lokalen Medien bekamen es - und schon wenige Stunden später klickten die Handschellen bei Norbert J. Die Überraschung der Polizisten war groß, als sich herausstellte, dass er Priester ist.
Zwar legt ein Sprecher der zuständigen Diözese in Köslin (Koszalin) Wert auf die Feststellung, es handle sich um einen "ehemaligen Kaplan", doch die polnische Presse widerspricht: Noch ist der auf Abwege geratene Sohn der Kirche nicht in den Laienstand zurückversetzt. Von der Mutter Kirche hat er sich selbst getrennt. Er sollte Anfang August seine bisherige Pfarrei in Westpommern verlassen, um eine neue Pfarrstelle anzutreten. Dort aber ist er nie angekommen, die Kirche hat ihn als vermisst gemeldet. Seine ehemaligen Pfarrangehörigen hatten bereits für ihn gebetet, es war seine erste Stelle als Kaplan gewesen, und er war dort offenbar sehr beliebt.
Nun stellte sich bei seiner Festnahme heraus, dass er große Probleme mit dem Zölibat hat. Er lebte nämlich seit ein paar Wochen mit einer Lebensgefährtin und einem Säugling in der Anonymität der 200 Kilometer südlich gelegenen Großstadt Posen. Zumindest hatte er darauf gehofft, dass er nicht auffallen werde, wie er sagte. Deshalb habe er auch die Sparkasse von Szamotuly ausgesucht, wo er zuvor noch nie gewesen war.
Das Geld, das die Polizei sicherstellte, habe er gebraucht, um die Miete zu zahlen und seine Familie zu ernähren. Diese wird aber nun erst einmal ohne ihn auskommen müssen. Für bewaffneten Banküberfall drohen ihm bis zu zwölf Jahre Gefängnis. Ob die Lebensgefährtin von dem Plan, eine Bank zu überfallen, wusste, ist nicht bekannt.
Von Thomas Urban, Warschau
Der Vorfall ist eigentlich peinlich genug für die katholische Kirche in Polen: Ein Priester hat eine Bank ausgeraubt. Sein Motiv aber ist noch überraschender: Er brauchte Geld für seine Familie.
Das hat es in der an aufregenden Begebenheiten nicht armen Geschichte der katholischen Kirche Polens noch nicht gegeben: Ein Priester überfällt eine Bank. So geschah es nun in der Stadt Szamotuly bei Posen. Ein Mann in beigem Anorak und kurzer Hose verlangte von der Kassiererin der Sparkasse Geld. Als diese sich zunächst weigerte, fuchtelte er mit einem Messer herum. Daraufhin händigte ihm die verängstigte Kassierin ein Bündel Banknoten aus. Wie sich bald herausstellte, waren es gerade einmal 6000 Zloty (rund 1450 Euro).
Der Bankräuber hatte aber einen fatalen Fehler begangen: Er war in keiner Weise maskiert. Anhand der Bilder der Überwachungskameras sowie der Zeugenbeschreibung konnte die Polizei rasch ein Phantombild erstellen. Dies wurde ins Internet gestellt, die lokalen Medien bekamen es - und schon wenige Stunden später klickten die Handschellen bei Norbert J. Die Überraschung der Polizisten war groß, als sich herausstellte, dass er Priester ist.
Zwar legt ein Sprecher der zuständigen Diözese in Köslin (Koszalin) Wert auf die Feststellung, es handle sich um einen "ehemaligen Kaplan", doch die polnische Presse widerspricht: Noch ist der auf Abwege geratene Sohn der Kirche nicht in den Laienstand zurückversetzt. Von der Mutter Kirche hat er sich selbst getrennt. Er sollte Anfang August seine bisherige Pfarrei in Westpommern verlassen, um eine neue Pfarrstelle anzutreten. Dort aber ist er nie angekommen, die Kirche hat ihn als vermisst gemeldet. Seine ehemaligen Pfarrangehörigen hatten bereits für ihn gebetet, es war seine erste Stelle als Kaplan gewesen, und er war dort offenbar sehr beliebt.
Nun stellte sich bei seiner Festnahme heraus, dass er große Probleme mit dem Zölibat hat. Er lebte nämlich seit ein paar Wochen mit einer Lebensgefährtin und einem Säugling in der Anonymität der 200 Kilometer südlich gelegenen Großstadt Posen. Zumindest hatte er darauf gehofft, dass er nicht auffallen werde, wie er sagte. Deshalb habe er auch die Sparkasse von Szamotuly ausgesucht, wo er zuvor noch nie gewesen war.
Das Geld, das die Polizei sicherstellte, habe er gebraucht, um die Miete zu zahlen und seine Familie zu ernähren. Diese wird aber nun erst einmal ohne ihn auskommen müssen. Für bewaffneten Banküberfall drohen ihm bis zu zwölf Jahre Gefängnis. Ob die Lebensgefährtin von dem Plan, eine Bank zu überfallen, wusste, ist nicht bekannt.
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