Sonntag, 13. September 2009

Ende des Analogen nicht in Sicht : Der aktuelle Digitalisierungsbericht

Die Tage der analogen Fernsehübertragung sind gezählt. Doch wann tatsächlich vollständig von analog auf digital umgeschaltet wird, mag niemand vorhersagen. Zwar sehen heute acht Prozent mehr Haushalte digital fern, als noch vor einem Jahr. Doch die Entwicklung zieht sich hin. Und dem analogen „Switch off“, also der kompletten Abschaltung des Analog-TV, stehen noch einige Hürden im Weg. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Digitalisierungsbericht der Landesmedienanstalten, der wie schon seit 2005 auch in diesem Jahr traditionell auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin präsentiert wurde.

Gerade mal 55 Prozent der deutschen Haushalte schauen digital fern. Zum Beispiel über Antenne, wo es kein analoges Angebot mehr gibt. Oder über Satellit. Zwei Drittel aller Satellitenkunden nutzen das digitale Signal. Klares Fazit für Hans Hege, Chef der Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg: „Die wichtigste Forderung, die wir daraus ziehen, ist es jetzt vorzuschlagen, dass man die analoge Satellitenverbreitung im Frühjahr 2012 abschalten kann. Wir werben jetzt für eine gemeinsame Vereinbarung der Fernseh-Veranstalter.“

ARD und ZDF haben bereits angekündigt, ab 2012 die analoge Satellitenübertragung ihrer Programme einstellen zu wollen. Die Privaten jedoch halten sich noch zurück. Denn in die meisten Kabelnetze wird das analoge Satellitensignal eingespeist. Wird dieses abgeschaltet, könnten viele Kabelkunden auf dem Trockenen sitzen, befürchtet Ursula Adelt vom Verband Privater Rundfunk und Telemedien, VPRT. „Wir müssen schon drauf achten, dass wir den Übergang so schaffen, dass wir mit möglichst wenig Reichweitenverlust den Switch hinbekommen und da ist das Kabel unser größtes Problem. Mit den immerhin noch etlichen Millionen allein im Kabel, die es noch zu digitalisieren gilt.“

Das Kabel, der wichtigste Übertragungsweg für Fernsehen in Deutschland, ist denn auch – wie eh und je – das Sorgenkind bei der Digitalisierung. Zwei Drittel aller Kabelkunden schauen immer noch analog fern und zeigen wenig Neigung, dies zu ändern. Wenn bald die Satelliten nur noch digital senden könnten, müssten die Netzbetreiber das Signal wieder zurückwandeln, um ihre analogen Kunden zu erreichen. Voraussetzung: Ein umgerüstetes Kabel. Doch das ist machbar, meint Medienwächter Hans Hege. „Das Problem ist zwar in der Sache sehr kompliziert", so Hege, "aber die Kosten sind überschaubar und ich denke, wenn man hinreichend Zeit hat, dann löst man das auch. Das ist auch der Hintergrund, weshalb es 2012 ist. Wenn wir jetzt nur den Satelliten-Direktempfang betrachten, würden wir schon 2011 abschalten.“

Vielleicht aber entscheiden sich die Kabelkunden von selbst für digitales Fernsehen, indem sie sich Setup-Boxen kaufen, mit denen man schon jetzt per Kabel digital fernsehen kann, bald auch im Standard HDTV. Das hoch auflösende Fernsehen, so die Hoffnung von Industrie, Sendern und Medienwächtern, könnte die Digitalisierung forcieren – wenn es im nächsten Jahr mit HDTV – quer durch alle Programme – dann richtig losgeht. Allerdings, so Hans Hege. „Dann hängt es stark davon ab, wie das bei den Zuschauern ankommt. Interessant, wie das Modell der Privaten ankommt. Man kriegt RTL dann so wie bisher über Satellit, ohne was zu bezahlen. Wenn man HD haben will, dann wird es künftig ein paar Euro im Monat kosten. Und das ist ne interessante Frage, ist es den Zuschauern das wert.“

Überhaupt: Wie können sich Programme im digitalen Zeitalter finanziell tragen? Auch diese Frage wirft der aktuelle Digitalisierungsbericht auf. Denn die herkömmlichen Quellen der Finanzierung – wie Werbung im Privatfernsehen –bröckeln nach und nach. Was kommt danach? Vielleicht findet der Bericht, der im kommenden Jahr erscheint, darauf eine Antwort.

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